Staubige Hölle

Roger Smith: Staubige Hölle

Staubige Hölle ist der dritte Krimi des südafrikanischen Autors. Wie immer zeigt er ein Südafrika der Gewalt und der Korruption, in der eine Frau mehr Chancen darauf hat vergewaltigt zu werden, als Lesen zu lernen (so Smith in einem Clip) und in dem ein Menschenleben eigentlich nicht allzu viel Wert hat – fast beiläufig wird getötet. Harter Stoff – auch für erfahrene Krimileser, zumal wenn eben diesem Leser klar ist, dass Smith nicht weit von der Wirklichkeit entfernt ist. Wer sich mit der jüngsten Geschichte Südafrikas beschäftigt hat, ahnt, wie unglaublich nah hier Realität und Fiktion, besonders was die Politik angeht,  beieinander sind.

Inhalt

Robert Dell hat eine Frau, die er liebt und zwei Kinder, Zwillinge, die er vergöttert. Dass seine Frau mit einem der reichsten Männer Südafrikas fremdgeht, weiß er nicht, auch nicht, dass sie am Abend zuvor dabei war, als der getötet wurde und sie nur knapp entkommen konnte. Jetzt ist die Familie unterwegs, ein Geburtstagsausflug für Dell. Der hat gerade den Sicherheitsgurt gelöst und sich zu den streitenden Kindern herumgedreht, als ein schwarzer Pickup sein Auto rammt. Er fliegt hinaus, sein Wagen stürzt mit allem, was ihm etwas bedeutet, in den Abgrund und geht in Flammen auf.

Dell überlebt und das war nicht geplant. Kaum hat er seine Familie identifiziert, wird er verhaftet als mutmaßlicher Mörder. Doch er entkommt mit Hilfe des Mannes, den er nie wiederzusehen hoffte, seinem Vater. Ehemaliger CIA-Killer, Rassist, Mörder, vor kurzem aus dem Knast entlassen, immer der Feind seines pazifistischen Politaktivisten von Sohn. Jetzt jagen sie gemeinsam den Mörder von Dells Familie und Dell selbst muss sich von seinen pazifistischen Idealen verabschieden. Sie haben großkalibrige Feinde. Inja, der „Hund“ des Ministers, Zulu von ganzem Herzen, rücksichtsloser Gefolgsmann und erster Killer seines Herrn. Aber auch dieser Mann hat, wie auch Dells Vater, ein Geheimnis. Und da sind noch Disaster Zondi, dem armen Landleben entronnener vermögender Zulu, der ein seltsames Fax mit einer Hochzeitseinladung erhält und Sunday, ein junges Mädchen auf dem Land, Waise, das Inja heiraten soll, ohne gefragt zu werden. Dem Mann ist diese Heirat äußerst wichtig und er fängt seine flüchtige Verlobte immer wieder ein, was gewöhnlich das Leben der Fluchthelfer kostet.

Die Erzählperspektive wechselt, über Dells Jagd wird berichtet, dann von Zondis Reise zurück in die alte Heimat, von Sundays Leben bisher und der ihr drohenden Zukunft, dann wird von Inja berichtet, bis sich die einzelnen Stränge zusammenfinden, bis Dell und sein Vater von Jägern zu Gejagten werden, die Hochzeit gefeiert wird, eine ganze Reihe menschen sterben und Dell eine Entscheidung treffen muss. Gut geht es nicht aus, das tut es bei Roger Smith nie, aber die Geschichte nimmt noch einige unerwartete Wendungen.

Fazit

Da ist einer auf einem Rachefeldzug und je weiter er kommt, desto tiefer ist der Sumpf, in dem er versinkt. Es fließt viel Blut in diesem Krimi, es wird gemordet ohne Zögern. In dieser gnadenlosen Welt sind es ein paar Szenen, die besonders schmerzen beim Lesen, für mich seltsamerweise das kaltblütige und völlig sinnlose Abschlachten dreier Schafe.

Staubige Hölle ist ein page-turner, aber vielleicht nicht die richtige Lektüre vor einem geplanten Urlaub in Südafrika.

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