Simon Stranger: Barsakh. Emilie, Samuel und Gran Canaria
„Jugendliche haben das recht auf Literatur, die sich mit ihrer Gegenwart beschäftigt“, so zitiert der Verlag auf der Umschlagseite eine Rezension des norwegischen Buches. Simon Stranger hat sich mit unserer Gegenwart und besonders mit ihren dunklen, verdrängten Seiten an Europas Küsten beschäftigt.
Inhalt
Die 15jährige Emilie macht Urlaub mit ihrer Familie auf Gran Canaria. Die Familie umfasst ganz klassisch Vater, Mutter, Emilie und den 10jährigen Bruder. Als die Geschichte beginnt, isst der gerade Pommes mit Mayo, für Emilie ein absolutes no-go. Seit sie wegen ihrer leichten Pummeligkeit blöd angemacht worden ist, will Emilie schlank sein und tut mit wenig Essen und eifrigem Joggen zu viel des Guten. Sie ist recht dünn. Als sie wieder einmal das Mittagessen wegjoggen will, entdeckt sie ein dümpelndes Boot vor der Küste der Insel. Zu Tode erschöpfte Menschen liegen darin, auch Samuel, kaum älter als sie. Emilie hilft das Boot an Land zu ziehen und den Menschen ans Ufer. In einer zur Zeit verlassenen Fischerhütte finden sie mit Emilies Hilfe erst einmal einen Unterschlupf und Wasser. Für Essen sorgt Emilie und verbraucht dabei ihr gesamtes Taschengeld. Das Mädchen weiß, dass es sich um illegale Einwanderer handelt, gerade erst hatte ihr Vater einen Zeitungsartikel zum Thema kommentiert. Alle in dem Boot stammen aus Westafrika, sie erzählen Emilie einiges aus ihrem Leben. Nicht alle sind so freundlich wie Samuel und Djeneba, die einzige Frau der Flüchtlingsgruppe. Eines Tages sind sie fort, der Fischer kann ja auch jederzeit wiederkommen, nur Djeneba verlässt die Deckung, ihr einjähriger Sohn ist durchfallkrank und muss zum Arzt, und auch Samuel wird entdeckt. Emilie und Samuel fliehen zusammen und werden beide aufgegriffen. Letzendlich sitzt Samuel im Lager, Emilie mit ihrer Familie im Flieger nach Hause. Wie Samuels Leben weitergehen wird, bleibt offen. Er ist gerade 18 geworden, nicht mehr minderjährig. Emilie fand ihn mehr als nur nett, diese erste Liebe fand nur mit Händchen halten und zwei Küssen statt, doch das hat Emilie verändert.
Ein Vorwort von Rupert Neudeck, eine Statistik und eine kurze Vorstellung der Grünhelme, einer gemeinnützigen Hilfsorganisation, runden die Geschichte ab.
Fazit
Simon Strangers Jugendbuch gibt den Geschehnissen an den Grenzen Europas ein Gesicht und eine Geschichte. Zahlen in einer Statistik und Berichte in der Zeitung werden hier zu Einzelschicksalen, in die sich Jugendliche hineindenken können. Emilie ist sympathisch, genau wie Samuel, beide erzählen in den ersten Kapiteln des Buches im Wechsel ihre Geschichte, verdeutlicht durch eine etwas unterschiedliche Schrifttype. Sowohl der Tot einiger Flüchtlinge während der Überfahrt wie auch das offene Ende sind realistisch. Ein Happy-End gibt es nicht.
Barsakh wäre auch eine gute Klassenlektüre.