Still – Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

„So ist er halt.“ Oder: „Sie ist sie halt.“ Über manche Personen und ihr Verhalten schüttelt man den Kopf. Auch über Leute, die ruhig und nett sind, aber nicht wirklich dazu gehören. Jeder kennt solche Menschen. Sei es, dass ein Kind in der Schule immer hinten saß und sich nicht meldete. Sei es, dass ein Junge oder ein Mädchen lieber abseits der anderen Kinder spielte oder spazieren ging, anstatt mit der Masse zu spielen. Es gibt immer Menschen, die nicht alles mit machen, die anders sind. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie ganz einfach nicht anders können. Sie sind introvertiert. Von dieser Eigenschaft handelt das Buch „Still – Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt“ von Susan Cain.

Kürzlich nahm sich das Nachrichtenmagazin Der Spiegel dieses Phänomens an. Die Welt wird von den Extravertierten beherrscht, aber letztlich nur weil sie laut sind und im Mittelpunkt stehen. So manch Einzelgänger, so manch stiller Zeitgenosse hat Großes vollbracht. Einstein und Charles Darwin sind Namen. Ihr Werk würde nicht existieren, wenn sie keine stillen Zeitgenossen gewesen wären. Ebenso Google oder Harry Potter. Beides sind Schöpfungen von Introvertierten. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Die Spiegel-Geschichte basierte auf dem Buch „Still“ von Susan Cain. Die Autorin, selbst ein introvertierter Mensch, hatte in ihrem Leben oft Probleme, weil sie nicht so sein konnte wie die anderen. Sie ging diesem Phänomen nach, um es zu verstehen.

Extravertierte sind Menschen, die bei einem Abendessen mit Gästen für lebhafte Unterhaltung sorgen und laut über alle Witze lachen. Sie sind meist selbstbewusst, dominant und haben ein großes Bedürfnis nach Gesellschaft. Extravertierte denken laut und spontan. Sie reden lieber, als dass sie zuhören, sind selten um Worte verlegen und platzen manchmal ohne nachzudenken mit etwas heraus, was sie eigentlich nicht sagen wollten und sollten. Sie können vielleicht Konflikte ertragen aber keine Einsamkeit.

Introvertierte hingegen ertragen Partys und Konferenzen nur bis zu einem bestimmten Punkt. Nach einer Weile wünschen sie sich Zuhause zu sein. Sie mögen keine Gruppen oder Massen, widmen ihre sozialen Energien lieber engen Freunden und ihrer Familie. Sie hören mehr zu als dass sie reden, denken nach, bevor sie sprechen. Und sie drücken sich schriftlich viel lieber und besser aus als mündlich. Sie mögen keine Konflikte. Viele von ihnen verabscheuen Small Talk, lieben aber tiefe Gespräche. Sie sind gerne für sich, doch Introvertiert ist kein Synonym für einsiedlerisch oder menschenfeindlich. Es wird aber oft missverstanden, weil Introvertierte nicht dazu gehören in einer Welt, in der Teambildung und Laut-sein viel bedeuten.

Fazit:

„Still“ ist ein hochinteressantes, äußerst empfehlenswertes Buch. So manch Introvertierter wird sich in ihm wieder finden. Und so manch „normaler Mensch“ (natürlich sind Introvertierte auch normal, aber für die Masse der Extravertierten wirken sie nicht so) wird erkennen, dass die Eigenarten einiger Bekannter oder Freunde eigentlich gar nicht so negativ sind. Diese Menschen sind wie sie sind, weil sie nicht aus ihrer Haut können. Und das ist gut so.

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