Made in Germany

Made in Germany von Rammstein

Die Band:

Keine andere Band polarisiert und begeistert Fans im In- und Ausland so wie die sechs Männer aus Berlin. Was 1995 mit dem ungeschliffenen Juwel „Herzeleid“ begann, setzte sich bis heute über insgesamt sechs Studioalben fort. Dabei waren es immer wieder die provokativen Texte von „Bück Dich“ über „Mein Teil“ bis hin zu „Ich Tu Dir Weh“ (das zwischenzeitlich für eine Indizierung des letzten Albums „Liebe Ist Für Alle Da“ sorgte), die Rammstein in die Schlagzeilen brachten. Zusammen mit dem marzialischen Auftreten wurde die Band schnell in eine Ecke gedrängt, in die sie nicht wollte und in die sie bei Leibe auch nicht gehört.

Das Album:

16 Jahre nach dem Debüt fanden die Musiker es an der Zeit, ihr Schaffen in einer Retrospektive Revue passieren zu lassen. Zeitgleich mit dem Vorverkauf für die gleichnamige Best-of-Tour wurde „Made In Germany“ im Juni 2011 angekündigt und am 02.12.11 veröffentlicht. Erschienen ist das Album in drei Versionen: Der Standard-Edition bestehend aus der regulären Best-of-CD, der Special Edition, die Gegenstand dieser Rezension ist und zusätzlich zum normalen Best-of-Album eine CD mit 17 Remix-Titeln enthält sowie einer Limited Super Deluxe Edition, die den Inhalt der Special Edition noch um ein 240-seitiges Fotobuch sowie um den gesamten Video-Katalog der Band inklusive aller Making-of´s ergänzt.

Über Sinn und Unsinn solcher Compilations kann man natürlich streiten. Best-of-Alben eignen sich meist nur für Neueinsteiger, zumal Rammstein mit „Mein Land“ auch nur einen neuen Titel auf das Album gepackt haben. Will man als Fan etwas mehr, scheint der Kauf der Special Edition die einzige Alternative zu sein, zumal die teure Luxus-Box restlos vergriffen ist. Doch was bekommt man für sein Geld?

Fangen wir mit der regulären Best-of-CD an, die 16 Titel umfasst und mit einer Spielzeit von fünfundsechzig Minuten leider nicht die volle Kapazität einer CD ausnutzt. Das ist schon ein wenig ärgerlich, da durchaus noch zwei oder drei Titel auf das Album gepasst hätten. Bei der Auswahl ist man auf Nummer sicher gegangen: Alle bekannten Rammsteintitel wie „Du Hast“, „Sonne“, „Ich Will“ oder „Pussy“ sind hier natürlich vertreten. Das war zu erwarten. Wenn man sich die Verteilung der Songs ansieht, wird man feststellen, dass vom kommerziell erfolgreichsten Album „Mutter“ fünf Songs den Weg auf die Compilation gefunden haben, wobei hier durchaus die Frage erlaubt sein muss, ob „Mein Herz Brennt“ wirklich hierher gehört. Sehr schade finde ich, dass es vom Debütalbum „Herzeleid“ lediglich „Du Riechst So Gut“ geschafft hat, mit Best-of-Weihen versehen zu werden. Vergeblich sucht man nach Perlen wie „Wollt Ihr Das Bett In Flammen Sehen“ oder „Seemann“, die nach meiner Meinung auf das Album gehört hätten.

Alle Songs wurden digital gemastert, wobei man geteilter Meinung darüber sein kann, ob dies wirklich hörenswerte Auswirkungen hat. Die Stücke der ersten beiden Alben mögen ein wenig druckvoller klingen, doch ob dies wirklich ein Kaufargument ist, wage ich zu bestreiten.

