Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit

Veronica Roth: Die Bestimmung – Tödliche Wahrheit

Packende Fortsetzung

Es kann alles so einfach sein: Studiere Literatur oder kreatives Schreiben, bringe deine eigenen Werte als packende Bilder in eine Geschichte und mache daraus eine Trilogie unter dem Motto Dystopie. Und fertig ist der Pagetruner. Na, wenn es so einfach wäre, könnte ja ein jeder gefeierter Schreiber  werden. Veronica Roth hat es direkt mit ihrer ersten Geschichte geschafft, mit 23 Jahren stand ihr Name schon auf den Bestsellerlisten der New York Times. Nun ist sie grad ein Jahr älter und der Nachfolger der Debüthits steht in deutscher Übersetzung ins Haus.

Die Bestimmung erweitert ihren Titel und wird zur tödlichen Wahrheit. Die Hauptfiguren bleiben bestehen und wechseln nicht, wie bei manch anderen vergleichbaren Werken, den Fixpunkt oder den Erzählstil. Roth bleibt bei ihrer spannenden, mitreißenden und packenden Story, gewürzt mit viel (amerikanischer) Bestialität und Lebensentfremdung. Wie will ein junger Mensch in diesem Land das Leben auch anderes interpretieren?

Tris bleibt die Hauptperson und ihre Beziehung zu Four einer der Kernpunkte dieses Buches. Für eine junge Autorin schaut Roth dabei ziemlich weit oder nah – je nach persönlicher Geschichte. Denn das Liebespaar macht fast im ganzen Werk genau das, was verheiratete Paare auch die ganze Zeit machen. Sie streiten sich und versöhnen sich und, genau, fangen direkt wieder an zu streiten. Der Punkt mag manchen jungen Leserinnen gar nicht gefallen und so findet man ihn auch in den seltensten Fällen gleicher Machart so fabuliert: aus authentischer Sicht ist dieses ewige, nervige Hin und Her aber höchst anspruchsvoll, vor allen Dingen denn man bedenkt, dass diese Sache schlussendlich mal nicht gut… okay, wir wollen nicht zu viel verraten.

Über allem steht das so herrlich ewig junge Thema der Fraktionen, die Roth auch ganz bewusst so benennt. Es geht um verschiedene sozialen Gruppierungen, die vor Familie oder individueller Verantwortung stehen. Wer sich dabei an Marx Kapitalismuskritik oder Jungs Archetypen erinnert fühlt, nur zu. Auch hier dient die amerikanische Politik als reelles Vorbild. Der groteske – ohne jede persönliche Nuance – ausgetragene Diskurs der Republikaner und Demokarten darf wohl als abschreckendes und erstes Beispiel der Autorin hergehalten haben.

Dass die Fraktionen in diesem Fantasykracher Ken, Ferox oder Amiten heißen, ist der bezaubernden und wagemutigen Phantasie der Autorin geschuldet. Dazu gibt es dann die übliche Mischung aus freundlichen (Caleb, Tobias) und fiesen (Jeanine) Charakteren, jede Menge Aufs und Abs, und ein in sich geschlossener Handlungsstrang, der zwar den dritten Teil noch erwarten darf, aber dennoch nicht unabgeschlossen bleibt. Auch das ein Pluspunkt dieses Buches.

Fazit:

Das Einzige, was man sich einmal fragen sollte: Warum immer Trilogien? Warum keine Quadrologie oder Quentologie, oder wie man das nennen könnte? Alles andere stimmt und macht das Gewöhnliche ungewöhnlich. Action (mehr als in manch anderer Story), Liebe und vor allen Dingen Gesellschaftskritik en masse, verpackt in spannende und interessanten Figuren. Ach, wäre doch zu schön, wenn das den amerikanischen Politikern als Untersuchung der eigenen Werte und Ansichten dienen würde.

 

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