WENIGER IST MANCHMAL MEHR!
Die Band:
2001 gründen Philipp Burger (Gitarre, Gesang) und Jonas Notdurfter (Gitarre) in Brixen, Südtirol eine Band. Schon bald stoßen Jochen Gargitter (Bass) und Christian Fohrer (Schlagzeug) dazu und Frei.Wild waren geboren. Geprägt durch Bands wie Rammstein, Subway To Sally und vor allem die Böhsen Onkelz wenden sich Frei.Wild dem Deutschrock zu. 2002 erscheint ihr Debütalbum „Eines Tages“. Zu Kontroversen führt die angeblich politische Einordnung der Gruppe. Immer wieder besingen sie ihre Heimatliebe zu Südtirol und die damit verbundenen deutschsprachigen Wurzeln und werden dadurch von manchen Medien in Richtung Neo-Nazi-Szene geschoben. In Interviews und anderen Statements macht die Band aber mehr als einmal deutlich, dass sie keine politisch gesinnte Musikgruppe sind und das sie sich klar vom Links- und Rechtsextremismus distanzieren. Ihre letzten Alben wie „Opposition“ oder „Rivalen und Rebellen“ erreichten allesamt Platz 1 der deutschen Charts.
Das Album:
Ende des letzten Jahres verabschiedeten sich Frei.Wild nach einem fantastischen zweiten Akustikalbum („Still 2“) in eine Pause. Doch dann kam Covid-19 und stellte die Welt auf den Kopf. Und die Band um Philipp Burger wurde produktiv wie nie. Aus einem anfänglichen Protestsong „Corona Weltuntergang“ wurde das Album „Corona Quarantäne Tape“. Im Sommer folgte die Kollaboration mit dem amerikanischen Motorradhersteller Orange County Choppers und dem Album „Brotherhood“ und jetzt legen die vier das dritte Album in diesem Jahr vor: „Corona Tape II – Attacke ins Glück“.
Erstmals konnte mich ein Album von Frei.Wild vom Fleck weg nicht so begeistern, wie es alle anderen bisher getan haben. Sicher mit „Planet der Affen“, „Nur Gott richtet mich“ und „Attacke ins Glück“, die allesamt auch als Singles erschienen sind, sind wieder richtig gute Titel dabei, die textlich auf den Punkt Mommen und die allesamt typischen Frei.Wild-Eigenschaften besitzen. Nur die restlichen neun Songs zünden zumindest bei mir nicht wirklich. Auch nach mehrmaligen Hördurchgängen konnte ich mich des Eindrucks nicht ernähren, dass hier Titel zum Zuge gekommen sind, die es bei den letzten Alben nicht auf die finale Fassung geschafft haben.
Wenn das so ist, ist das überhaupt nicht verwerflich, doch mich können die Songs nicht abholen. „Geile Heimat“ beschäftigt sich mal wieder mit der Heimatverbundenheit der Band, die schon oft und deutlich besser thematisiert wurde, so dass es diesen Song nicht wirklich gebraucht hätte. Auch „Alle Menschen sind gleich“ (trotz des guten Textes) oder „Ich und mein Scheiß“ (erstaunlich, wie oft man das Wort Scheiss in einem Lied unterbringen kann) kommen aus dem Status des B-Levels nicht heraus. Auch auf Balladenseite ist nichts dabei, was mich bewegt hat. „Die nur nach fremden Sünden fischen“ ist ebenfalls textlich gut, kommt aber an Klassiker wie „Die Zeit vergeht“ oder „Wie ein schützender Engel“ nicht heran.
Trackliste:
01 – Planet voller Affen
02 – Attacke ins Glück
03 – Alle Menschen sind gleich
04 – Die nur nach fremden Sünden fischen
05 – Ciao Bella, Ciao
06 – Ich und mein Scheiss
07 – Lassen wir die Welt nicht allein
08 – Geile Heimat
09 – Gladiator und Draufgänger
10 – Wecke deinen Helden auf
11 – Nur Gott richtet mich
12 – Sei du dein Lieblingslied
Fazit:
„Corona Tape II – Attacke ins Glück“ ist sicher kein schlechtes Album. Aber von den drei Veröffentlichungen in diesem Jahr ist es meiner Meinung nach das schwächste. Vielleicht ist die jetzt verordnete Pause ganz gut, um den Akku wieder aufzuladen, und mit neuen Ideen und neuen Themen durchzustarten, denn die vierte, fünfte oder sechste Version der großen Heimatliebe brauche ich auch als Anhänger der Band nicht wirklich.
Bewertung:
Musik: 3
Instrumentalisierung: 5
Texte: 3,5
Abwechslung: 4
Hörspaß: 2,5