Anleitung zum Guerillakrieg

Marcelo Ferroni: Anleitung zum Guerillakrieg

Inhalt

Ich habe es ja fast schon geahnt, die Idole meiner Jugendzeit waren gar nicht so großartig wie ich immer dachte. Jetzt also auch noch Che Guevara. Der Roman, zu dem Marcelo Ferroni erst seit kurzem zugängliches CIA-Material mit herangesogen hat, sei ein humorvoller und spannungsreicher Agententhriller und – so die Verlagswerbung – eine Provokation. Dem kann ich nicht zustimmen. Ein missmutiger, zum Bäuchlein neigender und desillusionierter Berufsrevolutionär wird in seinen Anweisungen immer undurchschaubarer, seine Revolutionäre sind Anfänger, Stümper. Aus H avanna kommen falsche oder gar keine Anweisungen und der Versuch, in Bolivien mit einer revolutionären Aktion den Beginn eines lateinamerikanischen Flächenbrandes zu beinnen, scheitert desaströs. Ferroni erzählt die Geschichte der letzten Aktion Guevaras nach, die zwei Jahre in Bolivien 1966-67, wie es ausgeht, weiß man ja, von daher ist das mit der Spannung nur schwer realisierbar.

Eine Vielzahl Personen tauchen auf, eigentlich müsste man von Anfang an eine Liste führen, um nicht durcheinander zu kommen. Da ist Mercy, der Agentenführer, der, statt Tania auszubilden, sich mit ihr vergnügt. Ulises Estrada, Tanias voriger Liebhaber und João Batista, deutschstämmiger Brasilianer, der eigentlich Paulo Neumann heißt, auch Klaus Barbie, der Schlächter von Lyon, tritt auf, natürlich die CIA, der Peruaner Chino, Mitkämpfer, Freunde, feindliche Agenten und jede Menge anderer. Ferroni erzählt, kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen und lässt Plan und Stringenz vermissen.

Eine Horde von Dilettanten versucht sich an der Revolution in Boliven, stapft durch den Dschungel, Che selbst liegt oft in der Hängematte, raucht und ist schlechter Laune und nahezu alles geht schief. Kubaner, Bolivianer, Brasilianer, Amerikaner – alle haben ihren Auftritt und die Übersichtlichkeit der Geschichte bleibt auf der Strecke. Liebeskummer, Launenhaftigkeit, Enttäuschung, auch all das lässt das bolivianische Abenteuer zu einem Desaster werden, das mit Ches Tod endet. Ein Desaster war ja auch schon Ches Versuch im Kongo, denn die Kongolesen weigern sich, schwere Lasten zu tragen und schießen mit geschlossenen Augen. Hier klappt noch weniger als in Bolivien.

Der Autor

Marcelo Ferroni, 1974 geboren, stammt eigentlich aus São Paulo, lebt aber seit 6 Jahren in Rio de Janeiro. Bis zur Anleitung zum Guerillakrieg arbeitete er als Verleger, der Roman ist sein Erstling, in Brasilien mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Fazit

Auch wenn die Aufarbeitung neuer CIA-Quellen und die minutiöse Darstellung der letzten zwei Jahre des Revolutionärs Che Guevara sicher sehr verdienstvoll sind und man sich natürlich auch durch das Getümmel hindurcharbeiten kann, war ich doch enttäuscht von der Anleitung zum Guerillakrieg. Ich hatte mir mehr versprochen, eine Reduzierung des umfangreichen Materials auf die Hauptfiguren und mehr Stringenz hätten dem Roman gutgetan.

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