Alles auf LOS

Alles auf LOS von Joachim Strobel

Inhalt
„Diese Niederschrift hat keine Handlung“ – so setzt der Verlauf von Joachim Strobels „Debütroman“ein – so weit so schlecht?! Nach der Lektüre dieses 297 zählenden Werkes muss man dies leider so sagen. Strobel versucht sich daran, eine Erzählung seines Alltags auf 297 Seiten zu bannen und so folgt der Leser dem Protagonisten Ernst Jung während einer Geschäftsreise nach Kalifornien im Grunde auf Schritt und Tritt.

Der Autor schildert in seiner von ihm als „Niederschrift“ oder Protokoll bezeichneten Geschichte die Erlebnisse des fiktiven Protagonisten Ernst Jung, der für einen Großkonzern aus der Chemiebranche tätig ist. Als Geburtstagsgeschenk soll dieser für einen langjährigen Freund ein Protokoll eines normalen Tags anfertigen (wohl an sich schon eine etwas merkwürdig anmutende Idee), doch das Protokoll macht sich selbstständig und „verwandelt“ sich schließlich zu einem fast 300 Seiten langen Wochenbericht.

Eine unglaublich monoton und ermüdend geschriebene Beschreibung des Berufslebens eines durchschnittlichen Finanzanalysten
Der Protagonist Ernst Jung verbringt seine Tage als „Kontinentalpendler“ im Auftrag eines Großkonzerns aus der Chemiebranche. In seiner Niederschrift „Alles auf LOS“ gibt Strobel die Niederschriften dieses Protagonisten, der im Grunde nur eine „Schutzfigur“ seiner selbst ist, wieder. Und diese Wiedergabe gestaltet sich, sehr zum Leidwesen des Lesers, sehr ermüdend, denn nicht nur das Leben des Protagonisten scheint sehr monoton zu verlaufen, auch das Erlebnisprotokoll der Hauptfigur ist leider sehr eintönig geraten. Auch an Klischees hat Strobel (leider) nicht gepart.

So ergeht er sich beispielsweise in seitenlangen Beschreibungen über Autofahrten auf amerikanischen Highways und bereits (zu) oft gelesenen Beschreibungen der amerikanischen Landschaften. Er scheut es ebenfalls nicht, alltägliche Gedanken über flüchtige Bekanntschaften und verpasste Chancen in unnötig langen Beschreibungen nachzuerzählen, und leider sind auch diese Beschreibungen durch den Mangel an sprachlicher Eleganz nicht einfach, geschweige denn amüsant zu lesen. Neben den Beschreibungen seiner fast schon als „standardisiert“ zu bezeichnenden Freizeitvergnügungen (oder vielleicht besser „Freizeitquälereien“) erschöpft sich Strobels Erlebnisbericht in monotonen und dabei jedoch übertrieben dramatisierten Beschreibungen seines Büroalltags.

Darüber hinaus hat diese „Niederschrift“ leider nicht viel zu bieten, und selbst das oben geschilderte lässt sich wohl kaum als „Unterhaltungsliteratur“ bezeichnen, Strobels Roman deshalb als „nüchternes (Erlebnis-)Protokoll“ zu bezeichnen würde jedoch den unzähligen Autoren Unrecht tun, die es verstehen, Woche für Woche unterhaltsame Kolumnen und Glossen zu verfassen, die die Alltagsgeschehnisse im Deutschland des 21. Jahrhunderts pointiert und treffend kommentieren. Von Autoren, die immer wieder hinreissend komische Erlebnisromane und -berichte publizieren (genannt seien an dieser Stelle nur Wladimir Kamnier und Dilek Güngör) einmal ganz zu schweigen…

Fazit
Aus den oben genannten Schilderungen dürfte bereits deutlich werden, dass dieses Buch „trockene und wenig nährreiche Kost“ bietet – selbst trocken verfasste und schwer lesbare Bücher bieten ja oftmals immerhin noch einen Erkenntnisgewinn. Dies ist bei Strobels Erstlingswerk leider nicht der Fall. Sein Buch ist klischeebeladen und strotz nur so vor unnötigen, stilistisch schlecht umgesetzen Wiederholungen. Die 297 Seiten werden für den Leser förmlich zu einem Kampf, den er nur verlieren kann.

Es ist daher jedem zu raten, sich durch den interessanten Klappentext nicht täuschen zu lassen und sich das Geld und vor allem die Zeit für die Lektüre dieses Werks zu sparen. Es bleibt zu hoffen, dass der Autor seine Drohung, eine Fortsetzung dieses Werks zu veröffentlichen, nicht tatsächlich noch in die Tat umsetzt.

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