Knospen: und die lebendigen Kräfte der Bäume

Gebriela Nedoma: Knospen: und die lebendigen Kräfte der Bäume

Noch nicht am Blühen

Endlich. Darauf hat man irgendwie schon lange gewartet. Nämlich, dass sich jemand mal ernsthaft und vor allen Dingen kraftvoll dem Thema Knospen zuwendet. Viel zu lange wurden diese eigentlich lebenspendenden Pflanzenteile unbeachtet – kein Wunder, sie sind ja nicht groß, schön oder der modernen Medizin von Nutzen (mal abgesehen von Alternativansätzen). Es gibt so viele gute Bücher über Bäume, Blumen, auch über Blätter, Wurzeln und Blüten, aber die Knospen fehlen aus einem Grund, der letztlich leider einleuchtend ist. Es sind nämlich die Strukturen, die am unauffälligsten die meiste Power besitzen. Wer hat dafür heutzutage noch Augen? Denn man braucht die inneren Augen, das ist das Problem.

Gabriela Nedoma hat sich nun diesem Mammutprojekt im dafür prädestinierten Freya-Verlag angenommen und dabei leider – so viel vorneweg – sich zu sehr eben jenen Augen zugewandt, die es für diese Arbeit nicht nur bedurft hätte. Denn die Knospen kommen ein wenig zu kurz, das Buch ist eine Mischung aus eben jenen Knospen, aber auch allgemeinem Baum- und Pflanzenwissen. Dazu gibt es seitenlange Abhandlungen über Bachblüten und Silvotherapie. Warum das denn? Das sind alles schöne und berechtigte Themen, aber wir wollten doch ein Buch ganz über Knospen. Nun gut, Inhalt, Einleitung, Nutzhinweise, gemmotherapeutische Optionen, Schlussbetrachtungen sowie einige sehr schöne einzelne Portraits beschäftigen sich mit den Knospen, aber sonst ist das ganze ein zu wilder Mix aus allem. Man merkt förmlich, wie die Autorin vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt; man kann ihren Schreibfluss mitfühlen.

Sie fängt bei den Knospen an, dann sieht sie die Blätter (erzählt davon noch was), schaut sich um (ich bin in den Alpen, schnell davon noch was erzählen) und so weiter und sofort. Hier fehlt eine Übersicht, eine Struktur, wo nicht nur gut zehn, sondern alle heimischen Bäume in Ordnung gebracht und deren Knospen vorgestellt und bildlich (bitte ausführlicher als in dem Buch) untermalt werden, Heilwirkungen und Verarbeitungsoptionen selbstredend dann nebenan.

Andererseits könnte man auch argumentieren, dass hier der Strukturgeber mit dem Intuitiven ringt. Dennoch: Solche Sätze, dass das Embryonalgewebe gesundheitsfördernd wirkt (also Knospen) und Mensch und Pflanze aus einer gemeinsamen Urzelle stammen (weshalb wir auf die Inhaltsstoffe so gut reagieren), greifen zu kurz. Viel zu kurz! Das ist aus dem Herzen richtig schön raus gehauen, aber wir wollen uns nicht alles andere Embryonalgewebe auf dieser Welt (und damit ist ja alles gemeint, denn auch dies stammt aus der gleichen Urzelle) einverleiben. Nehmen wir zumindest mal an, dass Frau Nedoma ihre Leser damit nicht auffordern wollte, Tiere im Fetalstadium zu konsumieren, oder doch? Der Leser merkt: wir sind auf ganz anderen Ebenen als der der Knospen gelandet, so kann es einem in diesem Werk mitunter gehen.

Fazit:

Unterm Strich: Die Hälfte des Buches ist zum Verlieben, weil der Knospe und der Wirklichkeit zugewandt, die anderer Hälfte klassisch esoterisch, das heißt: leider zu wenig Struktur und sprunghaft wie ein Einhorn. Und das letzte ist leider gestorben.

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