Riskante Träume

Riskante Träume von Iris Johansen

Inhalt
Der ehemalige Abenteurer und Geheimagent Daniel Seifert bekommt von seinem Ex-Chef und Freund Clancy Donahue den Auftrag, eine junge Frau, Zilah Dabala, aus den Händen von Terroristen zu befreien. Seifert, der in einem Fantasieemirat wohnt und durch den Scheich, dem er früher mal sehr geholfen hat, zu großem Reichtum gekommen ist, nimmt den Auftrag an, nicht wegen des Geldes, sondern wegen seiner brachliegenden Abenteuerlust – und weil er sich sofort von dem Foto von Zilah angezogen fühlt. Er befreit Zilah aus dem Flugzeug in der Wüste, wo sie gefangen gehalten wurde und sie fliehen vor den Terroristen auf befreundetes Gebiet, nämlich die Provinz eines anderen Scheichs, Philip. Unterwegs kommen die beiden sich näher, aber dann wird Zilah von einem Skorpion gestochen. Sie erreichen das Gebiet des Scheichs, als Zilah bereits bewusstlos ist. Der sofort herbeigerufene Arzt versorgt sie und verordnet ihr – auf Bitten von Daniel – 14 Tage Ruhe. Zeit, die Daniel nutzen möchte, Zilah, die noch ein Kindheitstrauma zu verarbeiten hat, zu erobern.

Hintergrundinformationen
Die Autorin Iris Johansen, ist bekannt für ihre sehr gut recherchierten und packenden Thriller. Insbesondere mit der Reihe um Eve Duncan, einer Gesichtsrekonstrukteurin, ist sie nicht nur in ihrer Heimat Amerika, sondern auch in Europa seit 1998 extrem erfolgreich. Sämtliche Romane seit diesem Zeitpunkt waren stets empfehlens- und lesenswert. Der hier vorliegende Band ist 2010 im Blanvalet Verlag erschienen – normalerweise ein Zeichen  für gut lektorierte, spannende Romane, die zwar meist nicht zur gehobenen Weltliteratur zählen, jedoch zumindest solide Unterhaltung bieten.

Fazit
Die ersten zwei Seiten lesen sich wie gewohnt spannend – Daniel wird von Clancy für den Job, Zilah zu befreien, geködert. Dann beginnt sich der Leser jedoch zu wundern, die Augen zu reiben. Zu seltsam muten sprachliche Ausrutscher wie „Steht mir echt nicht zu, … an dem Typen herumzukritteln“ (Seite 9) an, die so gar nichts mit dem Sprachstil von Johansen zu tun haben. Der Leser vermutet jedoch natürlich zunächst einmal einen Ausrutscher.

Auf Seite 30 wirken die fast proletenhaften Dialoge dann aber nicht mehr lustig oder lesenswert, Beispiel: „Verdammt, sie sind eine echte Schnellmerkerin“ oder „Nöö, das war eine von Clancys chemischen Keulen, das Zeug schlägt voll auf die Schleimhäute und Atemwege“ (Seite 33). Dieses Niveau zieht sich leider über sämtliche 268 Seiten, wobei der Leser von Glück sagen kann, dass sowohl der Zeilenabstand als auch die Schriftgröße größer als sonst bei Blanvalet üblich sind, so dass die tatsächliche Textlänge kürzer ist als die Seitenanzahl vermuten lässt. Nicht nur die Dialoge und die gesamte Übersetzung sind äußerst schlecht, auch die Story ist dünn, wenig realistisch und unlogisch, die Charaktere nicht einmal ansatzweise herausgearbeitet.

Tatsächlich scheint es sich um eine schlecht gemachte Lovestory mit erotischen Elementen zu handeln. Dies wäre durchaus vertretbar, wenn dies auf dem Klappentext deutlich gemacht würde oder wenigstens diese Elemente gut dargestellt werden, aber dies ist leider nicht der Fall. Einige Szenen bzw. Dialoge wiederholen sich fast wortwörtlich viermal in der Geschichte (etwa der Dialog, in dem sich einer der Charaktere für seine „Ehrlichkeit“ / „Direktheit“ entschuldigt, etwa auf den Seiten 75 und 144).

Der einzige Aspekt, der dazu beiträgt, doch wieder einen neuen Johansen-Roman zu kaufen, ist der, dass ein zweiter Blick in die bibliographischen Angaben zeigt, dass die Originalausgabe von 1985 ist, also weit vor den guten Romanen der Autorin, offenbar zu einer Zeit, als sie noch mehr schlecht als recht Liebesromane versucht hat zu schreiben. Äußerst bedauerlich jedoch, dass der eigentlich gute Verlag Blanvalet – sicherlich getrieben durch den wirtschaftlichen Erfolg der anderen Romane – auf einen solch schlechten Roman zurückgreift, nur um mehr von der Autorin zu verkaufen. Noch schlimmer, dass dann auch noch die Übersetzung absolut mangelhaft ausgefallen ist. Selbst ein schlechtes Original hätte nicht so übersetzt werden dürfen, selbst einfachste Liebesromane im Heftformat haben ein sprachlich besseres Niveau. Finger weg von diesem Roman!

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