Der Nebelkönig

Der Nebelkönig von Susanne Gerdom

Katzenkönigin kämpft gegen Nebelkönig
Die 14-jährige Sallie ist ein einfaches Küchenmädchen in einem alten Herrenhaus. Das Gebäude ist so riesig und vollkommen verwinkelt, dass sie nur einen winzigen Bruchteil der weitläufigen Räume kennt. Am liebsten hält sie sich in ihrer knapp bemessenen Freizeit in der Bibliothek auf, um zu lesen. Der Bibliothekar Uhl ist ein Gestaltwandler, genau wie ihre anderen Freunde Kaltrina und Luan. Diese beiden sind Katzen, Uhl eine Eule. Besonders fasziniert ist Sallie von dem Buch mit der  Geschichte vom ewigen Kampf des Nebelkönigs gegen die Katzenkönigin – das Thema lässt sie nicht mehr los. Doch durch Gespräche mit ihren Freunden und rätselhafte Ereignisse im Herrenhaus findet Sallie heraus, dass diese Geschichte offenbar viel mehr mit ihr zu tun hat, als sie zunächst glauben möchte. Sie beginnt immer neue Türen zu öffnen und wichtige Fragen zu stellen. Als sie entdeckt, dass der Nebelkönig offenbar im Turm des Gebäudes eingesperrt ist, beginnen sich die Ereignisse zu überstürzen. Nicht jeder im Haus ist das, was er zu sein scheint.

Schwierige Mission
Ihre Freunde sprechen immer wieder davon, dass sie eine Mission hat – den Kampf gegen den Nebelkönig. Sallie braucht allerdings lange, bis sie Wahrheit und Lügen voreinander unterscheiden kann. Obwohl – sicher ist sie sich dabei bis zum Schluss nicht. Und während sie fieberhaft überlegt, wie sie weiter vorgehen soll und ob sie überhaupt eine Chance gegen den schier übermächtigen Gegner hat, kriecht der Nebel unaufhörlich ins Haus – und der Nebelkönig macht Jagd auf das kleine Küchenmädchen. Schließlich kommt es zum ebenso dramatischen wie überraschenden Finale.

Der Leser fiebert sofort mit
Susanne Gerdom zeigt auch in ihrem neuen Buch ihr großes erzählerisches Können. Das Buch ist eigentlich als Jugendbuch konzipiert,  aber im Grunde ist es ein modernes Märchen, das auch erwachsene Leser anspricht. Geschickt mischt die Autorin darin die Realitätsebenen. Sallie – und damit auch der Leser – weiß nicht immer ganz genau, ob sie träumt, oder etwas in der Realität erlebt. Ihre Lektüre und häufige Gespräche mit Freunden tragen dabei nur bedingt zur Aufhellung bei, manchmal sorgen sie eher für neue Verwirrung. Der Leser blickt Sallie dabei ständig über die Schulter, und hat genau die gleichen Informationen wie die Heldin der Geschichte. Das sorgt dafür, dass man beim Lesen von Beginn an mitfiebert und die gefährlichen Situationen, die Sallie bewältigen muss, gewissermaßen mit durchlebt.

Sympathische Heldin der Geschichte
Das Küchenmädchen mit seiner erfrischend direkten, zuweilen etwas naiven Art ist ein echter Sympathie-Träger. Wer die Bösen in der Geschichte sind, bleibt allerdings lange – im wahrsten Sinne des Wortes – nebelhaft. Und das sorgt für stetig steigende Spannung. Zuweilen wird es auch recht gruselig, und es gibt auch mal blutige Action, aber diese Bestandteile der Geschichte stehen nicht im Vordergrund. Die Handlung lebt von den Geheimnissen des Herrenhauses, die Sallie wie beim Schälen einer Zwiebel Schicht um Schicht ergründet. Und dabei trifft sie auf höchst unterschiedliche Persönlichkeiten. Da ist der König der Ratten in den Gewölben unter dem Herrenhaus, mit seinen rätselhaften Andeutungen. Da ist der geheimnisvolle Apotheker, von dem Sallie lange nicht weiß, auf welcher Seite er steht. Und da sind ihre drei Freunde, die durch ihre Äußerungen ebenfalls immer rätselhafter werden. Nicht zu vergessen die Menschen aus dem Südflügel des Herrenhauses, die zu Herrschaft gehören – für Sallie schier unergründlich.

Fazit: Ein lesenswertes Buch
Das Pendeln zwischen Traum und Realität ist ein geschickt genutztes Stilmittel, um sich die Aufmerksamkeit der Leser zu sichern und die Spannung hoch zu halten. „Der Nebelkönig“ ist in meinen Augen kein ausgesprochenes Jugendbuch, sondern Fantasy im besten Sinne – eben eine fantastische Geschichte. Man kann das Buch einfach nur lesen und sich gut unterhalten lassen. Oder man denkt anschließend nach über die dort im Vordergrund stehenden Themen nach: Freundschaft, Wahrhaftigkeit, Mut, Freiheitsliebe und Zivilcourage. In jedem Falle ein lesenswertes Buch.

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