Apfeldiebe

Apfeldiebe von Michael Tietz

Sommerferien im Schwarzwald: Fünf Jungen zwischen 8 und 13 Jahren wollen das Kellergewölbe einer Burgruine erkunden, das einer von ihnen zufällig entdeckt hat. Alex ist der Anführer, der die Idee zu dem Abenteuer hatte. Der dicke, träge Max ist sein bester Freund, der achtjährige Timi Max‘ Bruder, den er immer beschützt, aber auch bevormundet. Rufus ist der Außenseiter, er wohnt erst seit ein paar Monaten mit seinem Vater im Dorf. Seit dem Tod seiner Mutter trägt er immer Schwarz. Kasimir wird wegen seiner langen Haare und der sensiblen Art als „Mädchen“ gehänselt.

Im Gewölbe stoßen die Kinder zu ihrer Begeisterung sogar auf lauter alte Burgschätze wie Waffen. Doch was wie ein aufregendes Abenteuer begann nimmt plötzlich eine schreckliche Wendung, als ein Teil des Gewölbes einstürzt. Der Eingang ist verschüttet, die Jungen sind gefangen.

Keiner hat seinen Eltern gesagt, wohin sie spielen gehen, aus Sorge, dass es ihnen sonst verboten wird. Nun müssen sie hoffen, dass sie rechtzeitig befreit werden. Die Tage vergehen, Essen und Trinken wird knapp und zu allem Überfluss reagiert Max immer gefährlicher …

Gefangen unter der Erde

Es ist ein ungewöhnlicher Thriller, den Michael Tietz da präsentiert. Hauptfiguren sind fünf Jungen, keiner älter als dreizehn Jahre und dennoch ist das Ergebnis ein beklemmender Roman, in dem alles möglich ist, bis hin zum kaltblütigen Mord. Die Gefahr, der die Jungs ausgesetzt sind, liegt nicht allein im Verhungern und Verdursten, sondern auch in der Unberechenbarkeit von Max.

Schon am Anfang des Buches erfährt der Leser, dass er sich stark fühlt, wenn er kleine Katzen mit dem Schnürsenkel erdrosselt. In dem zarten Kasimir sieht er zum ersten Mal die Möglichkeit, sich an einem menschlichen Opfer auszulassen. Anfangs gibt es Hänseleien über die langen Haare und das mädchenhafte Aussehen des Jungen.

Später eskaliert ein Ritterspiel, in dem Kasimir den Gefangenen mimt und von Max heftig gebissen wird. Kurz danach stürzt die Höhle ein – und spätestens jetzt ist Kasimir klar, dass er in doppelter Gefahr schwebt.

Die einzelnen Charaktere sind nicht zu klischeehaft und haben im Laufe der Handlung ein gewisses Entwicklungspotential. Der Leser kann nicht im Vorhinein sagen, wie sich die Sympathien und der Zusammenhalt entwickelt, auf welche Seite sich beispielsweise Alex schlägt, ob der kleine Timi dauerhaft wie sonst auch zu seinem großen Bruder aufschauen wird.

Mit Spannung verfolgt man die Konflikte unter der Erde und ebenso das Geschehen oberhalb, ob nämlich die Suchmannschaften auf die Idee kommen, bei der Burgruine zu schauen. Über dem gesamten Roman liegt eine düstere Stimmung, die einen Sog bildet, aus dem sich der Leser nicht zu entziehen vermag.

In der zweiten Hälfte gibt es ein paar Szenen, in denen die Kinder ein bisschen zu fit und zu clever erscheinen, angesichts ihrer Lage, da sie ja keine versierten Pfadfinder oder dergleichen sind. Das ist aber im Grunde auch schon alles, was man dem großartigen Thriller ankreiden kann.

Fazit

Sehr gelungener Roman, der ein simples Thema, sehr spannend und dramatisch umsetzt. Die Charaktere werden gut und überzeugen dargestellt, es gibt keine Längen, der Stil ist leicht zu lesen und doch nicht zu simpel.

Fesselnde Unterhaltung wird garantiert.

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