Spielblock der Superlative

Die guten alten Kniffel-Zeiten sind zwar nicht vorbei; aber: es bedarf heutzutage schon einiger Kniffe mehr um die Spielefans zu unterhalten. Aktueller Trend: aufwendige Spielblöcke, clevere Spielideen und bunte Würfel. All dies erfüllt das neuste Werk aus der Würfelspieleschmiede schlechthin, Schmidt Spiele. Besonderer Clou ist ein Silbertablett, das in die Verpackung eingebaut ist und auf dem man als aktiver Startspieler Würfel ablegen kann, so dass auch die passiven Spieler (diejenigen die danach würfeln dürfen) wissen, welche Würfel überhaupt noch zu spielen sind, und die sie dann quasi auf dem Silbertablett serviert bekommen (sic!).

Letztlich geht es darum auf dem sehr komplexen Spielblock die Würfelpunkte einzutragen – und das nach einem ausgeklügelten Modus für die sechs unterschiedlichen Farben. Die Felder auf dem sind je nach Farbe unterschiedlich und haben darüber hinaus alle möglichen Zusatzinformationen (Punkteanzahl, Multiplikation, Füchse – Bonus für die Endabrechnung -, Nochmal würfeln, Ein Zusatzwürfel), die durch geschicktes Eintragen dann genutzt werden können. Das führt dazu, dass ein Spieler hin und wieder länger als am Werkeln, Rechnen und Eintragen ist; was bei Viererspielen eventuell auf die Geduld der Mitspieler schlägt. Ganz anders ist der Spielfluss im Zweierspiel – hier darf man dem Verlag Recht geben, der auf der Verpackung damit wirbt, dass dieses Spiel besonders für zwei Spieler geeignet ist. So oder so liegt die Spielzeit insgesamt bei weniger als dreißig Minuten, was den Wiederspielreiz erhöht, der auch davon lebt, dass man sehr, sehr lange brauchen wird, um dieses komplexe Spiel und seine taktischen Finessen wirklich zu begreifen.

Was das Spiel vom ähnlichen Bewerbern unterscheidet ist das interaktive Element, da man genau beobachten muss, was für die Anderen serviert wird und man sich hier für mehr oder weniger Risiko entscheiden muss. Das Risiko – und das ist das klassische Element – liegt just darin, welche Würfel man selbst wählt, welche hingegen auf das Silbertablett gelegt werden; welche Boni herausspringen können; was wem hilft und was nicht.

Obertes Spielprinzip: es müssen immer niedrigere Zahlen abgelegt werden, als diejenige die man für sich auswählt. Wer also gleich zu Beginn plump die hohen nimmt, läuft Gefahr danach nicht mehr seine ihm möglichen drei Würfe machen zu können.

Zusammen mit allem Anderen ist also der taktische Anspruch recht hoch, oder anders: für arithmetische Könner ein gefundenes Fressen. Es dauert lange, bis man den immer gleichen Block verstanden hat und weiß, wie man die Spiele angehen kann. Für den kleinen Preis und die kleine Verpackung ein sehr reichhaltiges Inventar. Abschließende Feinheit: man kann auch ein Solospiel ausprobieren, und dann versuchen Punkterekorde zu knacken; aber jeder weiß ja, wie das mit Spielen so ist: es ist ein Gemeinschaftserlebnis und kommt so nicht an die Interaktion heran.

Fazit:

Besonders für zwei Spieler ein toller Schmaus, der wahnsinnig komplex und dadurch auch unterhaltsam sein kann. Häufig freut man sich über einen passenden Würfel – ob es dann am Ende aber zum Sieg reicht, ist aufgrund der vielfältigen Abrechnungen erst einmal gar nicht ersichtlich.

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