Gert Selle: Die Geschichte des Designs in Deutschland von 1870 bis heute Entwicklung der industriellen Produktkultur
Das Buch ist im Jahre 1978 im DuMont Buchverlag, der bekanntlich in Köln ansässig ist, erschienen. Es ist 264 Seiten dick.
Die Inhaltsangabe
Das Buch möchte einen Überblick bieten, wie die Inhaltsangabe berichtet, und zwar über die geschichtliche Entwicklung des deutschen Industriedesigns von den Anfangstagen im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Selle wählt als Zugang zur Designgeschichte nicht den stilgeschichtlichen Weg, sondern er rekonstruiert im historischen Abriß den Zusammenhang der industriellen Produktkultur mit der ökonomischen, technologischen und sozialpolitischen Entwicklung seit Beginn der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts“, wie auc dem hinteren, eingeknickten Buchdeckel zu erfahren ist.
Inhaltlich reicht die Spannbreite vom technischen Funktionalismus der industriellen Frühgeschichte über die dekorativen Formen des Jugendstils, der sachlichen Produktform des Bauhauses und der Weimarer Republik und der faschistischen Alltagskultur bis hin zu Produktgestaltung im westlichen und östlichen Nachkriegsdeutschland.
Über den Autoren
Selle ist Jahrgang 1933. Als er dieses Buch herausgibt, kann er auf eine Karriere als Kunsterzieher in Frankfurt, Dozent an der Werkkunstschule bzw. der Fachhochschule in Darmstadt und Professor für Bildende Kunst – Visuelle Kommunikation an der Pädagogischen Hochschule in Brauchschweig zurückblicken. Selle ist in dieser Zeit auch schon als mehrfacher Buchautor in Erscheinung getreten. Ob und ggfs. wo Selle studiert hat, ist seiner in diesem Buch enthaltenen Biographie nicht zu entnehmen.
Über das Buch
Igitt igitt – das Buch ist ja alt. Das Buch ist nicht mehr aktuell. So könnte der unbefangene Leser nun behaupten. Schon richtig. Das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts und das beginnende 21. Jahrhundert kommen hier nicht vor.
Und dennoch ist das Buch lesenswert, nicht nur für designbegeisterte Leser, sondern auch für solche, die sich für die Geschichte von Produkten, Unternehmen und Alltagskultur begeistern können. Allein schon die vielen historischen Schwarzweißfotographien lassen schnell und leicht Erinnerungen an die eigene Lebensgeschichte wach werden. Allein schon der Anblick einer Isetta (dem Kabinenroller von BMW) und dem VW-Käder sind sehenswert, um noch ein Beispiel zu bringen.
Selle verzichtet hier weitestgehend auf designtheoretisches Fachvokabular, sprich: unverständliches Kauderwelsch. So weit wie möglich sind die Texte allgemeinverständlich gehalten.
Die Ausführungen sind sachlich und so detailliert, wie es sich für ein Sachbuch gehört. Doch keine Angst – das Buch ist nicht so staubtrocken, wie es sich jetzt anhören mag. Es gibt immer wieder Zitate, die nicht nur den Lesefluß auflockern, sondern auch die Ausführungen belegen. Der Inhalt ist umfangreich genug, um 100 Jahre Design in Deutschland vorzustellen.
Ein Fazit
Das Buch ist als Einstieg in die Thematik gedacht. Natürlich ließe sich an vielen Stellen noch viel mehr erzählen. So fehlen beispielsweise die Lebensläufe berühmter Gestaltentwerfer. Das macht aber nichts. Wer als Student oder Autodidakt in das Thema einsteigt, hält hier auf jeden Fall gute Literatur in den Händen.