Lustiges Taschenbuch Maus-Edition 03: Die größten Gegner

Lustiges Taschenbuch Maus-Edition 03: Die größten Gegner

Das Phantom und der Kater

Die Experten werden wohltuend überrascht durch die Zähne pfeifen, wenn sie das Inhaltsverzeichnis des dritten Bandes der Maus-Edition der Lustigen Taschenbücher sehen werden. Von insgesamt nur (im positiven Sinne!) neun Geschichten sind sieben Erstveröffentlichungen. Diesen hohen Prozentsatz kannte man aus den bisherigen LTB-Zusammenstellungen noch nicht. Sonder-, Spezial- und Editionsausgaben boten einen gediegenen und häufig großartigen Mix aus alten Storys und einigen wenigen Perlen der Erstveröffentlichung. Das ist dieses Mal genau anders herum.

Die zwei einzig bekannten Geschichten sind dafür aber tatsächlich zwei der kostbarsten Perlen aus dem reichhaltigen Fundus von Disneys Comicgeschichten überhaupt. Das Buch beginnt nämlich mit der legendären Hauptgeschichte des mittlerweile schon über dreißig Jahre alten LTB-Bandes Nummer 62: Das doppelte Geheimnis des schwarzen Phantoms. Ein fast 80 Seiten langer Spannungsbogen mit den damals schon sensationellen Zeichnungen von Romano Scarpa. Sollte irgendwann mal jemand auf die sicher gar nicht so dumme Idee kommen, eine LTB-Hall-of-Fame der besten Geschichten aller Zeiten zu kreieren, diese hier hätte das Potential für die Top Ten.

Auch die zweite bekannte Geschichte ist ein Highlight aus den frühen 80er Jahren. Ein herrlich aufregender Verwechslungs-Klamauk mit den klassischen Zutaten, heißt also: Micky, Goofy, Kommissar Hunter, Inspektor Issel und selbstredend Kater Karlo. Und somit hätten wir auch schon das Arsenal der größten Feinde erschöpft. Denn auch in den anderen Geschichten dieses Buches sind es ausschließlich der böse Kater samt seiner Trudi und das gerissene Phantom, mit denen Micky und seine Freunde es zu tun haben. Weitere Gegner: Fehlanzeige.

Das ist an sich überhaupt nicht schlimm, spiegelt vielleicht nur ein wenig das Dilemma wieder, mit denen sich die Mäuse in Entenhausen (sic!) nun schon seit zwanzig Jahren herumschlagen müssen. Das kunterbunte und abwechslungsreiche Charaktertreiben, welches die Enten so auszeichnet (mit denen könnte man auf die Schnelle an die zehn klassische Gegenspieler zusammenstellen), ist den tradionalistischen Mäusen fremd. Neben den oben genannten Personen sind einzig die seltenen Randcharaktere Rudi Ross und Klarabella Kuh sowie der kultige Gamma Teil des Oeuvres.

Wie schade diese Degradierung (man vergleiche die Anteile der Enten respektive Mäuse in den letzten zwanzig Jahren der Taschenbücher) ist, zeigt die Maus-Edition nun schon in ihrer dritten Ausgabe eindrucksvoll. Diese spannungsgeladene Tiefe sowie ein dermaßen lustiger Charakter wie Goofy sind jung wie eh und je und – bevor das einige vergessen – die Wurzel allen Disneyschen Schaffens.

Zu erwähnen bleibt noch, dass von den neun (auf dem Cover) angekündigten Storys nur sechs diese Bezeichnung verdient haben, denn drei kommen als lustige Einseiter daher. Normalerweise würde man da von Mogelpackung sprechen, in dem Fall aber sollte man es positiv herausheben. Denn das bedeutet – wie in den guten alten Zeiten -, dass sich sechs Storys auf fast 340 Seiten tummeln dürfen. Ein Himmel für Menschen, die tiefe und dichte Storys lieben.

Fazit:

Auch wenn 1980 an sich und überhaupt in der Welt alles ziemlich meschugge war, die Lustigen Taschenbücher waren richtig groß. Und diese Maus-Edition Drei mit unveröffentlichten, langen und packenden Storys knüpft da nahtlos an. Toll!

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