Amani, das Hirtenmädchen

Anne Laurel Carter: Amani, das Hirtenmädchen

Inhalt

Für Amani ist es selbstverständlich, sie wird die Nachfolgerin ihres Großvaters, sie wird Hirtin der Schafherde werden. Statt zur Schule zieht es sie mit Seedo, dem Großvater, auf die Weiden oberhalb ihres Dorfes. Sie lernt sich um die Schafe zu kümmern, hilft beim Lammen, findet Wasser und frische Weide für ihre Tiere.

So könnte es immer bleiben, aber so bleibt es nicht. Das Dorf von Amanis Familie liegt im Westjordanland und die große Politik macht die Idylle unmöglich. Da wird eine Straße gebaut, auf dem Hügel entsteht eine Siedlung. Die Siedler sehen sich in permanenter Verteidigung und schießen auch schon mal auf eine 10jährige Hirtin und ihre Schafe. Wo soll sie ihre Tiere weiden?

Aber nicht nur Amanis Leben, auch das der anderen im Dorf wird immer schwieriger. Die Olivenbäume stehen zu nah an der Siedlung und die Siedler dulden die Nähe der Palästinenser nicht. Die Straße der Siedler dürfen die Palästinenser nicht benutzen, auch wenn das bedeutet, dass die Weintraubenernte verdirbt und Kranke zu spät ins Krankenhaus kommen. Die Olivenbäume werden gefällt, das Haus zerstört.

Aber Hass und Unrecht sind nicht nur auf einer Seite zu finden. Der Onkel denkt an Gegenwehr, glaubt, nur Gewalt könne helfen. Einige im Dorf glauben, durch Verhandlungen mit den Israelis und durch öffentliche Proteste etwas erreichen zu können, andere setzen auf Widerstand. Auch die Israelis wollen zu einem Teil den Konflikt friedlich lösen und unterstützen die Palästinenser in ihren Verhandlungen, andere sehen sich mit dem Rücken zur Wand und gehen mit Baggern auf die Menschen los.

Amani, die nach Großvaters Tod für die immer kleiner werdende Herde verantwortlich ist, trifft Jonathan, den Sohn eines der Siedler, der ihr zuhört. Um mit ihm sprechen zu können, lernt sie sogar Englisch. Denn um besser verstehen zu können, was ihr Leben zerstört, geht Amani nun doch zur Schule. Eine Herde hat sie nicht mehr, nur ein Schaf ist ihr gebleiben und das, obwohl sie die geheime Hochweide ihres Großvaters gefunden hat. Es scheint, als ob Amani ihre Lebensplanung noch einmal überdenken muss und vielleicht sogar ihr Tal verlassen.

Fazit

Das Jugendbuch der Kanadierin Anna Laurel Carter erzählt vom Nahostkonflikt aus der Sicht eines palästinensischen Mädchens. Schuldzuweisungen werden jedoch vermieden, die Autorin versucht, beide Seiten zu verstehen und die Ausweglosigkeit der ineinander verklammerten Gegner deutlich zu machen. Dabei ist das Buch keineswegs überfrachtet, auch 12jährige Leser verstehen, um was es geht und können sich eine Meinung bilden.

Das einzige, was man diesem sonst sehr gelungenem Buch vorwerfen kann, ist die Umschlaggestaltung. Das Cover wird dem Thema und der Brisanz des Erzählten überhaupt nicht gerecht. Der Hirtenstab als Farbstrich und die äußerst reduziert dargestellte Hand auf einem Foto von Schaffell lässt das Buch für kleinere Kinder geeignet erscheinen und weist auf eine harmlose Tiergeschichte hin. Die Gestaltung wird dem Thema nicht gerecht.

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