Mit Kompass und Korsett

Mit Kompass und Korsett – Reisende Entdeckerinnen von Bärbel Arenz

Inhalt
Nicht nur den Herren waren die unbekannten „weißen Flecken“ der Welt viele Reisen wert, auch mutige Frauen haben sich auf ungekannte Wege gemacht um Neues zu entdecken. Mit Kompass und Korsett begeben sich die reisenden Entdeckerinnen, manchmal eher unfreiwillig, oft aber aus Neugierde auf das Reisen in die Fremde, um ihren Horizont zu erweitern oder aufopferungsvoll anderen zu helfen. Von diesen Entdeckerinnen berichtet „Mit Kompass und Korsett – Reisende Entdeckerinnen“ von Bärbel Arenz. Die geschilderten Lebensläufe sind gleichzeitig eine Zeitreise von 1754 bis 1969, also 215 Jahre, in denen sich die Französische Revolution, die Industrielle Revolution, die Erforschung Afrikas und Kolonialisierung, zwei Weltkriege und sogar die erste Mondlandung ereigneten.

Sechzehn mutige Frauen begeben sich auf Reisen. Nicht nur Forscherinnen sondern auch eine Opernsängerin, eine Lehrerin, eine Krankenschwester sowie Schriftstellerinnen und reiche Erbinnen entdecken die Welt, hauptsächlich zu Fuß und mit Karawanen, später auch per Zug. Sie sind stets aus gutem Hause und gebildet, aber häufig reichen die finanziellen Mittel gerade so aus, um wieder zurückkehren zu können. Oft werden die Berichte, Vorträge und Bücher zu Bestsellern, so dass die nächsten Vorhaben wieder finanziert werden können.

Die Engländerin Amelie Edwards reist 1874 nach Ägypten und nachdem 1869 der Suez-Kanal eröffnet wurde, besuchen zahlreiche Touristen das Land der Pyramiden und auch Amelie Edwards kommt um einen Kamelritt nicht herum. Ihr Reisebericht wird ein Bestseller und sie hat während ihrer Reise ihre Leidenschaft für Ägyptens Altertümer entdeckt. Sie mietet für ein halbes Jahr eine Dahabeya (großes ägyptisches Segelboot mit Kabinen) und genießt das Leben an Bord auf dem Nil und am Nassersee, wobei sie sich am liebsten in Abu Simbel aufhält, das damals noch an seinem ursprünglichen Platz steht. 1882 gründet sie mit anderen den „Egypt Exploration Fund“ zur Erhaltung der Denkmäler und Förderung professioneller Grabungen und widmet sich nun vollends der Forschung.

„Australiens Eingeborene können allen Unbilden der Natur widerstehen, den schlimmsten Dürreperioden wie auch reißenden Überschwemmungen…, aber der Zivilisation können sie nicht standhalten.“, so schreibt Daisy Bates (ca. 1859 – 1951), die irische Forschungsreisende, die 1884 im Rahmen des australische Besiedlungsprogramms zum ersten Mal ins Outback reist. Zwei Ehen und ein Kind können sie nicht davon abhalten, „das fremde, verborgene Leben dieser letzten Menschen, die wie in der Steinzeit leben“, zu erforschen. Und so lernt sie die Sprache der Aborigines und setzt sich, teilweise erfolgreich, für die Angelegenheiten der australischen Ureinwohner ein. Sie schreibt Berichte, dokumentiert Sitten und Bräuche. 1912 übergibt sie der australischen Regierung ihre umfangreichen Aufzeichnungen, die aber erst 1985 (!) veröffentlicht werden. Daisy Bates wurde 91 Jahre alt und lebte bis 1942 in der australischen Wildnis bei Ooldea.

Oft sind es persönliche Schicksalsschläge, die die Damen veranlassen, ihr Leben zu ändern. Mal stirbt der Liebste, mal ist es die unerfüllte Liebe, der falsche Partner oder das fehlende Geld für die Offizierskaution ihre Bräutigams, wie bei der Schweizer Lehrerin Lina Bögli (1858 – 1941), die sich selbst als eine Art Verbannung 10 Jahre auf Reisen begibt und so fast die ganze Welt kennenlernt. Dieses aufwändig gestaltete Buch besticht schon durch seine Aufmachung. Der farbige Schutzumschlag mit einem indischen Elefanten, einer Kokospalme und einem Ausschnitt einer antiken Karte lädt zum weiteren Entdecken ein. Die sechzehn Frauen werden von Bärbel Arenz und Gisela Lipsky ausführlich vorgestellt. Ergänzend zu ihren aufregenden und unterschiedlichsten Lebensläufen werden passende Passagen der Reiseberichte eingefügt. Jede Seite ist mit einen Kartenausschnitt und einem hübschen Dekor versehen. Die Literaturliste umfasst die herausgegebenen Bücher der Entdeckerinnen.

Fazit
Alles in allem liest sich das Buch sehr gut, leicht und verständlich. Der interessierte Leser kann sich so in die verschiedenen Situationen der Reisenden hineinversetzen. Die Herausgeberinnen haben sich bemüht auch weniger bekannte Forschungsreisende zu porträtieren und so kommen auch eine Niederländerin, eine Österreicherin und eine Französin zu Wort. Beschrieben werden neben den bereits erwähnten Weltreisen, Ägypten und Australien, auch Italien, Tibet, Sibirien, Neuseeland, Hawaii, der Wilde Westen der Rocky Mountains, Kenya in Ostafrika, Gabun in Westafrika und der Orient in Syrien, Persien, Libanon sowie der Maghreb (Libyen, Algerien) in Nordafrika. Das empfehlenswerte Buch weckt die Lust, fremde Länder auf den Spuren der Forscherinnen die Welt zu entdecken. Gisela Lipsky hat den Reiseroman „Schlaraffenträume“ und den Stadtführer „Jede Menge Leben“ veröffentlicht und Bärbel Arenz interessiert sich für Geschichte und studierte Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.

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