Topografie und Funktion des Bewegungssystems: Funktionelle Anatomie

Michael Schünke: Topografie und Funktion des Bewegungssystems: Funktionelle Anatomie

Kompakte Klasse

Warum schaut Professor Schünke auf der ersten Seite dieses großartigen Anatomiebuches nur so grimmig drein? Sein in der zweiten Auflage veröffentlichtes Werk zur funktionellen Anatomie ist doch hervorragend, auf dem neuesten Stand und ein Referenzwerk, mit dem sich jeder Medizinstudierende und -arbeitende (und alle anderen Berufszweige, die auf dieses Wissen zurückgreifen können) eindecken kann, um optimal Bescheid zu wissen. Sei es drum, vielleicht liegt es am akademischen Ehrgeiz, jedenfalls soll dies nicht als Kriterium für diese Rezension dienen. Stattdessen müssen die Struktur, die großartigen Zeichnungen und Bilder, die Übersicht und der Aufbau gelobt werden.

Michael Schünke unterrichtet angehende Physiotherapeuten und alles, was sie wissen müssen, zumindest was den theoretischen Teil angeht, finden sie in diesem Buch: die Darstellung und Wirkmechanismen verschiedener Gewebearten (Bindegewebe, Knochen, Muskeln), funktionelle Anatomie (Gelenke, Anpassungsmechanismen) sowie den exakten Aufbau des menschlichen Körpers mit vielen, hilfreichen Darstellungen. Ganz besonders hebt sich dieses Buch von Vergleichswerken ab, da es in der visuellen Übersicht von den verschiedenen Strukturen mehrfache Darstellungen gibt. So wird nicht einfach ein Muskel vorgestellt und nachgezeichnet, sondern es gibt Extratabellen mit Funktionen, dazu Querschnitte, Sagitallansichten und funktionelle Überblicke. Hier werden also alle Möglichkeiten der Bewegung und Statik (bezeichnen wir dies grob gesagt als die beiden Bereiche, denen die Anatomie dient) von allen Seiten durchleuchtet. Und das alles auf weniger als 400 Seiten, so dass man dieses Buch auch wirklich praxisnah goutieren kann und nicht wie einen Zentner (siehe Vergleichswerke) mit sich herumschleppen muss.

Kleine Kritikpunkte sind unter anderen, die zwar im Text (aber warum nicht in den Bildern) hinzugefügten deutschen Übersetzungen. Der Praktiker weiß: es gibt eine ganze Reihe von Strukturen, die mittlerweile – auch im Medizinterminus – eingedeutscht sind, wie zum Beispiel das Brustbein, das Kreuzband oder die Achillessehne. Da verwirren bisweilen die ausschließlich lateinischen Begriffe – eine in Klammern deutsche Übersetzung wäre an manchen Stellen hilfreicher. Zweitens wäre der klinische Bezug noch etwas zu erweitern gewesen, da ja die Erkrankungen des Bewegungsapparates mittlerweile den wohl größten Teil der therapeutischen Interventionen ausmachen. Bisweilen finden sich kleine Merkkästen am Rand, die in einer weiteren Ausgabe unbedingt ausgebaut werden wollen. Denn genau damit wird aus der theoretischen Vorlage auch ein praxisbezogener Ratgeber und Begleiter. Nichtsdestotrotz ein in dieser Dichte und mit dieser grafischen Darstellung fantastische Lehrbuch, das uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Fazit:

Es bietet genau das, was mna erwarten darf. Vor allen Dingen die Kompaktheit überzeugt. Ausbaufähig sind die praxisbezogenen Beispiele und die Eindeutschung des ein oder anderen Begriffes.

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