Der Tote im Smoking

Der Tote im Smoking von William C. Gordon

Inhalt
Kalifornien in den 1960er Jahren: Reginald Rockwood III. verkehrt in den besten Kreisen San Franciscos und legt peinlich genau Wert darauf, stets nur im Smoking aufzutreten. Regelmäßig verbringt er seine Abende in der Bar „Camelot“, wo er sich mit Samuel Hamilton unterhält. Samuel gehört zu seinen großen Bewunderern und genießt die Gesellschaft von Reginal Rockwood III. Doch eines Tages stirbt Rockwood bei einem tragischen und zugleich merkwürdigem Verkehrsunfall.

Während die Polizei versucht, den Fall als einen Selbstmord zu den Akten zu legen, kommen Samuel Zweifel an der Geschichte über das mysteriöse Ableben seines Freundes. Er beginnt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Samuels Recherchen führen ihn immer weiter in die Subkultur des Chinatown-Viertels von San Francisco. Schon bald muss Samuel erkennen, dass Neugier in manchen Kreisen lebensgefährlich sein kann…

Eine atmosphärisch dichte Reise ins San Francisco der 60er Jahre
William C. Gordon gelingt es in seinem ersten Krimi, den Charme und das „gewisse Etwas“ der klassischen, alten amerikanischen Krimis aus den 40er und 50er Jahren in einen Roman des 21. Jahrhunderts hinüberzutransportieren. Er beschreibt die Protagonisten und ihre Eigenarten so genau, dass der Leser immer wieder Identifikationsfiguren und Anknüpfungspunkte findet, gleichzeitig gelingt es Gordon jedoch, den Handlungsstrang dabei nicht zu vernachlässigen. Er erzählt eine klassische „Gangstergeschichte“, zeichnet dabei jedoch so treffende und herausragende Porträts der Charaktere, dass der Leser zu jederzeit förmlich in die Handlung „eintaucht“.

Samuel ist ein relativ klassischer Hauptprotagonist in einem Kriminalroman: Seinen Lebensunterhalt verdient er mehr schlecht als recht als Anzeigenverkäufer in einer Lokalzeitung, sein privates Leben „plätschert“ vor sich hin, und baldige große Veränderungen in diesem konstant langweiligen Rhythmus zeichnen sich auch nicht ab. Doch als Samuels Freund Reginald Rockwood sich scheinbar ohne ersichtlichen Grund vor einen Bus stürzt, ist Samuels Neugier geweckt.

Zum einen möchte er herausfinden, was wirklich hinter dem Tod seines Freundes steckt, zum anderen sieht er in dem scheinbar tragischen Unfall einen „Wink des Schicksals“: Er betrachtet das Ereignis als seine große Chance, endlich zum Reporter aufzusteigen und sein langweiliges Leben als Anzeigenverkäufer ein für alle Mal hinter sich zu lassen.

Fazit
William C. Gordon ist der Ehemann der Autorin Isabel Allende. Diese Verbindung macht sich in Gordons Debüt positiv bemerkbar. Gordons Erzählung ist in sich schlüssig, und auch wenn die Handlung des Krimis so sicher nicht als „absolut innovativ“ zu bezeichnen ist, gelingt es dem Autoren, einen Flair von San Francisco in sein Buch zu bringen, der Neugier auf die Stadt macht und die Handlung gewissermaßen eindrucksvoll unterlegt.

Mit dem Protagonisten Samuel Hamilton erschafft Gordon eine sympathische Hauptfigur, mit welcher sich der Leser identifizieren kann, ohne dass dies die Handlungsperspektive beeinträchtigt. Obgleich Gordons Erstlingswerk von der Kritik relativ wenig beachtet wurde, ist dieser Krimi wirklich empfehlenswert. Ein echter Geheimtipp für Freunde von Krimis mit Charme und ohne allzu stumpfe und bleihaltige Auflösung.

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