Bleibt der neue Song “Mein Land“: Auch hier spielen Rammstein in gewohnter Art mit einem doppeldeutigen Text („Du bist hier in meinem Land“), der alle Gegner der Band wieder darin bestärken wird, Rammstein in eine bestimmte Ecke zu drängen. Jeder hört halt, was er will aus dem Text. Musikalisch ist „Mein Land“ sicher nicht der beste Rammsteinsong, gewinnt aber mit zunehmendem Hören an Kraft und Dynamik. Da er vorab als Single veröffentlicht wurde, die mit einem weiteren unveröffentlichten Track („Vergiss Uns Nicht“) und zwei Remixes bestückt wurde, ist für Fans eher der Kauf der EP anzuraten.

Stellt sich die Frage, ob die Remix-CD den Kauf der Rammstein-Compilation für einen echten Fan zum lohnenden Kauf macht. Klare Antwort: Jein! Bekannte Musiker wie die Pet Shop Boys, Scooter, Laibach oder Hurts haben sich hier verewigt. Der Großteil der Songs ist der der regulären Best-of-CD. Lediglich „Stripped“, „Feuer Frei!“, „Benzin“, „Rammlied“ und „Ich Tu Dir Weh“ wurden hier zusätzlich verarbeitet. Die meisten Remixe sind zwar ganz originell, bringen einem aber nicht wirklich etwas. Lediglich der Mix von „Ohne Dich“, der von der slowenischen Band Laibach zum Teil auch eingesungen wurde, sticht hier dauerhaft heraus. Der Rest mag für Hardcore-DJ´s interessant sein, Rammsteinfans werden beim Hören lieber auf die bekannten Originaltracks zurückgreifen.

Tracklist Best-of-CD:

01 – Engel

02 – Links 2-3-4

03 – Keine Lust

04 – Mein Teil

05 – Du Hast

06 – Du Riechst So gut

07 – Ich Will

08 – Mein Herz Brennt

09 – Mutter

10 – Pussy

11 – Rosenrot

12 – Haifisch

13 – Amerika

14 – Sonne

15 – Ohne Dich

16 – Mein Land

Tracklist Remix-CD:

01 – Du Riechst So gut ´98 – Remix by Faith No More

02 – Du Hast – Remix by Jacob Hellner

03 – Stripped – Remix by Johan Edlund

04 – Sonne – Remix by Clawfinger

05 – Links 2-3-4 – Remix by WestBam

06 – Mutter – Remix by SONO

07 – Feuer Frei! – Remix by Junkie XL

08 – Mein Teil – Remix by Pet Shop Boys

09 – Amerika – Remix by Olsen Involtini

10 – Ohne Dich – Remix by Laibach

11 – Keine Lust – Remix by Black Strobe

12 – Benzin – Remix by Meshuggah

13 – Rosenrot – Remix by Nothern Lite

14 – Pussy – Remix by Scooter

15 – Rammlied – Remix by Devin Townsend

16 – Ich Tu Dir Weh – Remix by Fukkk Off

17 – Haifisch – Remix by Hurts

Fazit:

Wie gesagt, über Sinn und Unsinn solcher Best-of-CDs kann man vortrefflich streiten. Wer sich als Neueinsteiger mit dem Fundus von Rammstein vertraut machen möchte, ist mit „Made In Germany“ sicher gut bedient, auch wenn meine Best-of sicher zwei, drei andere Stücke beinhaltet hätte.

Echte Fans werden auch an der Special Edition nur bedingt Freude haben, da ich denke, dass die Remix-CD nicht so oft zum Einsatz kommen wird. Hier wäre es toll gewesen, wenn sich Rammstein an die Songs erinnert hätten, die seinerzeit als B-Seiten oder als eigenständige Singles veröffentlicht wurden.

Als Beispiel seien hier nur das tolle Kraftwerk-Cover „Das Model“ oder „Hallelulja“ genannt, ein Song der zu Zeiten von „Mutter“ veröffentlicht wurde. Als Einstiegsdroge in das Schaffen einer der besten und wichtigsten deutschen Gruppen ist „Made In Germany“ aber absolut zu empfehlen!

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