Einmal noch

ACH WOLLE …

Der Musiker:

Seit der Schulzeit macht der in Köln geborene Wolfgang Petry Musik. 1976 debütierte er mit der Single „Jeder Freund ist auch ein Mann“. Er entwickelte sich zu einer festen Größe im Schlagerbuisness und hatte weitere Hits wie „Jessica“ oder „Der Himmel brennt“. Anfang der 80er wurde es deutlich ruhiger um ihn. Erst 1992 gelingt ihm mit „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen“ wieder ein Hit. Jetzt startet Wolle, wie ihn seine Fans nennen, voll durch. Seine Alben „Einfach geil!“ und „Konkret“ erreichen Platz 1 der deutschen Albumcharts und von 1996 bis 2003 erhält Wolfgang Petry jedes Jahr eine Goldene Stimmgabel. Sein musikalischer Höhepunkt ist sicherlich die große Open-Air-Tour, die ihn 1999 durch alle großen Fußballstadien der Republik führt. Im September 2006 gibt er seinen Rücktritt bekannt. Mit über zehn Millionen verkaufter Tonträger ist Wolfgang Petry einer der erfolgreichsten Schlagersänger.

Das Album:

Anfang des Jahres wird über die Bildzeitung die musikalische Sensation verbreitet: Wolfgang Petry ist wieder im Studio gewesen. Etwas relativiert wird diese Nachricht durch die Tatsache, dass er „nur“ seine alten Hits neu eingesungen hat. Im Vorfeld wurde dann der Song „Einmal noch“ als Single ausgekoppelt. Ein Song, der auch dem Album seinen Titel gibt und der bezeichnend für das ganze Projekt ist. Einmal noch, will sich Wolle seinen Fans, zumindest studiotechnisch, präsentieren.

Leider ließ schon dieser Song Schlimmes erahnen. Im Original ist „Einmal noch“ ein toller, balladesker Titel, der 1995 auf dem Album „Egal“ zu finden war. Und was bekommt der Hörer jetzt: eine „tanzbare“ Version, bei der alle Musikinstrumente zu Gunsten des Computers wegretuschiert wurden. Herausgekommen ist übelste WDR 4-Mallorca-Mucke.

Und so ahnte ich Böses, als ich die Trackliste des Albums las und hinter jedem Song das Wort „Tanzbar“ entdeckte. Nun ist es ja nicht so, das Wolles Hits im Original nicht tanzbar waren. Im Gegenteil. Ich kann mich an keine Feier in den 90ern erinnern, die nicht mit seinen Hits gespickt war. Und auch heute kann man mit seiner Musik die Leute auf die Tanzfläche holen: Bedarf es da einer neuen Version? Klare Antwort: nein!

Ich muss auch ehrlich zugeben, dass mich das, was Wolfgang Petry hier präsentiert, nicht nur enttäuscht, sondern verärgert hat. Die alten Gesangsspuren (Sorry Wolle, aber ich glaube nicht, das hier auch nur ein Tön neu eingesungen wurde) sind allesamt mit übelstem Drumcomputersound vermanscht worden, der klingt, als habe ein pickeliger Fünfzehnjähriger mit seinem Laptop das Album gemischt. Musikinstrumente sind wirklich keine mehr zu hören, dafür jede Menge Bumm Bumm. Da Wolfgang Petrys Musik eh‘ schon nicht mit dem Prädikat „Besonders Abwechslungsreich“ auszuzeichnen war, wird dem Hörer jetzt ein Brei serviert, der alle vorhandenen Unterschiede in den Songs für null und nichtig erklärt. Nicht ein Titel hat im Ansatz etwas Neues oder Hörenswertes.

Trackliste:

01 – Du bist ein Wunder

02 – Das steh’n wir durch

03 – Augen zu und durch

04 – Einmal noch

05 – Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen

06 – Wieso und weshalb

07 – Geil, geil, geil

08 – Da sind diese Augen

09 – Weiber

10 – Bronze, Silber und Gold

11 – Sieben Tage, sieben Nächte

12 – Pass gut auf dich auf

13 – Frei für dich

14 – Weiß der Geier

15 – Du bist fort

 

Fazit:

Bei diesem Album von einem Comeback oder gar einer Sensation zu sprechen empfinde ich schon als Frechheit. Wolfgang Petry stand immer für einfach gestrickte, aber ehrliche Musik. Und so hat er sich auch seinen Fans gegenüber verhalten. Was er sich dabei gedacht hat, diesen Einheitsbrei zu produzieren ist mir vollkommen schleierhaft. Dieser Sound ist nicht modern, sondern einfach nur grausig! Das Ziel dieses Machwerks kann es eigentlich  nur sein, ein paar Euros in die Kasse zu spülen. Und das hat er doch hoffentlich nicht nötig. Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Lieber Wolle, entweder du kommst noch einmal mit neuen Songs im alten Gewand (worüber ich mich freuen würde) oder du genießt weiter deinen Ruhestand (den ich dir von Herzen gönne), aber so einen Mist präsentiere deinen Hörern bitte nicht noch einmal.

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