Mit freundlichen Grüßen

GENIAL ODER GRAUSAM?

Der Musiker:

Heinz Georg Kramm zählt mit über 50 Millionen verkaufter Tonträger zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Musikern. Durch sein Auftreten, blondiertes Haar und Sonnenbrille, gepaart mit seiner markanten Bariton-Stimme, kennt ihn fast jeder Deutsche. Seinen Durchbruch hatte er 1965, als er auf einer Modenschau von Ralf Bendix entdeckt wurde. Schon seine erste Platte „Jenseits Des Tales“ wurde ein Hit. Titel wie „Blau Blüht Der Enzian“ oder „Schwarz Braun Ist Die Haselnuss“ wurden zu Gassenhauern. Heino ist in den vergangenen Jahren aber auch immer wieder Zielscheibe zahlreicher Parodien geworden. Eine der bekanntesten stammt aus dem Film „Otto – Der Film“, wo dieser ihn mit einer besonderen Version zu Michael Jacksons Thriller parodiert.

Das Album:

Kein anderes deutschsprachiges Album hat im Vorfeld seiner Veröffentlichung so kontroverse Diskussionen ausgelöst wie „Mit freundlichen Grüßen“. Von einem Sängerkrieg zwischen Heino und Bands wie den Ärzten oder Rammstein war da die Rede. Dementis folgten und sorgten dafür, dass das Album im Gespräch war. Eine PR-Strategie, die auf jeden Fall aufgegangen ist, denn das Album verkauft sich wie geschnitten Brot. Doch hat sich der Wirbel überhaupt gelohnt?

Zwölf Songs covert der Barde und hat sich eine breite Palette deutscher Rock-, Pop- und HipHop-Songs ausgesucht. Ich hätte mir sicher nicht träumen lassen, jemals eine Rezension zu einem Heino-Album zu schreiben, aber fernab von jeglicher PR-Strategie muss ich sagen: Respekt! Und zwar dafür, das sich der mittlerweile 74jährige Sänger an dieses Unterfangen gewagt hat. Man kann von Heino halten was man will, aber seine tiefe Bariton-Stimme hat noch immer jede Menge Volumen. Natürlich ist es ein Spaß zu hören, wie der Text von „Junge“ durch Heinos Interpretation eine neue Gewichtung bekommt. Das er mit seiner Stimme nicht so weit von Rammstein entfernt ist, zeigt „Sonne“. Auch wenn ich ein bekennender Fan der Berliner Brachialrocker bin, gefällt mir auch Heinos Version, auch wenn ich bei der Textzeile „Die Sonne scheint mir aus den Augen“ beinahe meinen Kaffee über meine Hose verschüttet hätte.

Ein absolutes No-Go ist nicht auf dem Album. „Haus Am See“ gefällt mir nicht ganz so gut, da es dem Original recht ähnlich ist, „Augen Auf“ finde ich etwas hektisch, und auch „Vogel Der Nacht“ ist nicht unbedingt ein Highlight. Dafür sorgen andere Titel: „Ein Kompliment“ (im Original von den Sportfreunden Stiller) klingt fast noch besser, als seine Vorlage. Göttlich sind Heinos Raps. Bei „Liebes Lied“ von den Absoluten Beginnern habe ich jetzt endlich mal den Text verstanden und „MfG“ von Fanta 4 lädt durchaus zum Lachen ein, was aber nicht abwertend gemeint, sondern der Situation geschuldet ist, das die Ikone der volkstümlichen Musik hier rapt, was das Zeug hält.

Die noch fehlenden Titel „Gewinner“, „Leuchtturm“, „Kling Klang“ und „Willenlos“ reihen sich im Sound des Albums ein. Hier kommt auch der negative Kritikpunkt auf. Heino hat Titel ganz unterschiedlicher Stilrichtungen ausgewählt, diese aber musikalisch recht eintönig umgesetzt. Die Arrangements und die Instrumentalisierung (viele Bläsersätze) sind bei jedem Song gleich, so dass das Album beim zweiten und dritten Hören schon viel an Reiz verliert.

Trackliste:

01 -Junge

02 – Haus Am See

03 – Ein Kompliment

04 – Augen Auf

05 – Sonne

06 – Gewinner

07 – Liebes Lied

08 – Leuchtturm

09 – Vogel Der Nacht

10 – MfG

11 – Kling Klang

12 – Willenlos

 

Fazit:

Den Medienhype um dieses Album finde ich ein wenig übertrieben, da „Mit freundlichen Grüßen“ weder genial noch grausam ist. Es lohnt sich in die eine oder andere Interpretation von Heino hineinzuhören („Junge“, „Sonne“, „Ein Kompliment“, „MfG“) und bei Partys wird das Album sicher auch für den einen oder anderen Stimmungshöhepunkt sorgen. Eine musikalische Nachhaltigkeit kann ich jedoch nicht ausmachen. In einigen Wochen werde ich das Album sicher nicht mehr zur Hand nehmen. Da halte ich mich lieber an die Originale. Trotzdem finde ich es gut, das Heino den Mut bewiesen hat, dieses Album zu machen. Und vielleicht erkennt ja auch der eine oder andere Heino-Hörer, dass auch die Musik der jüngeren Generation nicht so schlecht ist, wie man gerne vermuten mag.

 

Schreibe einen Kommentar