WER SOLL DIESE LÜCKE SCHLIESSEN?
Die Band:
Gitarrist Thomas Spitzer gründete mit ein paar Freunden im Jahr 1977 eine Band, der zunächst ein passender Name fehlte. Als sie während einer Busfahrt am Hauptsitz der österreichischen Ersten Allgemeinen Versicherung vorbeikamen, entstand die Idee, den Bandnamen an dieses Unternehmen anzulehnen: Die Erste Allgemeine Verunsicherung war geboren. 1981 stieß Sänger Klaus Eberhartinger zur Band. Mit dem fünften Album „Geld oder Leben“ gelang der große Durchbruch, der mit dem folgenden Longplayer „Liebe, Tod und Teufel“ und der Single „Küss die Hand schöne Frau“ noch getoppt wurde. Auch wenn nach diesem Erfolg die hohen Chartplatzierungen ausblieben, bediente die EAV ihre Fangemeinde mit weiteren Alben und großen Tourneen, die immer eine Mischung aus Rockkonzert und Musikkabarett sind.
Das Album:
Nach gut vierzig Jahren im Showgeschäft beschlossen die österreichischen Satiremusiker, dass irgendwann ein Schlusspunkt gesetzt werden muss. Dieser Zeitpunkt ist nunmehr gekommen. Mit „Alles ist erlaubt“ und der dazugehörigen Tournee sagt die Erste Allgemeine Verunsicherung fortan Servus.
Zuvor beglückt die Gruppe ihre Fangemeinde noch einmal mit einem Album, welches die Frage aufwirft, wer diese Lücke, die die Band hinterlassen wird, schließen soll. Sicher, bekannt geworden sind die Musiker eher durch klamaukige Titel wie „Ba-Ba-Banküberfall“ oder „Küss die Hand schöne Frau“. Doch wer sich schon früher intensiver mit dem Schaffen der Band beschäftigt hat, wird schnell festgestellt haben, dass sie immer den Finger in die Wunden der Gesellschaft gelegt haben. Dies gilt besonders für dieses letzte Album. Scharfzüngig und bissig wie lange nicht, bekommt hier jeder seine Watsch‘n. Egal ob wendehalsige Politiker („Trick der Politik“), Rechtspopulisten („Rechts 2/3“) oder Veganer („Salatisten-Mambo“), sie alle bekommen den Spiegel vorgehalten und sein Fett weg. Dabei bleibt die Erste Allgemeine Verunsicherung so humorvoll wie man sie kennt.
Auch musikalisch wird auf „Alles ist erlaubt“ richtig viel geboten: Pop, Rock, Country, Salsa, Ballade. Die Bandbreite, die die Band hier anbietet, ist beeindruckend und harmoniert ausnahmslos mit den hervorragenden Texten. Aufgrund der scharfzüngigen Lyrics ist ein Album der EAV sicher nichts für zwischendurch. Man muss sich Zeit nehmen und die Titel ein zweites und drittes Mal hören, um wirklich jede humorvolle Nuance zu erfassen. Doch dies lohnt insbesondere bei diesem Werk allemal.
Trackliste:
01 – Alles ist erlaubt
02 – Am rechten Ort
03 – Trick der Politik
04 – Erzöh ma‘ des
05 – Imam
06 – Rabenschwarz und Weiß
07 – Coole, alte Sau
08 – Gegen den Wind (feat. Lemo)
09 – Müßiggang
10 – Es ist nie zu spät
11 – Salatisten-Mambo
12 – Das Wandern
13 – Rechts 2/3
14 – Der letzte Brief
15 – Verflucht
16 – s‘ Glück
17 – Freiheit
18 – Man soll den Tag …
Fazit:
Mit einem ihrer besten Alben verabschiedet sich die Erste Allgemeine Verunsicherung und hinterlässt eine große Lücke. Wie keine andere deutschsprachige Band haben sie es geschafft, gesellschaftliche und politische Themen in humorvolle und bissige Texte zu packen. „Alles ist erlaubt“ ist voll davon und allein deshalb ein echter Volltreffer. Wer kann, sollte die Gruppe im nächsten Jahr auf ihrer Abschiedstournee besuchen, denn ein Konzert der EAV ist immer ein Erlebnis.