Alle sieben Wellen von Daniel Glattauer
Inhalt
Leo Leike und Emmi Rothner verbindet eine äußerst ungewöhnliche Freundschaft. Als Emmi Rothner eines Tages versucht, per E-Mail ihr Abonnement der Lifestyle-Zeitschrift „Like“ zu kündigen, landen ihre Kündigungs-Mails immer wieder irrtümlicherweise bei Leo Leike. Dieser entscheidet sich schließlich dazu, Emmi Rothner in kurzen Worten mitzuteilen, dass er nicht der richtige Ansprechpartner ist, was Emmis Kündigungsabsichten betrifft. Emmi entschuldigt sich für das Missverständnis, doch nicht nur der Leser ahnt an dieser Stelle bereits, dass es mit Leo und Emmi noch weitergehen wird…
Genau dort beginnt auch „Alle sieben Wellen“, genauer gesagt setzt die Handlung des Romans da ein, wo „Gut gegen Nordwind“ aufhört“. Trotzdem kann „Alle sieben Wellen“ auch als geschlossene Geschichte für sich selbst betrachtet werden. Nachdem Leo Leike am Ende von „Gut gegen Nordwind“ die E-Mail-Beziehung zu Emmi Rothner abrupt beendet hat, erfährt die mehr als ungewöhnliche und vielleicht auch gerade deshalb so faszinierende Freundschaft nun in „Alle sieben Wellen“ einen Neubeginn, der gleichzeitig Fortsetzung und Vertiefung einer wunderbaren Freundschaft zwischen zwei Seelenverwandten ist.
Eine klassische Geschichte – wunderbar einfühlsam erzählt und brillant umgesetzt
„Wie es mit uns weitergehen soll, Leo? – Weiter wie bisher. Wohin? – Nirgendwohin. Einfach nur weiter. Du lebst dein Leben, ich lebe mein Leben. Und den Rest leben wir gemeinsam.“ Soweit der Klappentext von „Alle sieben Wellen“. Diese wenigen Sätze bilden die Quintessenz von Glattauers zweitem „Leo-Emmi-Roman“. Doch diese wenigen Sätze vermögen nicht die Tiefe und Bedeutungsschwere der „Beziehung“ zwischen Leo Leike und Emmi Rothner wiederzugeben. Ihre „E-Mail-Freundschaft“ ist vielmehr als nur der elektronische Schriftwechsel zweier Freunde, die sich trotz aller Gemeinsamkeiten immer ein Stück weit fremd bleiben, sondern es ist eine innige Verbundenheit zweier Seelen, zweier Menschen, die trotz aller gegenseitigen Beteuerungen immer etwas im luftleeren Raum schwebt – und vielleicht gerade deshalb so reizvoll ist.
Für den Leser entfaltet „Alle sieben Wellen“ seinen besonderen Reiz vor allem dadurch, dass er die Gefühle der beiden Protagonisten hautnah miterleben kann – der Leser leidet mit Emmi, die Angst hat, Leo für immer zu verlieren, und er kann Leos Handeln nachvollziehen, der zwischen einer Beziehung zu einer „realen“ Person und der Verbundenheit zu Emmi hin- und herschwankt, und sich letztlich selbst nicht immer sicher ist, ob sein Verhalten richtig oder angemessen ist. „Alle sieben Wellen“ weckt tiefe Gefühle, die sich oft nur schwer in Worte fassen lassen, und besonders die Sätze „zwischen den Zeilen“ lassen nachempfinden, wie schwierig es manchmal sein kann, Zuneigung zu einem Menschen zu empfinden, der einem in gewisser Weise näher steht als jeder andere und der doch so weit entfernt ist – nicht nur die physische Distanz, sondern auch die zuweilen erkennbare emotionale Distanz zwischen Leo und Emmi bricht sich in „Alle sieben Wellen“ Bahn, und trotz des ständigen gegenseitigen Austauschs wissen beide Protagonisten mit diesem Umstand nicht so recht umzugehen.
Fazit
Mit „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ hat Daniel Glattauer dem fast vergessenen Genre des „Briefromans“ neues Leben eingehaucht. „Alle sieben Wellen“ erzählt auf anspruchsvolle und fesselnde Weise eine mindestens ebenso wunderschöne Liebesgeschichte wie „Gut gegen Nordwind“. Christine Westermann schreibt über den Roman: „Reicht es, wenn ich bei allem was mir lieb ist, versichere, dass der neue E-Mail-Roman von Daniel Glattauer genauso schön ist wie sein erster? Das muss einfach reichen.“ Dieser Aussage ist dann auch nicht mehr viel hinzuzufügen. Nicht nur „Stammleser“ von Liebesromanen werden mit „Alle sieben Wellen“ viel Freude haben – der Roman ist allen Liebhabern von anspruchsvoller zeitgenössischer Literatur bedingungslos zu empfehlen!