DAS BESSERE RAMMSTEIN-ALBUM?
Die Musiker:
Till Lindemann wurde 1963 in Leipzig geboren. Seine musikalische Karriere begann er noch zu DDR-Zeiten bei der Punkband First Arsch. Seinen internationalen Durchbruch hatte er als Sänger und Textschreiber der Band Rammstein. Seit 1991 schreibt Lindemann auch Gedichte und hat bisher zwei entsprechende Bücher veröffentlicht: „Messer“ (2002) und „In stillen Nächten“ (2013).
Peter Tägtgren wurde 1970 in Stockholm geboren. Der Multiinstrumentalist ist Sänger der Bands Hypocrisy und Pain. In Pärlby betreibt er außerdem das Abyss Studio, das in Metalkreisen einen ausgezeichneten Ruf besitzt. So hat Peter Tägtgren auch als Produzent für Bands wie Sabaton, Dimmu Borgir oder Amon Amarth gearbeitet. Zusammen mit Till Lindemann veröffentlichte er im Jahr 2015 als Projekt Lindemann das Album „Skills in Pills“.
Das Album:
Nachdem es in den letzten Jahren eher ruhig um Rammstein war, ist das Jahr 2019 ein echtes Freudenjahr für die Fans. Erst das langerwartete Album „Rammstein“ (das meine Erwartungen leider nicht erfüllen konnte), dann die große Stadiontour (die im kommenden Jahr fortgesetzt wird) und jetzt das neue Soloalbum von Sänger Till Lindemann, welches wieder in Zusammenarbeit mit Peter Tägtgren entstanden ist. Mit einem gravierenden Unterschied: Kam das erste Werk der beiden „Skills In Pills“ mit englischen Texten daher, setzen die beiden Musiker auf „F & M“ auf deutsche Texte.
Grundlage für das Album waren die Texte, die Till Lindemann für die Musicaladaption von „Hänsel und Gretel“ verfasst hat, das im Hamburger Thalia Theater aufgeführt wurde. Und schon die im Vorfeld ausgekoppelten Songs deuteten an, dass hier ein richtig gutes Album auf den Hörer zukommt.
Und in der Tat geht der Longplayer in die Vollen. „Steh auf“, „Ich weiß es nicht“, „Allesfresser“ und vor allem „Blut“ und „Knebel“ hätten sicher perfekt auf das letzte Rammsteinalbum gepasst und mit Sicherheit dafür gesorgt, dass es deutlich aus dem Mittelmaß herausragt. Insbesondere „Knebel“ besitzt eine Intensität, wie es zuletzt nur „Puppe“ getan hat.
Danach wird das Album anders, aber nicht schlechter. „Ach so gern“ oder „Platz Eins“ zeigen Till Lindemann von einer veränderten musikalischen Seite, die ihm gut zu Gesicht steht. Durchweg überzeugen auch hier die Texte. Wo „Rammstein“ schwächelte, zeigt sich Till Lindemann so scharfzüngig, bissig, doppeldeutig und lyrisch, wie zu besten Sehnsucht- oder Mutterzeiten.
Trackliste:
01 – Steh auf
02 – Ich weiß es nicht
03 – Allesfresser
04 – Blut
05 – Knebel
06 – Frau & Mann
07 – Ach so gern
08 – Schlaf ein
09 – Gummi
10 – Platz Eins
11 – Wer weiß das schon
Fazit:
Natürlich kommt man einem Lindemann-Album, noch dazu mit deutschen Texten, nicht umhin, einen Vergleich zur Band zu ziehen. Zu prägnant ist seine Stimme, zu ähnlich stellenweise die Musik. Und hier geht Lindemann in diesem Jahr als klarer Punktsieger hervor. „F & M“ ist der Longplayer, den ich mir von Rammstein gewünscht hätte. Typische Trademarks und Experimentierfreude machen aus diesem Album einen echten Hit. Man merkt, dass ein Entscheidungsprozess von sechs gleichberechtigten Musikern, wie es bei Rammstein der Fall ist, nicht immer um Erfolg führen muss.