Der Traumhändler

Augusto Cury: Der Traumhändler

Die gute Seele

Es gibt zweierlei Träume. Zum Einen die echten, die den Körper auf eine andere Ebene versetzen können und in denen der physische Leib und unser alltägliches Raum-Zeit-Bewusstsein ausgeschaltet sind.

Just als Ergebnis jener faszinierenden Optionen, die sich in dieser – nichtsdestotrotz völlig realen –  Welt bieten, ist eine zweite Traummöglichkeit erschaffen worden, nämlich diejenige, die wir in unsere normale Sprache integriert haben. Wir träumen von einem schönen Haus, einem langen Leben, einem beruflichen Höhepunkt und tollen Hörbüchern. Ja, und das nach einer weltweit gefeierten Romanvorlage, die der brasilianische Autor Augusto Cury vorgelegt hat.

Ein paar Fakten zu Cury:

Über zwanzig Bücher hat er bereits geschrieben, viele davon in seiner Heimat mit großem Erfolg veröffentlicht. Von Hause aus ist der Schriftsteller gelernter Psychiater, Psychotherapeut  und Arzt und genau jene heilenden und empathischen Fähigkeiten durchziehen auch die Charaktere und Schwerpunkte seiner Romane.

 12 Millionen Kopien hat er schon unter die Leute gebracht, in fünfzig Sprachen wurden sie übersetzt, der Erfolg  hat letztlich sogar dazu geführt, dass er auch als Wissenschaftler in Erscheinung getreten ist. Seine sogenannte Mehrstärken-Theorie (Multifocal Theory) und seine Schule der Intelligenz sind eingetragene Marken und drücken in real das aus, was in seiner Fiktion vorgegeben ist.

Denn auch der Traumhändler bevorzugt die stärkende und aufbauende Unterstützung seiner Klienten, die sich ihn als Therapeuten gar nicht ausgesucht haben. Eher wie ein Missionar – allerdings ohne Bibel und andere enervierenden Symbolismen – taucht er ungefragt am Schauplatz des Geschehens auf, so direkt zu Beginn dieser Geschichte.

Der spätere Ich-Erzähler Julio Lambert steht am Rande eines zwanzigstöckigen Hochhauses, auf der Straße gaffen die Schaulustigen, ein weiterer Selbstmörder auf dem Weg zum finalen Akt. Dann bahnt sich der namenlose Traumhändler durch die Menge, gelangt aufgrund seiner Rücksichtslosigkeit neben den potentiellen Selbstmörder und, damit die Geschichte überhaupt losgehen kann, überzeugt ihn mit Gleichnissen, empathischer Intelligenz und wirklicher Liebe zum Leben. Und damit ist der weitere Hergang auch schon deutlich umrissen.

Nicht nur der Selbstmörder ist geheilt, auch viele weitere existentielle Lebensopfer tauchen auf und werden vom Traumhändler und den nun überzeugten Bekehrten auf den anderen Weg gebracht, in eine andere Richtung geschubst. Sokratische, biblische und meditative Weisheiten, wie man sie im psychologischen Selbsthilfebuch oder im religiösen Mysterium auch lesen kann, beschleunigen und bewirken die Paradigmenwechsel. Genau so stellt man es sich also auf der angenehmen Couch des Psychotherapeuten Augusto Cury vor. Ein liebenswerter, kluger und verständnisvoller Mann, der aufbaut, zum Lachen, zum Weinen, auf jeden Fall zum echten Erleben anregt.

Der Ursprung dieser ichlosen Beschäftigung ist vielleicht etwas dick aufgetragen und zu einfach – Wirtschaftsboss mit Ellenbogenhintergrund verliert seine Familie (indirekt durch sein Zuviel an Arbeit) und ist bekehrt. Ein bisschen was von religiöser, speziell christlicher Demut muss man mitbringen, um sich nicht zu arg bequatscht zu fühlen, dann aber ist man drin in einem packenden und sehr berührenden Werk.

Fazit:

Christian Schuler ist die Idealbesetzung für die Sprechrolle – sanftmütig, vorsichtig, eine subtil unterstützende Kraft für diesen Roman, der einer perfekten Bewerbung für Klientenakquise dieses psychologischen Meisters gleichkommt. Man muss allerdings eine gewisse Portion christliche Leidensideologie mitbringen. Aber wer tut das in unserer Gesellschaft nicht?

Schreibe einen Kommentar