Alles fliesst

Inhaltsverzeichnis
Musik

Back To The 80´s: Schwarz auf weiß

Musik

Marina Marx – Wahrheit oder Pflicht

Metal

Dark Tranquillity – Endtime Signals

VERDAMP LANG HER, DAT ET ESU A ALBUM GAB!

Der Sänger:

Wolfgang Niedecken ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten deutschen Musiker. 1976 gründete er die Gruppe. BAP, deren Sänger und Texter er heute noch ist. Den Kölner Dialekt machte er über die regionalen Grenzen hinaus berühmt und füllte gerade in den 1980er und 1990er Jahren die größten Konzerthallen des Landes. Wolfgang Niedecken ist auch politisch sehr aktiv. So organisierte er ein Konzert gegen Rassismus und Fremdenhass und ist Sonderbotschafter der Hilfsaktion „Gemeinsam für Afrika“. Am 02. November 2011 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich vollständig erholt hat. 2013 wurde er mit dem Bundesverdienstorden 1. Klasse für sein soziales Engagement ausgezeichnet. 

Das Album:

Es war Ende 1981, als mich ein Gitarrenriff und ein Gesang, den ich nicht wirklich verstanden habe, so fasziniert haben, dass ich mich näher mit der Band beschäftigt habe, die dafür verantwortlich war. Das ist jetzt verdamp lang her und seit dem verfolge ich sehr intensiv die Karriere von BAP und Wolfgang Niedecken. Und ja, ich gebe unumwundenen zu, dass ich zu der Fraktion gehöre, die dem Ausstieg des Majors (Gitarrist Klaus Heuser) lange Zeit nachgetrauert hat. Daher konnten mich die letzten Alben von BAP nur noch bedingt überzeugen. Dementsprechend hatte ich relativ wenig, bis keine Erwartungen an das jetzt veröffentlichte 20. Studioalbum. 

Nach eher ruhigem Auftakt mit „Hauptjewinn“, einem Titel, den Wolfgang Niedecken seiner Frau gewidmet hat, bin ich beim zweiten Song „Jeisterfahrer“ das erste Mal richtig hellhörig geworden. Eine Schelte an die gleichgeschaltete Musik- und Medienlandschaft mit einer schier unglaublichen Melodie. Das klingt so wie früher … und mit diesem Song stiegen plötzlich die Erwartungen, die im Anschluss mit „Ruhe vor‘m Sturm“ zu einem Flächenbrand ausarten: DAS ist BAP! Unwiderstehliche Riffs, die so klingen, als sei der Major wieder dabei und ein Wolfgang Niedecken, der sich textlich geradezu auskotzt und ganz deutlich Stellung bezieht, gegen die immer stärker werdenden rechten Tendenzen. 

Und dann die eigentliche Überraschung des Albums. Wolfgang Niedecken hält mühelos dieses Niveau und legt eine Perle nach der anderen vor. Da gibt es eine wundervolle Liebeserklärung an seine erwachsene Tochter („Mittlerweile Josephine“), da gibt es den Geschichtenerzähler („Volle Kraft voraus“, „Verraten und Verkauft“). Natürlich gibt es eine Reminiszenz an Bob Dylan („Für den Rest meines Lebens“) und einen swinghaft angehauchtes „Jenau jessat: Op Odyssee“, in dem über die Anfangstage der Band erzählt wird und das mit einer schier unglaublichen Bläsersektion daherkommt. Dabei ist Wolfgang Niedecken so rockig, wie lange nicht und liefert hier eine Mischung ab, die mich als wirklich langjährigen BAP-Hörer so in Verzückung versetzt hat, dass ich an meine Jugend erinnert wurde. Wie singt er in dem zuletzt genannten Song: „Ir‘ndwie dä Wahnsinn, et funktioniert. Och wenn uns Sprooch ei‘ntlich kaum einer versteht …“. Doch die Sprache der Musik verstand und versteht man immer. Das Album wird dann noch von dem fast siebenminütigen Track „Wenn ham Ende des Tages“ beendet, der mit seinem Instrumentalpart am Schluss den Hörer aus dem Album begleitet und mit offenem Mund und klopfendem Herzen zurücklässt. 

Trackliste:

01 – Hauptjewinn 

02 – Jeisterfahrer

03 – Ruhe vor‘m Sturm

04 – Mittlerweile Josephine

05 – Amelie, op dafür

06 – Du hass dich arrangiert

07 – Volle Kraft voraus

08 – Für den Rest meines Lebens

09 – Alles zoröck op Ahnfang

10 – Jenau jesaat: Op Odyssee

11 – Besser du mehr jetz (So What)

12 – Verraten un verkauft

13 – Huh die Jläser, huh die Tasse

14 – Wenn ham Ende des Tages

Fazit:

Wie lange hat man auf so ein Werk von Wolfgang Niedecken/BAP gewartet! „Alles fließt“ ist ohne Übertreibung das mit Abstand beste Album seit „Comics & Pin Ups“ aus dem Jahr 1999. Mehr noch, es kann mühelos mit den wirklich starken Alben aus den 1980ern und 1990er mithalten. In „Jenau jessat: Op Odyssee“ singt Wolfgang Niedecken „…Sibbzisch ess en Alter für Golf oder die Parkbank. Mann, dat wöhr dä Horror, denn wie Ronnie, Keith un Bob, will ich leever rocken, bless dä Herrjott säht ‚Kumm Rapp‘.“ Und wenn dabei ein solch grandioses Album herauskommt, kann man nur den Hut ziehen und danke Wolfgang Niedecken sagen. 

Bewertung:

Musik: 5 Sterne

Instrumentalisierung: 5 Sterne

Stimme: 5 Sterne

Texte: 5 Sterne

Hörspaß: 5 Sterne

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