Skills In Pills

TYPISCH LINDEMANN: PROVOKATIV UND EINDRINGLICH!

Die Musiker:

Till Lindemann wurde 1963 in Leipzig geboren. Seine musikalische Karriere begann er noch zu DDR-Zeiten bei der Punkband First Arsch. Seinen internationalen Durchbruch hatte er als Sänger und Textschreiber der Band Rammstein. Seit 1991 schreibt Lindemann auch Gedichte und hat bisher zwei entsprechende Bücher veröffentlicht: „Messer“ (2002) und „In stillen Nächten“ (2013).

Peter Tägtgren wurde 1970 in Stockholm geboren. Der Multiinstrumentalist ist Sänger der Bands Hypocrisy und Pain. In Pärlby betreibt er außerdem das Abyss Studio, das in Metalkreisen einen ausgezeichneten Ruf besitzt. So hat Peter Tägtgren auch als Produzent für Bands wie Sabaton, Dimmu Borgir oder Amon Amarth gearbeitet.

Das Album:

Die beiden Musiker kennen sich seit der Jahrtausendwende, als Peter Tägtgren eine Schlägerei zwischen den Rammstein-Mitgliedern und einer provozierenden Biker-Gang verhinderte. Daraus entstand zwischen Till Lindemann und Peter Tägtgren eine Freundschaft, aus der sich der Wunsch manifestierte, irgendwann einmal ein gemeinsames Projekt zu verwirklichen.

In der Rammstein-Pause im Jahr 2013 war es endlich soweit: Das gemeinsame Projekt nahm Form an. Till Lindemann schrieb die Texte und agiert als Sänger, Peter Tägtgren spielte, mit Ausnahme der Streichinstrumente, alle Instrumente ein.

Im Mai erschien die erste Single „Praise Abort“. Der provokative Text über die Vorteile der Abtreibung sorgte vor allem in Verbindung mit dem dazugehörigen Video für Aufruhr in den Medien. Musikalisch deutete sich hier schon an, dass das Projekt Lindemann ganz gewaltig in die Rammstein-Richtung gehen wird.

Dieser Eindruck wird durch das komplette Album untermauert. Etwas ketzerisch könnte man Lindemann auch als Rammstein 2.0 mit englischen Texten bezeichnen. Jedoch muss man auch eingestehen, dass das Album ordentlich zündet: satte Gitarren, Chorpassagen und ein fettes Schlagzeug sorgen dafür, dass Titel wie „Skills In Pills“, „Fat“ oder „Golden Shower“ ordentlich rocken. Aber auch gemäßigte Töne wie bei „Children Of The Sun“ oder „Yukon“ können absolut überzeugen, zumal Till Lindemann sicher eine seiner besten Gesangsleistungen abliefert.

Was die Texte angeht, so schöpft Till Lindemann mit vollen Händen aus der Provokationskiste. „Praise Abort“ hat mit seinem genialen Refrain, das Zeug zum Partykracher des Jahres 2015, „Fat“ besingt die Liebe zu übergewichtigen Menschen und der Völlerei und „Ladyboy“ die Transsexualität. Und ein Titel wie „Golden Shower“, der musikalisch zu den absoluten Höhepunkten des Albums gehört, wäre in der deutschen Fassung mit Sicherheit ein Index-Kandidat. Allerdings wird man Till Lindemann und seinen Texten nicht gerecht, wenn man sie nur auf diese Provokationen reduziert. Mit Titeln wie „Children Of The Sun“ (der sich mit der Vergänglichkeit des Lebens beschäftigt), „Home Sweet Home (der die Themen Krebs und Nahtoderfahrung aufgreift) und „Yukon“ (eine Hommage an den Yukon River) beweist Till Lindemann, dass er auch ernste Themen hervorragend in Worte fassen kann.

Was Lindemanns Englisch angeht, so agiert er hier durchweg mit dem aus dem Rammstein-Song „Pussy“ bekannten German-Englisch, dass Till Lindemann weiter perfektioniert und zu seinem ureigenen Stil gemacht hat.

Trackliste:

01 – Skills In Pills

02 – Ladyboy

03 – Fat

04 – Fish On

05 – Children Of The Sun

06 – Home Sweet Home

07 – Cowboy

08 – Golden Shower

09 – Yukon

10 – Praise Abort

11 – That’s My Heart

 

Fazit:

Natürlich klingt das Album von Lindemann verdammt nach Rammstein. Würde man unvoreingenommen gefragt werden, wer da singt, würde man sicherlich auf die deutsche Industrial-Institution tippen. Fest steht aber auch, dass „Skills In Pils“ ein richtig gutes Album geworden ist, das einige verdammt gute Titel bereit hält, das provokativ und kunstvoll ist und das zurecht das Album des Monats beim Metal Hammer geworden ist. Und es verkürzt die Wartezeit auf ein neues Rammsteinalbum!

 

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