Lang Lebe der Tod

ERST SPERRIG UND KANTIG, DANN EINFACH NUR GENIAL!

Der Sänger:
Hinter dem Künstlernamen Casper verbirgt sich der deutsch-amerikanische Rapper Benjamin Griffey. Nach Ende der Schule begann er ein Pädagogikstudium und lebt seit 2011 in einer Wohngemeinschaft in Berlin. Über einen Freund wurde er dazu animiert, an verschiedenen Freestyle-Veranstaltungen des HipHop teilzunehmen. Parallel dazu war er Frontmann einer Hardcore Band, wobei er sich die Stimmbänder angeschlagen hat. 2008 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum „Hin zur Sonne“. Mit seinem zweiten Album „XOXO“ gelang ihm der große Durchbruch. Das Album stieg auf Platz 1 der Charts ein und wurden von Fans, Kollegen und Feuilleton gleichermaßen gelobt. Casper tourte mit Prinz Pi und ist seit 2012 gern gesehener Gast auf dem Hurricane Festival.

Das Album:
Nach dem großen Erfolg seines letztes Albums „Hinterland“ warte man gespannt, auf das neue Werk, dass für den Herbst 2016 angekündigt war. Doch Casper cancelte den Veröffentlichungstermin, weil er mit den bisherigen Aufnahmen nicht zufrieden war. Eine mutige Entscheidung, zumal er sich ein weiteres Jahr Zeit ließ. Jetzt liegt der langersehnte Nachfolger vor. Die nackten Zahlen sprechen nicht zwingend für einen Meilenstein. Zwölf Titel, von den allein der seit einem Jahr bekannte Song „Sirenen“ gleich dreimal vertreten ist und eine Spielzeit von insgesamt nur 44 Minuten lassen erst mal die Frage aufwerfen, ob sich Benjamin Griffey hier nicht vergaloppiert hat.

Diesen Eindruck werden einige Hörer nach dem ersten Hördurchgang gewinnen, denn „Lang lebe der Tod“ klingt kantig und sperrig. Seit jeher wandelt Casper zwischen den Genres umher, was ihn auch für mich, der nicht der große HipHop Fan ist, interessant gemacht hat. „Hinterland“ fand ich klasse und war daher sehr gespannt, was dieses Werk bringen würde. Bereits der erste Hördurchgang hat mich positiv überrascht.

Mit jedem weiteren Durchgang manifestiert sich dann der Eindruck, dass Casper hier erneut ein ganz großer Wurf gelungen ist. Allein der mit Blixa Bargeld hingerotzte Titelsong, der das Album eröffnet, macht großen Spaß. Überhaupt sind alle Songs auf den Punkt ausproduziert, ohne überproduziert zu sein. Titel wie „Alles ist erleuchtet“ und „Wo die wilden Maden graben“ begeistern von Mal zu Mal mehr.

Aber auch die persönlichen Momente wie bei „Deborah“ oder „Meine Kündigung“ berühren den Hörer und untermauern, welch toller Musiker und Texter Casper ist. Langeweile kommt überhaupt nicht auf und Titel „Lass sie gehen“ oder „Morgellon“ setzen sich kritisch mit unserer zeit auseinander.

Trackliste:
01 – Lang lebe der Tod (feat. Blixa Bargeld)
02 – Alles ist erleuchtet
03 – Keine Angst (feat. Drangsal)
04 – Sirenen – Prolog
05 – Sirenen
06 – Lass sie gehen (feat. Ahzumjot)
07 – Morgellon
08 – Wo die wilden Maden graben
09 – Deborah
10 – Meine Kündigung
11 – Flackern, flimmern
12 – Sirenen (Full Version)

Fazit:
Mit Superlativen ist man heute schnell bei der Hand. Wenn ein Album aber durchweg gute Songs enthält, die allesamt auf hohem Niveau überzeugen, kann man das ganze schon in Richtung Meisterwerk schieben. Ob „Lang lebe der Tod“ wirklich ein solches ist, wird sicherlich die Zeit zeigen. Es ist aber definitiv ein genreübergreifendes Album, dass HipHop, Gitarrensound und viele andere Elemente enthält und mit wirklich tollen Texten ausgestattet ist. Es ist vielleicht nicht so geschmeidig wie „Hinterland“, aber die Vielfalt, die hier geboten wird, ist schon meisterhaft. Daher ist es auf seine Art genauso gut, wie der erfolgreiche Vorgänger.

 

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