Dieter Harmening: Wörterbuch des Aberglaubens

Dieter Harmening: Wörterbuch des Aberglaubens

Das Buch ist im Jahre 2009 im Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart, erschienen. Es ist mit 604 Seiten doch sehr umfangreich geraten.

Hier liegt ein umfanreiches, dickes Buch aus Reclams Universal-Bibliothek vor. Es trägt dort die Nummer 18260.

Der Inhalt

Ein vierblättriges Kleeblatt bringt Glück. Genauso wie der Pfennig, den man findet. Ausgehend von über 1.000 Stichworten beschreibt Harmening die Welt des Aberglaubens. Laut Inhaltsangabe wird der Begriff des Aberglaubens „kultur- und religionswissenschaftlich fundiert beschrieben. Das Buch legt dementsprechend auch „einen großen Wert auf einen quellenkritischen Umgang mit den Belegen und auf eine weder unkritische noch verdammende Haltung von Magie und Geisterglauben“.

Die Buchbesprechung

Erste Beobachtung, wenn man das Buch querliest: Es ist eine reine Bleiwüste. Hier wird nichts illustriert, weder Personen noch Sachen. Wir Leser erfahren also nicht, wie sich Leute früher Sachen vorgestellt haben. Wie sehen Kobolde aus? Welche bildlichen Vorstellungen gibt es vom Fegefeuer? Diese Fragen sind hier beispielhaft genannt; die Antworten darauf bleiben der Phantasie des Lesers überlassen.

Die zweite Beobachtung ist, daß Personen und Sachen gleichermaßen beschrieben werden. Okkultismus und Knoblauch kommen hier also genauso vor wie Nikolaus von Dinkelsbühl und Johannes Geiler von Kayersberg.

Die dritten Auffälligkeit ist die wissenschaftliche Herangehensweise. Es gibt ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis nach dem lexikalischen Teil. Die Begriffe werden zwar leicht verständlich, aber nicht populärwissenschaftlich erklärt. In dem Artikel gibt es viele Querverweise zu anderen Lexikonartikeln. Hier wird also nicht das Herz, sondern der Verstand angesprochen.

Der Zugang zu diesem Buch? Er ist für eher nüchterne, verstandesmäßig veranlagte Menschen am leichtesten. Hier wird auch Aberglauben, der heute nicht mehr Allgemeingut ist, beschreiben. Dieser Aberglauben betrifft beispielsweise Pflanzen. Wie in der Inhaltsangabe angekündigt, sind die Ausführungen eher sachlich und neutral angelegt.

Das Buch ist gründlich recherchiert und enthält viele Daten. Man kann sehr leicht den Eindruck gewinnen, daß diejenigen Themen, die hier nicht vorkommen, nicht existieren.

Das Buch ist eine Einführung in die Welt des Aberglaubens. Man hat schon Pferde kotzen sehen. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die es eigentlich nicht gibt. Diese Redensarten deuten es an: Es gibt Dinge, die man als Glück, Zufall oder sonstwie bezeichnen könnte, weil sie passieren, ohne daß es eine rationale Erklärung gibt. Dem Buch fehlt der Bereich der Psychologie. Wie kommt es, daß manche Menschen für den Aberglauben empfänglich sind, andere nicht? Selbst wenn man nicht abergläubisch ist: Kann nicht auch ein gefundener Glückspfennig oder ein vierblättriges Kleeblatt für gute Laune sorgen? Harmening geht auf diese unterschwelligen Bereiche nicht ein. Dabei wären auch sie interessant gewesen.

Ein wirklicher Mangel ist dies aber nicht. Es wäre in einer Neuauflage schon schön, diese Ergänzung hinzuzufügen.

Ein Fazit

Das Buch ist eine gute Einführung in das Thema Aberglauben. Auch wenn die Psychologie fehlt, bewegt sich das Wörterbuch auf einer sachlichen und wissenschaftlich-neutralen Ebene. Wer sich für Aberglauben interessiert, hält hier ein informatives und interessantes Buch in den Händen.

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