KEINE ÜBERRASCHUNG, ABER…
Der Musiker:
Stefan Zauner wurde 1952 als Sohn des Filmregisseurs und Science-Fiction-Autors Georg Zauner geboren. Seine ersten musikalischen Erfahrungen sammelte er mit Harold Faltermeyer, mit dem er in einer Band spielte. In den 1970er Jahren war Stefan Zauner Mitglied der Krautrock-Formation Amon Düül 2. In dieser Zeit entstanden auch schon seine ersten Soloalben. 1980 gründete er die Münchener Freiheit, deren größter Hit 1986 der Titel „Ohne dich“ war. Im Laufe der Jahre arbeitete er auch als Produzent oder Komponist für Künstler wie Charade, Nicole oder Virginia Jetzt!.
Das Album:
Im November 2011 überraschte Stefan Zauner mit der Meldung, dass er die Münchener Freiheit verlässt, um sich künftig eigenen Projekten zu widmen. Ein knappes Jahr später Stand mit „Zeitgefühl“ das erste Werk der Post-MF-Ära in den Läden. Wer gehofft hatte, dass sich Stefan Zauner auf seine Wurzeln besinnt und jetzt ein progressives Rockalbum aufnimmt, wird nach dem ersten Hören von „Zeitgefühl“ sicher enttäuscht sein. Der Sound klingt nach seiner alten Band und im Zusammenspiel mit seiner wirklich unverwechselbaren Stimme ist man geneigt zu denken, dass es doch wieder eine Scheibe mit den alten Weggefährten gegeben hat.
Allerdings würde man dem Album nicht gerecht werden, wenn man es nach dem Motto „Im Westen nichts Neues“ einfach nur zur Kenntnis nehmen würde. Denn „Zeitgefühl“ ist richtig gut. Mit Titeln wie „Liebe besiegt die Zeit“, „Im falschen Traum“ oder „Blues“ stellt Stefan Zauner einmal mehr unter Beweis, dass er ein ausgezeichneter Komponist ist. Textlich drehen sich fast alle Titel um das Thema Zeit, welches er ebenfalls sehr gut aufbereitet. Selbst eine textliche Entgleisung wie „Tick Tack im Sauseschritt“ kann diese Qualität nicht mindern.
Natürlich ist aus vielen Songs die Münchener Freiheit herauszuhören. Und wer diese Band nicht mochte, wird mit dem Solowerk von Stefan Zauner nicht wirklich etwas anfangen können. Doch gerade Titel wie „Wunderbar“ und vor allem „Man kann“ rechtfertigen, sich mit dem Werk zu beschäftigen. Und stimmlich ist der Sänger nach wie vor in Topform. Auf zwei Titeln („Tick Tack“, „Eine Welt die es nicht gibt“) erhält er dabei Unterstützung von seiner Frau Petra Michaela.
Trackliste:
01 – Liebe besiegt die Zeit
02 – Wunderbar
03 – Du bist einfach da
04 – Tick Tack (feat. Petra Michaela)
05 – Wenn du mich suchst
06 – Wenn die Zeit vergeht
07 – Geisterstunde
08 – Eine Welt die es nicht gibt (feat. Petra Michaela)
09 – Wer hat Angst vor Morgen
10 – Im falschen Traum
11 – Loslassen
12 – Blues
13 – Amerika
14 – Man kann
Fazit:
Stefan Zauner hat sich mit „Zeitgefühl“ sicher nicht neu erfunden. Er vertraut auf seine Stärken und liefert den Sound ab, den seine Hörer kennen und lieben. Dies allerdings so gut, dass man nichts gegen das Album sagen kann. Titel wie „Man kann“, „Liebe besiegt die Zeit“ oder „Blues“ sind Musterbeispiele für richtig gute deutsche Musik. Die restlichen Songs sind nicht wesentlich schlechter, so dass man für „Zeitgefühl“ nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen kann.