Aldrians Abenteuer Sammelband I + II

Inhaltsverzeichnis
Musical

Back To The 80´s: Chess

Musik

Michael Kiwanuka – Small Changes

Musik

Heinz Rudolf Kunze – Lauschangriff

Allgemeines/Grundthese

Hochglanzsoftcover, blätterbraun. Dank Internetansicht erwartete ich ohnehin kein Märchen-Kitschbunt.

Mein erster äußerer Eindruck: natürlich, herbstlich, vielleicht mit verborgenen Waldwesen, Kobolde, dachte ich. Die Kinderaugen, die zwischen dem Laub hervorblitzen, weckten meine Neugier. Über 400 Seiten Fantasy, ein Abenteuerroman wird angekündigt, der anders sein soll. Nun ja. Ich ließ mich gerne überraschen.

Nach Kapitelansicht gibt es eine Menge Begegnungen, Merkwürdigkeiten, auch die für Fantasy typischen Kriege. Vor dem Lesen spiele ich mit jedem Buch Daumenkino. Dabei fielen mir etliche Schwarz-Weiß-Grafiken (keine Kunstdrucke) auf, die jedoch nicht bei jedem Kapitel dabei waren. Jede wirkte handgezeichnet, manche für meinen Geschmack zu düster.

Ganz himmlisch finde ich halt Papieroberfläche. Auch dem rauen Strukturgefühl bei diesem Roman kann ein eBook nicht Paroli bieten.

Struktur

Wie erwartet spielt das Abenteuer in einer eigenen Welt. Den Zeitenwechsel  würde ich nicht als außergewöhnlich bezeichnen. Doch was mich wirklich überraschte: Die Schauplätze bleiben, trotz einiger wundersamer Veränderungen, detailliert an das Einführungskapitel des Romans angelehnt.

Mit guter Akribi werden Figuren entworfen, charakterlich durch das Geschehen geführt und bis zum Schluss im Zusammenspiel stringent erhalten. Statt eines roten Fadens finde ich mehrere davon. Die Szenen wechseln zum Teil abrupt von festlich zu still, dann wieder zu lärmend bis kriegerisch.

Sehr plastisch werden Figuren und Schauplätze gezeichnet, Handwerke und Völker beschrieben. Bekannte Wesen (Elben, Oger, Zwerge, Menschen, Drachen) werden hier grundsätzlich aufgegriffen, doch mit einem anderen Charakter als dem bisher bekannten ausgestattet. Die eben beschriebene Abwechslung schafft für mich eine sehr vielschichtige, doch überschaubare Romanstruktur.

Rückblenden finden nur sparsam statt, wörtliche Rede beschreibt nicht nur Pläne und Entscheidungen, sondern gehört zur Zeitzeichnung von Mysterien, Handwerken und Charakteren. Aktion und Reaktion der Handelnden und Redenden sind manchmal scheinbar willkürlich gewählt, entpuppen sich zum Schluss des Romans jedoch als beabsichtigt.

Schade fand ich, dass sinnliche Szenen keinen erinnerungsträchtigen Platz im Buch einnehmen.

Besonders hilfreich empfand ich eine Landkarte vor den Kapiteln, die Landschaft und Länder zeigt. Später brauchte ich ernsthaft diese Hilfe, weil im Buch auch viel gereist wird.

Sprache/Duktus

Die Sprache ist mittelalterlich gewählt, jeder Charakter erkennbar gezeichnet. Die Charakterzeichnung bestimmt die Wortwahl des Sprechenden.

Manko einiger Kapitel: Zu viel wörtliche Rede, zu lange Ansagen, zu wenig Bewegung zwischen den Sprecherwechseln. Auch schwierig zu verarbeiten sind einige kolossale Satzlängen. Der Duktus schwankt zwischen kindlich-naiv, ehrwürdig-geheimnisvoll und theatralisch-kriegerisch.

Begeistert bin ich von einigen Wesen, die trotz Charakterzeichnung geheimnisvoll bleiben. Schade, dass es bis zum Buchende bei der Andeutung bleibt!

Besonders »lecker« finde ich dies: Jeder Kampf- oder Schreckszene folgen Szenen im Kapitel oder der Beginn eines Folgekapitels voller Schlemmereien, Spiele, Musik und Tanz, Liebe und Humor.

Zusammenfassung

Ich hatte eine schlichtere Handlung erwartet, die Abenteuer einer Hauptperson, Begegnungen mit Fantasy- und Gefahrenelementen und das typische Happy End. Entweder kennt der Autor das Märchenprinzip nicht, oder er hat es bewusst gebrochen.

Dies alles – wie eben beschrieben – ist im Buch, aber vollkommen anders und außerdem vieles mehr, als ich es von meinem bisherigen Fantasy-»Verschleiß« kannte. Der Szeneaufbau bleibt dennoch übersichtlich, so dass man sich drei Kapitel später auch gut an Begegnungen von vorher erinnert.

Zuweilen forderten Geschehnisse mich emotional, andere amüsierten mich auf leichte Weise.

Fazit

Absolut lesenswert. Wer bereit ist, sich auf Überraschungen einzulassen und eine »farbige« Sprache sucht, kommt hier satt auf seine Kosten.

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