Nun fällt es wie Schuppen von den Augen
Ilija Trojanow und Juli Zeh nehmen auf 171 Seiten unseren Rechtsstaat auseinander. In erster Linie geht es darum, wie gefährlich der Terrorismus uns Deutschen werden kann. Der Hauptaspekt richtet sich auf die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen Sinn machen und überhaupt den Terrorismus abwenden können. Der Sicherheitswahn, der die letzten Jahre weltweit für elementare Veränderungen sorgte, wird hier sehr kritisch beleuchtet. Die Gefahr vom Abbau bürgerlicher Rechte wird in diesem Buch sogar auf den Punkt gebracht. Relativ mutig, direkt und offen wird hier in den Raum gestellt, dass die Freiheit, für die früher heftigst gekämpft wurde, nun langsam dahin welkt. Nein, „Angriff auf die Freiheit“ seziert dieses Thema regelrecht: wir verlieren langsam aber sicher unsere Rechte und merken es nicht einmal. Ziemlich unverblümt prangern die Autoren „das Spiel mit der Angst“ an. Trojanow und Zeh sind der Auffassung, dass der „Kampf gegen den Terror“ vom Staat teilweise übertrieben dramatisch dargestellt wird. Sie sind gegen Überwachung und beschreiben anschaulich, wie wir uns langsam zum „gläsernen Menschen“ verändern, ohne es zu merken. Das Buch soll aufwecken, aufklären und informieren.
Pikante Themen wie Einsatz der Rasterfahndung werden hier gnadenlos zerpflückt. Beispielweise wird hier das Argument vorgebracht, dass im Jahr 2004 nach dem Einsatz der Rasterfahndung und Auswertung von 8,3 Millionen Datensätzen NUR ein einziges Ermittlungsverfahren eingeleitet und bald darauf wieder eingestellt wurde. Die Wirksamkeit im Kampf gegen den Terror und andere Kriminalität gleich null..
Haben Sie bereits einen biometrischen Reisepass? Wenn ja, warum? Haben Sie sich mal mit der Frage beschäftigt, wozu der neue Reisepass eingeführt wurde? Dieses Buch beantwortet es: zwischen 2001 und 2006 kamen nicht mehr als sechs gefälschte Pässe des alten Modells in Umlauf – darunter kein Fall von Terrorismus bekannt. Das ist doch ein schönes Argument, um gleich alle Pässe umzustellen oder?
Wie sicher fühlen Sie sich mit der Videoüberwachung? Denken Sie, dass es einen Selbstmordattentäter interessiert, ob man sein Verbrechen später auf Video sehen kann? Vielleicht ist das sogar ein Argument, um es überhaupt zu tun? Man muss kein Wissenschaftler sein, um sich zu klar zu machen, welche Summen mit der Entwicklung und dem Verkauf von Sicherheitstechnologien umgesetzt werden. Und würde man statistisch erfassen, wie oft eine kriminelle Handlung durch Einsatz von Videoüberwachung unterbunden wurde, so käme man auf miserable Zahlen. Seien Sie wachsam! In jeglicher Hinsicht!
Fazit
Trojanow und Zeh haben hier ein Buch raus gebracht, was wirklich lesenswert ist. Jeder, der sich kritisch mit unseren Bürgerrechten auseinander setzt, sollte hier rein schauen. Das Buch klärt auf – ohne anzuklagen.