Mansfield Park

Mansfield Park von Jane Austen

Inhalt
Die kleine Fanny Price wird von ihren reichen Verwandten aus Mansfield Park aufgenommen und lebt fortan bei ihnen. Sie ist sehr schüchtern und es dauert eine Weile, bis sie sich in diesem neuen Haus eingelebt hat. Denn ihr Onkel ist sehr streng und macht ihr Angst, ihre Tanten behandeln sie entweder gleichgültig oder gehässig und ihre beiden Cousinen lassen sie spüren, dass sie die arme Verwandte ist. Nur bei ihrem Cousin Edmund findet sie Trost. Als ihr Onkel Jahre später nach Übersee verreist und neue Nachbarn sich im Pfarrhaus unweit von Mansfield Park ansiedeln, wird die bisher durch Sir Thomas‘ Moralansichten fest zusammengehaltene Gruppe von jungen Leuten ordentlich durcheinander gewirbelt.

Für Maria, die älteste Cousine, scheint sich der etwas einfältige Gutsbesitzer Mr. Rushworth zu interessieren, während Henry Crawford mit ihrer Schwester Julia flirtet. Dessen Schwester Mary und Edmund fühlen sich ebenfalls voneinander angezogen. So einfach aber ist die Situation dann doch nicht: Henry Crawford ist ein Lebemann und interessiert sich nun auch für die bereits verlobte Maria, die ihren Verlobten sowieso zu langweilig findet. Julia reagiert eifersüchtig und auch Mr. Rushworth ist nicht besonders angetan. Mary hingegen findet Edmunds Karriereaussichten wenig reizend: Er möchte Pfarrer werden – und eine Pfarrersfrau ohne den Reiz des gesellschaftlichen Lebens und vor allem ohne viel Geld möchte sie nicht sein.

Fanny ist Beobachterin. Ihre moralischen Ansichten und ihr stilles Wesen sowie ihr gesellschaftlicher Stand verbieten ihr ein großartiges Auftreten und bei dieser lauten Verwandtschaft gerät sie fast ins Vergessen. Doch dann kehrt Sir Thomas sehr zum Leidwesen seiner Kinder zurück. Und Fanny kann aufatmen, denn nun kehrt wieder Ruhe ein. Aber so leicht wird ihr es nicht gemacht – denn jetzt rückt sie selbst ungewollt in den Mittelpunkt des Geschehens…

Fazit
Fanny ist im Gegensatz zu der selbstgerechten Emma (aus dem gleichnamigen Roman) und der lebhaften Elizabeth Bennet („Stolz und Vorurteil“) eine stille und auch recht blasse Figur. Während ihre lebhafte Verwandtschaft fast die gesamte Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht, rückt sie einen Teil des Romans lang sogar regelrecht in den Hintergrund. Man erlebt sie als moralisch denkende junge Frau mit wenig Selbstbewusstsein. Ihr großes Leid ist es, in ihren Cousin verliebt zu sein, der sie aber nur als Schwester wahrnimmt – und schlimmer noch, ihr von seiner geliebten Mary vorschwärmt.

Erst im zweiten Teil schenkt Austen Fanny mehr Aufmerksamkeit. Von der Beobachterin wird sie zur Handelnden. Sie muss sich mit unangenehmen Situationen auseinandersetzen und ihr Selbstvertrauen stärken. Richtig laut wird sie dabei nie – schade! Man hat das Gefühl, dass Austen sie zu einer „perfekten Frau“ heranziehen will: zurückhaltend, still und Willensstärke nur in tugendhaften Aspekten zeigend. Auch das Ende des Romans verstärkt den Eindruck eines Werkes, das sich manchmal zu sehr auf Moralpredigten verlegt.

Positiv fällt allerdings die feine ironische Darstellung der anderen Charaktere auf. Wie etwa Mrs. Norris, der unglaublich von sich eingenommenen Tante Fannys, die wohl nicht zu Unrecht Namensgeberin für die allseits gehasste Katze aus Hogwarts (Harry-Potter-Reihe) war. Ihre Charaktere zeichnet Austen ausführlich und interessant. Generell fällt es aber schwer, sie zu mögen.

Nicht nur diejenigen Charaktere, die Austen bewusst negativ dargestellt hat, sondern auch die beiden Lichtgestalten des Romans, Fanny und Edmund eignen sich nicht wirklich als echte Identifikationsfiguren. Fanny wird gern als „willensstarke“ Frau bezeichnet, doch all das nützt ihr nichts, wenn sie es nicht schafft, diesen Willen in klare Worte zu fassen (und somit eine positive Ausstrahlung auf ihr Umfeld zu haben). Edmund erscheint nach einer Weile als liebeskranker und blinder Mann, der nicht wahrhaben will, was an seiner geliebten Mary so offenkundig fehlerhaft ist. Wäre da nicht der „charmante“ Henry Crawford, der die Geschichte an mehreren Stellen ins Rollen bringt, würde „Mansfield Park“ wohl wesentlich ermüdender ausfallen.

Spritzige Dialoge sowie eine großartige Liebesgeschichte, die man von „Emma“ und „Stolz und Vorurteil“ gewöhnt ist, fehlen in „Mansfield Park“. Wer darauf eingestellt ist und sich gern mit der Zeit von Austens Romanen auseinandersetzt, wird sich aber dennoch nicht langweilen.

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