Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam

Li Dawei: Love, Revolution und wie Kater Haohao nach Hollywood kam

Inhalt

Der Roman mit dem langen Titel beginnt 1989, kurz vor dem Massaker auf Beijings Tiananmen-Platz. Li Dawei, wie der Autor,  heißt auch die Romanfigur. Li ist Kunststudent, aber eigentlich mehr daran interessiert, eine Studentin namens Kim ins Bett zu bekommen, als an dem, was seine Kommilitonen umtreibt und was wirklich auf dem Tiananmen-Platz geschieht. Er überredet Kim, oben ohne für ihn Modell zu sitzen für die personifizierte Freiheit, eine Statue, die dann aber nicht auf dem Platz aufgestellt wird. Und er folgt Kim auf den Tiananmen, als schon die Panzer anrollen. Sein Leben und seine Freiheit kann er nur mit viel Glück retten, er flüchtet in eine Seitenstraße, Kim sieht er nie wieder, dafür aber liest er einen Kater auf, dessen Herr getötet wurde. Mit ihm teilt Li sein weiteres Leben. Kater Haohao kann sprechen, er benimmt sich aber nicht immer sehr erwachsen, eher hat Li einen Sohn bekommen – und so nennt er ihn auch.

Beschäftigt sich der erste Teil des Buches mit historischen Ereignissen und gibt einen interessanten Einblick in die Studentenrevolte, die Gedankenwelt der Studenten und den Ereignissen nach dem Massaker, so kippt der Roman jetzt in eine Art Tierfabel. Haohaos großer Traum ist es, in Hollywood als Schauspieler berühmt zu werden. Mit vielen Schwierigkeiten, teils illegal, ohne Arbeitserlaubnis, als arbeitende Katze gelingt Haohao schließlich die Verwirklichung seines Traumes. Er wird jedoch kein schauspielendes Tier, sondern, wie Garfield, die Vorlage für eine Zeichentrickfigur. Li, der nach dem Massaker von der Universität geworfen wurde und sich ebenfalls mit Aushilfsjobs über Wasser hält, besucht seinen berühmt gewordenen „Sohn“ schließlich in den USA. Li Dawei hatte letzendlich einen Job als Journalist gefunden, seinen Traum, Comiczeichner zu werden, konnte er nicht verwirklichen. Aber er zeichnet wieder, wie vor dem Massaker – und mit 12 Seiten Comic, in dem sich Li Dawei als Superheld geriert, endet der Roman.

Fazit

Der Roman besteht aus drei nur vage miteinander verbundenen Teilen. Während der erste Teil noch interessant und gut zu lesen ist, ist die Tiergeschichte um den sprechenden, schauspielenden Kater nur mäßig spannend oder lustig. Nur manchmal blitzt hier Humor auf, etwa wenn es heißt, dass Haohao Partys besucht in L.A., aber eben nur die, zu denen Katzen eingelanden werden. Der letzte Teil, Zeichnungen von Sheng Tao, steht ebenfalls recht unverbunden am Ende und man fragt sich, was diese Supermangeschichte soll.

Die anfänglich in den Text eingestreuten Comicstrips passen zur Geschichte, die letzten 12 Seiten eher nicht und sie sind im Zeichen- und Erzählstil auch nicht besonders innovativ oder aufregend. Das ist schade, denn der 1. Teil des Romans ist durchaus gut zu lesen und informativ. Vielleicht liegt das, was ich hier kritisiere, auch daran, dass der Roman auf Englisch geschrieben wurde – der Autor lebt heute in den USA – aber zuerst in Deutsch erschien, gerade noch rechtzeitig zum Gastlandauftritt Chinas zur Frankfurter Buchmesse. Vielleicht entfiel durch die Eile eine sorgfältige Überarbeitung. Aber wegen des ersten Teils ist der Roman trotzdem empfehlenswert.

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