WEITER PERFEKTIONIERT!
Die Band:
Jedem Hörer deutschsprachiger Rockmusik wird Klaus Heuser ein Begriff sein. Als langjähriger Weggefährte von Wolfgang Niedecken prägte er als Gitarrist und Songschreiber den Sound der Kölner Rockband BAP. Sein Spitzname Major leitet sich von der Figur des Major Healey aus der Fernsehserie „Bezaubernde Jeannie“ ab. Den obligatorischen Lederhut trägt Klaus Heuser seit einer Hautkrebserkrankung, um die Kopfhaut von der Sonnenstrahlung zu schützen. 1999 erklärte er seinen Ausstieg bei BAP. Anschließend war es eine Zeitlang ruhig um ihn. Erst 2006 veröffentlichte er mit der Berliner Sängerin Susanne Werth das Album „Major & Suzan“. 2012 lernte er in einer Talkshow den Blues-Gitarristen Richard Bargel kennen. Im gleichen Jahr erschien ihr Album „Men In Blues“. Nach einem Hörsturz Bargels gründete Klaus Heuser die nach ihm benannte Klaus Major Heuser Band.
Das Album:
Jedes Mal ist die Veröffentlichung eines neuen Albums der Klaus Major Heuser Band für mich ein Highlight des jeweiligen Musikjahres. Wie kaum eine andere deutsche Band schafft es die Gruppe um den Ausnahmegitarristen Klaus Heuser, das Westcoastfeeling einzufangen. Zumal das letzte Album „Whats Up?“ der bisherige Höhepunkt ihres Schaffens war.
Für dieses Album haben sich Klaus Heuser und seine Männer Zeit genommen. Der Anspruch, insbesondere von Klaus Heuser, der sich für das Songwriting verantwortlich zeichnet, war es, etwas Neues zu schaffen, den Sound zu verändern, ohne sich dabei trotzdem nicht zu verbiegen. Kein leichtes Unterfangen, welches aber zu einhundert Prozent gelungen ist.
Sicher ist auffällig, dass es wieder eine Spur harmonischer zugeht, als zuletzt bei „Whats Up?“. Trotzdem muss man auf typische Heuser-Kracher nicht verzichten. Der Opener „Turn The Wheel“ knüpft da an, wo das letzte Album aufgehört hat. Und spätestens wenn nach gut eineinhalb Minuten die Gitarre von Klaus Heuser einsetzt, ist es wieder das: Das Major-Feeling!
Die bisherigen Alben der Band waren trotz ihrer ausgeglichenen Sanftheit keine Werke für den Musikgenuss zwischendurch. Dies gilt besonders für dieses Werk. „And Now?!“ ist voll von kleinen Details, die man entdecken kann. Da gibt es etwas mehr Keyboard als zuletzt und auch die vermehrt eingesetzte Frauenstimme in den Chorpassagen gibt den Songs ein etwas anderes Profil. Trotzdem muss man nicht auf flotte Titel wie „Million Voices“, „Best Of Times“ oder das schon genannte „Turn The Wheel“ verzichten.
Als Paradebeispiel, was für exzellente Musiker hier am Werk sind, mag sicher „Love“ gelten. Sphärische Klänge, perlende Drums und die Gitarre des Major verursachen Gänsehaut. Dazu die Stimme von Thomas Heinen. Apropos: Dieser wächst hier über sich hinaus und liefert nicht nur beim bluesigen „Still Here We Are“ eine mehr als grandiose Leistung ab.
Mit „Here And Now“ und dem abschließenden „The Way“ gibt es zwei weitere Perlen. Gerade die letzten Songs waren die Highlights der Alben. „The Way“ stellt sich dabei gewaltiger Konkurrenz stellen, muss diese aber nicht fürchten. Der sphärische Einstieg, der Gesang von Thomas Heinen und die Gitarre von Klaus Heuser, die zum Ende des achtminütigen Tracks dazu kommt, stehen in bester Tradition von Titeln wie „Last Favorite Song“, Up In The Clouds“ und „My Friend“.
Trackliste:
01 – Turn The Wheel
02 – Rise And Fall
03 – Take A Walk
04 – Love
05 – Million Voices
06 – Perfect Match
07 – Here And Now
08 – Still Here We Are
09 – Best Of Times
10 – The Way
Fazit:
Es kann durchaus sein, dass sich manche Hörer an diesem Album reiben werden. „And Now?!“ geht in eine etwas poppigere Richtung, ist aber immer noch ein typisches Klaus Heuser Album. Von Hördurchgang zu Hördurchgang hat mir das Album, das ich durchaus als die gewünschte Weiterentwicklung sehe, besser gefallen. Es ist definitiv ein Album, das wächst, eben weil die Songs durchs etwas zu bieten haben. Wer kann, sollte sich die Klaus Major Heuser Band unbedingt live ansehen. Ich hatte vor gut eineinhalb Jahren in Berlin das Vergnügen, sie zu erleben. Ein Wahnsinn! And Now? Dieses Album wieder und wieder genießen und auf ein neues Werk warten …