Das Leitwolf Training: Sprachfrei kommunizieren mit Hunden

M. Tomasini: Das Leitwolf Training

Sitz, Platz, Fuß: Kommandos ohne Worte

Anthropomorphisieren ist das lange und nicht jedem zugängliche Fremdwort für ein typisch menschliches (sic!) Verhalten, nämlich die humane Sozialbrille auch allem Inhumanem aufzuziehen.

So kommunizieren wir gemeinhin mit unseren Autos, Computern und gerne auch mal mit dem Wetter und sind fest davon überzeugt, dass Pflanzen, Tiere oder Steine das Gleiche fühlen und denken wie wir.

Nun haben die meisten Säugetiere natürlich auch eine prinzipielle Gemeinsamkeit, doch verändert sich das Sozialverhalten ganz ungemein, je nachdem ob ich von der Familie der Primaten oder der Kaniden, also der Wölfe, abstamme.

Den Schweinebratenrest vom Weihnachtsessen gibt man, kennt man die Voraussetzungen der tierischen Art, meinem Hund auf keinen Fall – ich will ihn weder versalzen (was ich damit tun würde) und brauche ihn auch nicht zu verwöhnen, denn die Hund-Mensch-Beziehung basiert auf natürlichen Grenzen und nicht auf  neurotischen Nähe-Distanz-Problemen.

Wem sich das etwas zu drastisch anhört, der ist entweder ein hoffnungsloser Fall oder aber bereits mit dem Wesen der Hunde vertraut.

Wer diesbezüglich eine wunderbare Anleitung haben möchte, sollte sich mit dem Leitwolf-Prinzip von Mirko Tomasini auseinandersetzen, einem erfahrenen und kompetenten Hundetrainer, der seine Ausbildungen auch auf das Buchformat übertragen hat.

Ein sehr lesenswerter, wertvoller, knapp einhundert Seiten starker Ratgeber für den natürlicheren Umgang zwischen Zwei- und Vierbeiner.

Tomasini kennt und erklärt nicht nur die biologischen Prinzipien hündischen Interesses, sondern strukturiert diese in ein Drei-Stufen-Programm – eine Vorgehensweise, die mit Bewusstheit, Klarheit und Wissen erfolgt, genau so, wie dieser Trainer es auch seinen Teilnehmern beibringt – nur wer der Leitwolf sein will, kann seinen Hund entsprechend führen.

Alles andere entspricht nicht dem Wesen dieser Tiere und führt aufgrund der Vermenschlichung (als einfacheres Wort für Anthropomorphisierung) zu gestörten Persönlichkeiten.

Nach einer Einleitung werden den drei Kernbereichen Führung, Spiel und Teamwork die entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt.

Jeder einzelne Bereich wird dann inhaltlich konkretisiert und dann mit richtig guten und leicht nachvollziehbaren Übungen garniert.

Das Ganze immer versehen mit guten Beispielfotografien, kleinen Merksätzen im farblich extra abgehobenen Kasten und Erfahrungsberichten aus der Praxis, auch diese wiederum in einer anderen Farbe und vom Rest des Textes abgehoben.

Just diese auf den ersten Blick übersichtliche Struktur entspricht dem Leitprinzip des Leitwolfes Tomasini – weniger Sprache, mehr Körperbewusstsein; klare, dominante und zentrierte Aufrichtung als Leitmotiv. Der Hund braucht kein Geschrei, sondern Zeichen und Körpersprache, die klar und unmissverständlich sind.

Fazit

Aufgrund der vielen Übungen, der praktischen Fotos und der von vorneherein einleuchtenden Argumentation des Autors ein tolles und sehr empfehlenswertes Buch.

Dass der Hundetrainer abschließend Bücher von Deepak Chopra, Rupert Sheldrake oder Joachim Bauer als Referenzquelle angibt, ist nicht nur überraschend, sondern zeigt, dass hier jemand den Weg des Herzens und der Bewusstheit gegangen ist und diesen authentisch und biologisch nachvollziehbar auf das Wesen der Tiere überträgt.

Bei all dem Zucker, den die Tiere in Fernsehen und Zeitschrift in den Hintern geblasen kommen, ein echtes Leckerli mit wirklichem Nährgehalt!

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