Das Versteck

Das Versteck von Dean Koontz

Inhalt
Lindsey und Hatch Harrison sind abends auf dem Rückweg von einem Wochenendausflug, die Fahrbahn ist aufgrund der Dunkelheit und des Schneetreibens nur schlecht zu erkennen. Am Big Bear Lake wollten die beiden wieder einmal Zeit für sich gemeinsam haben, da sie in den letzten Jahren um ihren Sohn, der mit 5 Jahren an Krebs gestorben war, getrauert hatten und sich wenig um die Ehe kümmern konnten. Ein Lastwagenfahrer verliert die Kontrolle über seinen Lkw, und die Eheleute können dem die Straße blockierenden Fahrzeug nicht ausweichen und fallen eine Böschung hinunter, der Wagen der beiden versinkt im Wasser und treibt ab.

Obwohl der LKW-Fahrer getrunken hat, ist er doch so geistesgegenwärtig und alarmiert die Feuerwehr. In dem kalten Wasser haben die beiden jedoch so gut wie keine Chance, dennoch gelingt es Lindsey, sich und ihren Mann mit letzter Kraft aus dem Auto zu befreien, aber an Land schaffen sie es nicht. Als die Feuerwehr kommt, findet sie beide fast leblos. Im Krankenwagen stellen die Sanitäter den Tod von Hatch fest, Lindsey ist stark unterkühlt. Plötzlich stellt sie fest, dass sie in einen Hubschrauber umsteigen, ohne zu wissen, warum der Krankenwagen sie nicht ins nahe Krankenhaus fährt. Sie hört dabei den Satz „Aber die lebt ja noch!“

An dieser Stelle vermutet der Leser sich in einem Thriller um Organhandel oder ähnliches. Aber nein, die beiden werden in eine Klinik geflogen, in dem ein Spezialist für Reanimation, Dr. Jonas Nyebern, darauf wartet, zu versuchen, mit den neuesten Techniken Lindseys in der Tat toten Mann wiederzubeleben. Da dieser nur wegen der Kälte gestorben ist und die Kälte dafür sorgt, dass die wesentlichen Lebensfunktionen möglichst lang erhalten bleiben, besteht somit auch bei längerem klinischen Tod die Möglichkeit der Wiederbelebung. Und in der Tat, nach 80 Minuten holt Nyebern ihn zurück ins Leben!

Glücklicherweise behält Hatch auch keinerlei bleibende Schäden zurück. Beide genießen es sehr, eine zweite Chance zu bekommen und sind glücklicher verheiratet denn je – wenn da nicht die Alpträume wären, die Hatch plötzlich plagen. Dennoch hat der Unfall die beiden in ihrer Entscheidung bestärkt, ein Kind zu adoptieren. Da sie ein behindertes Kind nehmen wollen, klappt dies auch recht schnell. Hatch aber wird immer mehr von den Alpträumen geplagt: Er träumt quasi aus der Perspektive eines Mörders – bis sich herausstellt, dass die Personen, von denen er träumt, wirklich tot sind. Seine „Eingebungen“ steigern sich, er bekommt nach und nach auch tagsüber Eingebungen und Visionen, die immer unheimlicher und brutaler werden. Er fühlt die Dinge des Mörders und muss erst wieder „aufwachen“, um er selbst zu sein.

Parallel erfährt der Leser die andere Seite dieser Visionen: ein junger Mann, der sich Vassago nennt, lebt in einem verlassenen Freizeitpark und mordet immer wieder Menschen, die er dann wie Kunstobjekte – mit abartigen Symbolen – in dem Park ausstellt. Er hasst das Leben und möchte gern zurück in die Hölle, aus der er seiner Meinung nach kommt. Aber dies muss er sich „verdienen“ und daher mordet er. Eines Tages stellt er verwundert fest, dass er Visionen hat – von einer jungen Frau, die Lindsey heißt. Er kann damit nicht viel anfangen, findet es aber interessant und meint nach und nach, dass Lindsey ein toller Abschluss seiner Menschensammlung sei und ihm damit der Weg zurück in die Hölle geebnet werden könnte. Also macht er sich auf die Suche…

Fazit
Dean Koontz ist bekannt dafür, unheimliche Romane zu schreiben, und dieser hier gehört sicherlich auch dazu. Die „falsche Fährte“ am Anfang trägt ebenfalls dazu bei, das Buch fast ohne abzusetzen zu Ende zu lesen. Ebenfalls fragt sich der Leser eine ganze Weile, ob Nyebern nicht doch eine dunkle Rolle in der ganzen Geschichte spielt. Und in der Tat ist er ein wichtiges Bindeglied!

Neben der – für Koontz eigentlich selbstverständlichen – Tatsache, dass sich das Buch sehr spannend liest und bis auf die (hoffentlich) fiktive Prämisse, dass es eine direkte Verbindung mit Visionen zwischen zwei Menschen geben kann, finde ich an dem Buch besonders gelungen, dass Koontz alle Handlungsstränge auch „abschließt“. Zwar fragt sich der Leser eine ganze Weile, warum die Figur des LKW-Fahrers so ausführlich geschildert wird, wenn dann keine Fortsetzung folgt, aber Geduld: auch er taucht wieder auf und ist ebenfalls ein wichtiges Element zwischen Hatch und Vassago!

Interessant ist auch Koontz´ Ansatz, die „Hölle“, die von Vassago als so erstrebenswert beschrieben wird, am Ende doch zu trivialisieren. Er bietet damit dem Leser die Chance, doch an das Gute zu glauben. Regelmäßige Koontz-Leser werden schließlich feststellen, dass Koontz sich wieder einmal eines Akteurs bedient, der an einer sehr starken Lichtempfindlichkeit leidet – hier in Person des bösen Vassago, in seinem Roman „Geschöpfe der Nacht“ ist es der gute Hauptakteur, der unter Lichtempfindlichkeit leidet. Auch die Übersetzung ist gut gelungen, auch wenn leider Feinheiten wie etwa „Trage“ und „Bahre“ verwechselt wurden – insgesamt also ein wirklich lesenswerter Thriller!

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