Das Narrenschiff

Sebastian Brant: Das Narrenschiff Studienausgabe

Sebastian Brant war um das Jahr 1500 herum der berühmteste und bekannteste deutschsprachige Autor. So berichtet es die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel. Demzufolge etablierte er die Figur des Narren in der Literatur und löste damit eine „regelrechte Welle der Narrenliteratur aus“.

Brants wolle nicht einfach nur Späße machen. Wie es ein vordringliches und eindringliches Anliegen humanistischer Bildung ist, möchte das Buch dem Leser „die Erkenntnis und Kritik von Torheit“ bieten. Dies gilt als „anspruchsolles Programm in der frühneuhochdeutschen Volkssprache“. Der Verlag bietet hier nach eigenen Angaben eine „originalsprachige Studienausgabe mit ausführlicher Kommentierung.

Eine Inhaltsangabe

Das Buch gliedert sich in eine Vorrede und 112 Kapitel. Sie beschreiben in den meisten Fällen jeweils ein typisches menschliches Fehlverhalten oder Laster wie beispielsweise Habsucht, Kleidermoden, Schwätzerei oder Ehebruch. Der Autor warnt aber  auch vor den Türken und dem nahen Weltende. Regierende bekommen vom Autoren gute Ratschläge. Ein neuer Heiliger namens St. Grobian tritt als Flegel auf. Das Schlußkapitel stellt diesem Reigen von Narren den Weisen als Ideal vernünftiger Lebenshaltung gegenüber.

Das Buch – eine Beschreibung

Joachim Knape ist der Herausgeber dieses Buches. Er bietet hier den Text des Narrenschiffes in seiner Originalform, der genau 114 Holzschnitte der Baseler Ausgabe beigefügt sind. Doch er bietet mehr. Knape stellt Brant als Person anhand seiner Biographie vor. Im weiteren Text der umfangreichen Einführung ordnet er unter literaturwissenschaftlichen Gesichtspunkten Brant, das Narrenschiff und seine literarischen Grundlagen ein.

In den Lesehilfen, die faktisch ein Anhang sind, werden häufig vorkommende Worte des antiquierten, weil altertümlichen Deutschs in eine moderne zeitgemäße Form gebracht. Daneben gibt es hier auc hein „Kommentiertes Personennamen-Verzeichnis“, in dem sämtliche Personen und Völker des Narrenschiffes vorgestellt sind.

Das Buch gehört zu „Reclams Universal-Bibliothek“ und trägt dort die Nummer 18333.

Die Besprechung

Knape zufolge ist das Buch für „literarisch interessierte Leser gedacht, die keine philologischen Experten sind“. Er erkennt völlig zu Recht, daß der Originaltext heutigen Lesern „eine Reihe sprachlicher und inhaltlicher Verständnisschwierigkeiten“ bieten wird. Die Fußnoten in jedem Kapitel, die Hinweise zu der ungewohnten Schreibweise und die Liste zu den häufig vorkommenden Wortformen (die beiden letztgenannten Abschnitte kommen – wie schon oben gesagt -im Anhang bei den Lesehifen vor) sollen diesen Verständnisschwierigkeiten abhelfen.

Doch oh wehe! Knape liegt mit seiner Herangehensweise an die Problemlösung völlig daneben. Auch wenn hier nichts über Knapes beruflichen Hintergrund gesagt wird, so ist doch offensichtlich, daß das Buch von einem Fachmann für philologisch-sprachhistorisch-literaturwissenschaftliche Fachleute geschrieben wurde.

Dem Narrenschiff fehlt die Übertragung in ein modernes Deutsch. Die Einführung bleibt über weite Strecken unverständlich, weil sie nicht populärwissenschaftlich geschrieben ist und auf gute, nein, besser, sehr guten Kenntnissen der griechischen Klassiker wie Horaz basiert. Für eine allgemeine Leserschaft bleibt ein solches Buch völlig unverständlich.

Fazit

Das vorliegende Buch ist für studierte Germanisten und Literaturwissenschaftler sicherlich interessant. Wer dagegen moderne Belletristik schätzt, sollte die Finger davon lassen.

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