ALLES ANDERE ALS HINTERWÄLDLERISCH!
Der Sänger:
Hinter dem Künstlernamen Casper verbirgt sich der deutsch-amerikanische Rapper Benjamin Griffey. Nach Ende der Schule begann er ein Pädagogikstudium und lebt seit 2011 in einer Wohngemeinschaft in Berlin. Über einen Freund wurde er dazu animiert, an verschiedenen Freestyle-Veranstaltungen des HipHop teilzunehmen. Parallel dazu war er Frontmann einer Hardcore Band, wobei er sich die Stimmbänder angeschlagen hat. 2008 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum „Hin zur Sonne“. Mit seinem zweiten Album „XOXO“ gelang ihm der große Durchbruch. Das Album stieg auf Platz 1 der Charts ein und wurden von Fans, Kollegen und Feuilleton gleichermaßen gelobt. Casper tourte mit Prinz Pi und ist seit 2012 gern gesehener Gast auf dem Hurricane Festival.
Das Album:
Da HipHop nur sehr bedingt die Musik ist, die ich bevorzugt konsumiere und auch bewerte, war Casper mir zwar als Künstler ein Begriff, doch ich kannte weder ihn, noch seine Musik. So bin ich auch eher zufällig auf sein drittes Album „Hinterland“ gestoßen, dass im September 2013 veröffentlicht wurde.
Wer sich mit diesem Album beschäftigt, wird sehr schnell feststellen, das Casper deutlich anders klingt,als andere Rapper. Durch die intensiven Gitarrentöne und die äußerst kratzige und tiefe Stimme ist die Musik von Casper komplett anders als das, was man von Rap-Kollegen wie Kool Savas, Prinz Pi oder Kollegah kennt.
Aber genau darin liegt auch der große Reiz, sich jenseits des HipHops mit der Musik zu beschäftigen. Die Mischung aus Rock, HipHop und intelligenten deutschen Texten ist ganz einfach gut und geht unmittelbar in Herz, Bauch, Beine und Kopf. Eine an Tom Waits angelehnte Nummer wie „La Rue Morgue“ mach dabei ebenso viel Spaß, wie die von Nick Cave inspiriert Ballade „Lux Lisbon“, bei der Tom Smith als Gastsänger fungiert. Auch das flotte, von Kraftklub unterstützte, „Ganz schön okay“ oder die fetzige Rapnummer „Jambalaya“ machen dank eines tollen Chors und einer starken Instrumentalisierung verdammt viel Spaß. Und der Erfolg gibt Casper letztlich recht. Gold- und Platinauszeichnungen für „Hinterland“ sind absolut gerechtfertigt.
Trackliste:
01 – Im Ascheregen
02 – Hinterland
03 – Alles endet (aber nie die Musik)
04 – Nach der Demo ging’s bergab!
05 – 20qm
06 – Lux Lisbon
07 – Ariel
08 – Ganz schön okay
09 – Le Rue Morgue
10 – Jambalaya
11 – Endlich angekommen
Fazit:
Zwischen Bruce Springsteen und Eminem liefert Casper ein Album ab, das genreübergreifend seine Hörer gefunden hat. Goldkettenbehangene Rapper finden hier ebenso ein musikalisches Zuhause wie die Anhänger gitarrenlastiger Rockmusik, zumindest wenn beide Hörergruppen ihren Horizont ein wenig erweitern wollen. Casper legt mit „Hinterland“ ein reifes, intelligentes und hörenswertes Album mit starken Texten vor. Ein tolles Album, das mir ausnahmslos gut gefallen hat.