DIE QUADRATUR DES KREISES!
Der Sänger:
Johannes Oerding wurde 1981 in Münster geboren und wuchs am Niederrhein auf. Musikalisch trat er 2009 erstmals in Erscheinung, als sein Album „Erste Wahl“ erschien und er als Support von Künstlern wie Simply Red, Ich + Ich, Ina Müller oder Stefanie Heinzmann auftrat. Mit seinem zweiten Album „Boxer“, das es bis auf Platz 11 schaffte, kratzte er erstmals an den Top Ten. Diese erreichte er dann mit seinem dritten Longplayer „Für immer ab jetzt“, der bis auf Platz 4 kletterte. Mit der Single „Nichts geht mehr“ nahm er 2013 beim Bundesvision Song Contest Teil und belegte den zweiten Platz. Im gleichen Jahr tourte er mit Joe Cocker und den Scorpions. Johanns Oerding ist mit der Sängerin Ina Müller liiert, mit der er in Hamburg lebt und für die er auch als Songschreiber tätig ist.
Das Album:
Für mich steht Johannes Oerding mit diesem, seinem fünften, Album am Scheideweg. Nach drei wirklich guten Alben legte er zuletzt mit „Alles brennt“ ein zwar erfolgreiches, aber letztlich recht beliebiges Album vor. Das war schade, denn der Mann, von dem Udo Lindenberg sagt, er habe Gold in der Kehle, kann mehr. Zumal er dies auch als Songschreiber für andere Künstler unter Beweis gestellt hat.
So zog sich Johannes Oerding wieder einmal nach Sankt Peter Ording zurück, um sich zu erden, seine Ideen zu sortieren und den Songs den letzten Schliff zu geben. Ich war auf das Ergebnis sehr gespannt. Als Vorbote wurde der Titelsong des Albums ausgewählt. „Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt“, singt Johannes Oerding und trifft damit absolut ins Schwarze. „Kreise“ hat mich sofort gepackt. Es ist einer dieser Songs, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. So habe ich gehofft, dass dieser Song nicht nur ein Strohfeuer ist.
Ist es nicht, denn Johannes Oerding macht mit diesem Album alles richtig. Sicher, er erfindet sich nicht neu. Wo Johannes Oerding draufsteht, ist Johannes Oerding drin. Nur dass das Songmaterial diesmal deutlich besser ist, als auf dem Vorgängeralbum. Flottere Popnummern, sanfte Balladen, dazu die starke Stimme – fertig ist ein Album, dass alles andere macht, als sich im Kreis zu drehen. Die erneute Zusammenarbeit mit Mark Smith, der diesmal auch als Produzent agiert, hat sich gelohnt, denn „Kreise“ ist ein richtig rundes Album geworden.
Vor allem textlich konnte mich Johannes Oerding begeistern. Es gibt Geschichte über das Leben („Tetris“, „Hundert Leben“) über die Liebe („So schön“, „Love Me Tinder“) oder über unsere Welt („Unser Himmel ist derselbe“). Kein einziger Text ist kitschig oder abgedroschen, sondern hat eine klare Botschaft, bei der sich das Hinhören mehr als lohnt. Auch musikalisch wird einiges geboten. Von Pop über sanfte Balladen bis hin zu einer richtig funkigen Nummer („Zieh dich aus“) ist alles vertreten.
Wer sich für die Premium Edition entscheidet, bekommt sechs akustische Solosongs, die eindrucksvoll das eingangs genannte Lindenberg-Zitat untermauern. Vor allem „Kreise“ und „Hundert Leben“ können in der akustischen Version nochmals an Stärke und Profil gewinnen.
Trackliste:
01 – Kreise
02 – Tetris
03 – Hundert Leben
04 – So schön
05 – Leuchtschrift (Große Freiheit)
06 – Freier Fall
07 – Love Me Tinder
08 – Unser Himmel ist derselbe
09 – Weiße Tauben
10 – Die Zeit nach der Zeit danach
11 – Zieh dich aus
12 – Stein für Stein
13 – Nur unterwegs
14 – Zwischen Mann und Kind
15 – Kreise (Akustik Solo)
16 – Hundert Leben (Akustik Solo)
17 – Love Me Tinder (Akustik Solo)
18 – Unser Himmel ist derselbe (Akustik Solo)
19 – Stein für Stein (Akustik Solo)
20 – Auf die andere Seite (Akustik Solo)
Fazit:
So kritisch ich das letzte Album „Alles brennt“ gesehen habe, so sehr begeistert mich dieses Werk. Mit „Kreise“ ist Johannes Oerding ein absoluter Volltreffer gelungen. Viele Künstler haben einmal in ihrer Karriere dieses „perfekte“ Album, an dem alles stimmt. Im Fall von Johannes Oerding könnte es durchaus dieses Album sein. Auf jeden Fall ist es das bisher beste deutsche Popalbum des Jahres 2017!