Richard Dawkins – Der Gotteswahn

Ich bin selbst nicht religiös aber…

Damit hätte Richard Dawkins, Autor von „Der Gotteswahn“, vermutlich wieder ein flaues Gefühl in seiner Magengegend, aber ich beginne meine Rezension einfach trotzdem auf diese Weise, weil sie in meinen Augen schon gewissen Vorverurteilungen den Boden nimmt.

Wissenschaftlichkeit? – Fehlanzeige

Das Werk Dawkins reiht sich nun in eine längere Reihe von Erscheinungen ein, die Wikipedia zu Recht nicht in den wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Evolutionsbiologen auflistet, denn es steht fest, dass die Sprache zu polemisch und humorvoll gestaltet ist, als das man sie als wissenschaftlich betiteln könnte, was in meinen Augen der ganzen Auseinandersetzung enorm abträglich ist, denn so bleibt der fade Beigeschmack Halbwahrheiten gelesen zu haben. Dawkins selbst meinte dazu, dass es auflockernd und gegen den Nimbus geschehen ist, dass Religionen immer mit Samthandschuhen angefasst werden müssten, was an sich keine schlechte Herangehensweise ist, aber dann müsste trotzdem ein gewisses Maß an Wissenschaftlichkeit gewahrt werde.

Kritik an inhaltlichen und stilistischen Elementen

Wie der Titel bereits vermuten lässt verfolgt Dawkins die Intention, dem gemeinen Menschen die Wahrheit, man möchte schon fast meinen in halbreligiöser Art und Weise, zu verkünden. Dabei beruft er sich endlos und zudem ermüdend auf Darwin, wobei ich mir als Geisteswissenschaftler schon vorstellen kann, dass es daneben auch noch andere nennenswerte Naturwissenschaftler gibt, die es verdient hätten seine Argumente gegen die Existenz Gottes und alle damit verbundenen Erscheinungen zu erwähnen. Doch das muntere Treiben Darwins genießt bei Dawkins absoluten Vorrang und wenn überhaupt, werden nur andere Nebendisziplinen anhand von verschiedenen Beispielen/Autoren vereinfacht dargestellt, so dass man nahtlos an die unwissenschaftliche Art und Weise der Sprache anknüpft. Seine Intention, wie er es nennt, unseren Burka-Sehschlitz zu erweitern, halte ich ebenso für verfehlt, da er in gewisser Hinsicht damit Ähnliches verfolgt wie alle Arten von Religionen, wogegen er sich im übrigen erwehrt. Darin sehe ich dann den größten Kritikpunkt an Dawkins Buch: ein erhöhtes Maß an Selbstreflexivität hätte seinem „Gotteswahn“ vermutlich gut getan, denn dann wäre ihm wahrscheinlich aufgegangen, dass er in gleichen Gefilden schwimmt und ebenso eine Subreligion aufbaut mit dem Versuch, ihr einen absoluten Wahrheitsanspruch überzustülpen, wie es die anderen schon seit weit mehr als 1000 Jahren veranstalten.

Ein weiterer daraus resultierender Punkt ist, dass durch die oberflächliche Behandlung man schnell bemerkt, dass sich Dawkins, als Naturwissenschaftler, überhaupt nicht mit geisteswissenschaftlichen Problematiken auseinandersetzt hat, was ich ihm sehr ans Herz legen würde, da manche Auswüchse, die er als absurd oder skuril abwertet, damit verständlich werden, beispielsweise mit der Soziologie oder Geschichte.

Positives, wenn man davon reden kann

Positiv, neben aller Kritik, sollte erwähnt werden, dass es Dawkins wenigstens versucht sich auf allen Ebenen dem Problem und seinen Verhaltensweisen, zu nähern. Das dabei aber wie oben angemerkt, nicht wirklicher Tiefgang erzeugt, was wiederum den Wert des Werkes in meinen Augen stark in Frage stellen lässt, wirkt negativ. Also kann man dabei auch nicht wirklich von positiven Aspekten sprechen.

Fazit

Ich bin etwas enttäuscht! Nachdem ich den Film Religulous, mit Bill Maher, gesehen hatte, der schon in seiner ganzen Art polemisch ist, dachte ich, dass hier wenigstens ein wenig mehr Wissenschaftlichkeit herrschen würde, doch als Fazit kann man dem Film noch mehr Wert beimessen als dem Buch von Dawkins. Schade! Wer sich also mit halbaufgetauten und schon x-mal gehörten Argumenten einlullen lassen will, kann Dawkins Werk lesen, aber wer das gleiche schneller und genau so, nur mit der sich bewussten Intention der humorvollen Darstellung, sich anschauen will, sollte sich den Film ansehen. Beides ist nicht unbedingt wissenschaftlich, aber Maher ist sich dem wenigstens bewusst und will uns nicht als die darwinistische Erlöserfigur aufwarten, wie es Dawkins tut.

2 Gedanken zu „Richard Dawkins – Der Gotteswahn“

  1. Ich habe das Buch nicht einmal zu Ende lesen, da ich persönlich, auch wenn ich allen Leuten gerne ihre eigene Meinung lasse, das Buch als eine Be-leidigung gegen alle religiösen Menschen sehe.
    Schließlich können die Wissenschaftler bis heu-te keine Erklärung finden, wie Bewusstsein sich auch nur irgendwie auf materielle Zustände beschränken lassen könnte. Ich bin mir sicher, dass sich dieser Irrglaube nicht mehr lange halten wird.
    Das Buch ist für jeden normal denkenden Men-schen Humbug und ich finde, Dawkins Respektlo-sigkeit gegenüber der Kirche, uns als Wahnsin-nige dastehen zu lassen, gehört verboten

  2. Super Kommentar: Warum erlauben Sie sich ein Urteil wenn sie nicht einmal das Buch komplett gelesen haben und zudem religiös behaftet sind. Ich kaufe mir ja auch kein Vegetarierbuch obwohl ich canivor bin, um mich dann darüber zu echauffieren.
    Die Beleidigung aller religiösen Menschen ist ja auch sehr weit hegeholt. Auch wenn Dawkins hier nicht ganz astreine Wissenschaft betreibt so sind doch einige Argumente dabei die man diskutieren kann. Ich im Gegenzug rede doch auch nicht von Beleidigung wenn die religiösen Hans und Franz mich an die Tür holen und mich belästigen. Ihr Aufruf zum Verbot des Buches stellt wiederum hervorragend die Praktiken der Kirchen der Welt dar: Wenn wir mit jemandem nicht umgehen können, dann müssen wir ihn eben töten (hier im übertragenen Sinne).

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