Claudia Piñeiro: Die Donnerstagswitwen
Inhalt
Man ist unter sich, in Altos de la Cascada, etwa 50 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Eine Mauer und der Wachdienst schirmen die Siedlung ab, so dass keine fremden Menschen hineinkommen können, man nicht sehen muss, was draußen geschieht. Hier sind die Schönen und Reichen unter sich, die Kinder wachsen geschützt auf und die größten Probleme sind streunende Hunde, die den Abfall durchwühlen oder die Schwierigkeit, den Golfplatz in der Sommerhitze gleichmäßig grün zu halten oder die Dienstbotin, die nicht attraktiv genug ist, Gäste zu empfangen. Man sieht sich nahezu täglich, kennt sich, trifft sich regelmäßig, treibt Sport zusammen. Die Golfwitwen sind jedes Wochenende vier Stunden mindestens allein, wenn ihre Männer sich zum Golfen treffen, die „Donnerstagswitwen“, wenn sich ihre Männer donnerstags eine regelmäßige alkoholschwere Auszeit nehmen.
Die Risse in diesem sorglos-glatten Bild tun sich schnell auf, Claudia Piñeiro lässt uns von Anfang an wissen, dass sich eine Katastrophe ereignet hat. Ronie ist unerwarteterweise donnerstags zuhause, aus seinem gebrochenen Bein ragt das Knochenende heraus und er ist fast panisch vor Angst. Virginia, seine Frau, bringt ihn ins Krankenhaus. Nach und nach erzählen Virginia und andere, was sich hinter der glatten Fassade verbirgt. Man ahnt es schon: Ehebruch, Alkoholsucht, häusliche Gewalt – nicht alles ist so, wie es scheint.
Und wirklich böse wird es mit der Wirtschaftskrise, in die Argentinien taumelt. Die gut bezahlten Angestellten verlieren ihre Jobs. Wie können sie den Lebensstandard halten? Hatte man früher gerechnet, wie viel man für sein Haus bekäme, wenn man es jetzt verkaufen würde und sich an der satten Wertsteigerung gefreut, so berechnet man jetzt, wie lange das Geld wohl noch reicht. Virginia arbeitet als Immobilienmaklerin, nicht mehr nur aus Spaß an der Sache, jetzt ernährt sie ihre Familie. Andere finden andere Lösungen für ihr Geldproblem. Eines Donnerstages schwimmen drei Leichen im Schwimmingpool von Ronies Freund Tano. Und Ronies Sohn Juani hat etwas gesehen …
Fazit
Die Donnerstagswitwen porträtiert eine „gated community“, die über ihre Verhältnisse lebt. Schein ist hier allemal wichtiger als Sein, Geheimnisse werden unter den Teppich gekehrt und vor Unangenehmen die Augen verschlossen. Wie ihre Angestellten leben, wissen die Schönen und Reichen nicht und es interessiert sie auch nicht die Bohne. Wichtiger ist, welchen Wein man im Keller hat, welches Auto man fährt und welchen Rassehund man besitzt. Die Fassade ist wichtig und um sie aufrecht zu erhalten, schrecken manche vor nichts, aber auch gar nichts zurück.
Die Autorin
Claudia Piñeiro ist der shooting star der argentinischen Literatur, ihre Bücher sind in verschiedene Sprachen übersetzt, z.T. verfilmt und mit einer ganzen Reihe Literaturpreise ausgezeichnet. Claudia Piñeiro schreibt auch Kinder- und Jugendbücher und führt Regie fürs Fernsehen. Drei ihrer Bücher (Ganz die deine, Elena weiß Bescheid, Die Donnerstagswitwen) sind ins Deutsche übersetzt. 2010 wurde Claudia Piñeiro in Frankfurt mit dem LiBeraturpreis ausgezeichnet.