Unter Feinden

Unter Feinden von Georg M. Oswalds

Mit Thrillern, die den Anspruch erheben, politisch aktuelle und brisante Themen und Inhalte zu vermitteln, ist es oftmals so eine Sache, merkt man vielen Autoren doch sehr das Bemühen um Authentizität und Sozialkritik an. Ganz anders verhält es sich mit Georg M. Oswalds erstaunlich gelungenem Copthriller „Unter Feinden“.

Eine verpatzte Observierung

Diller und Kessel, beides Kriminalpolizisten, haben den Auftrag, eine Wohnung im Münchner Stadtteil Westend  zu beschatten, deren Bewohner im Zusammenhang mit einer Terrorwarnung stehen.

Im Rahmen der bald stattfindenden Sicherheitskonferenz sind die Beamten der Stadt schon seit Wochen damit beschäftigt, jedem auch noch so kleinen Hinweis nachzugehen. Eigentlich läuft alles problemlos, bis Diller ein paar Getränke holen geht.

In diesem Moment wird dem Leser Kessels großes Problem verdeutlicht: Er ist stark drogenabhängig. In seinem Verlangen nach einem Schuss verlässt er das sichere Auto und spricht eine Gruppe „Arabs“ in der Hoffnung an, dass sie ihm etwas verkaufen.

Natürlich trauen sie Kessel nicht und bestreiten, mit Drogen etwas zu tun zu haben. Kessel zieht in seinem Wahn die Waffe und will seinem Drogenglück unter Drohung nachhelfen.

Fahrerflucht in Panik

In diesem Moment kommt Diller zurück und erkennt die gefährliche Situation. Er drängt seinen Kollegen zurück ins Auto, atemlos fährt Kessel der wutentbrannten Gang davon, doch mit einem haarsträubenden Manöver erwischen die beiden Polizisten einen jungen Mann frontal, der offensichtlich zur Gang gehörte. Es bleibt nur die Flucht.

Die Situation in der Stadt eskaliert

Daraufhin kommt es zu tumultartigen Szenen und Straßenkämpfen mit den Ordnungshütern, die an die Unruhen in den französischen Banlieus erinnern. Diller und Kessel sind zu diesem Zeitpunkt längst daheim. In Diller erwächst ein Konflikt aus Loyalität und Moral, der ihn in den nächsten Tagen begleiten wird, denn er entschließt sich dazu, seinen Kollegen zu decken, während die Ermittlungen gegen mögliche Terrorverdächtige im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz weitergehen.

Sprichwörtlich unter Feinden

Kommissar Diller muss sich nun auch gegen interne Ermittlungen und eine türkischstämmige Staatswanwältin wehren. Seine Verstrickungen werden immer undurchdringlicher, während der ständig beschaffungskriminelle Kessel zum Sicherheitsrisiko für beide Kollegen wird.

Fazit:

Georg M. Oswald wirft den Leser ohne Umschweife in eine packende Story, in der die Grenzen von Gut und Böse verwischen. Sein sozialkritischer Kriminalroman besticht durch scharfsinnige Aktualität und beschert dem Leser eine atemlose Lektüre.

„Unter Feinden“ ist zweifellos einer der gelungensten Thriller des Frühjahrs. Der schreibende Rechtsanwalt Oswald sprengt dabei gekonnt die Konventionen des Genres, denn nichts als Erstaunen über einen solch furiosen Protagonisten kann man empfinden, ohne dabei – auch durch den realistischen Stil des Autors – den Boden unter den Füßen zu verlieren.

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