Besser leben mit Yoga: Das ganzheitliche Programm für zu Hause
Standardwerk mit hoher Qualität
Wie viele Yogabücher täglich auf den Markt geworfen werden, weiß man nicht, sehr wohl aber, dass ein Großteil der Werke meist sehr fahrlässig oder als bloßes Wiederholungsprogramm daherkommen. Neuerfindungen sind bei dieser Jahrtausende alten Tradition auch nicht möglich; immerhin aber kann man die bisherigen Erkenntnisse ganz wunderbar und opulent zusammenfassen, ohne dabei die Betrachter zu verschrecken. Das Sivananda Yoga Vedanta Zentrum hat im Dorling Kindserley Verlag einen umfassenden Begleiter vorgelegt, der es lohnt, näher betrachtet zu werden.
Einfache, ungekünstelte Models demonstrieren in hunderten Bildern, wie man die klassischen und wichtigsten Yogaübungen nachvollziehen kann. Gepaart mit großer didaktischer und methodischer Feinheit haben wir es hier mit einem seltenen Fall von Klarheit, gesunder Ausrichtung und lebenswirklicher Realität zu tun. Ohne lange Vorrede werden die einzelnen Asanas wie Kopfstand, Pflug, Rumpfbeugen, Lotussitz oder Fisch auf mehreren Seiten portraitiert. Körperlich wie geistig-seelische Wirkungen und Vorsichtsmaßnahmen als Einleitung plus eine Vielzahl von Bildern mit wunderbar einfachen Hinweisen unterstützt den Lernenden sowie die Lehrenden. Ellenbogen eng zusammen, Hüfte anheben oder Knie gestreckt lassen – in Bild und Wort ganz klare Hinweise.
Manchmal, aber das ist eine Krankheit vieler Yogabücher, wirken die Hinweise ein wenig zu fest; das soll heißen: was mache ich denn, wenn ich die Knie in jener Stellung nicht durchstrecken kann. Da fehlt so ein ganz klein bisschen der Hinweis zur Vorsicht und Selbstregulation. Aber nicht falsch verstehen: gerade im Vergleich mit anderen großen Yogalehrbüchern, in denen sich die Meister in den körperzerreißenden Stellungen strecken, ist das hier eine wohltuende, normalsterbliche Variante und von daher auch für Anfänger sehr zu empfehlen.
Neben den Asanas gibt es die üblichen Hinweise zu Atmung, Meditation, Entspannung und Ernährung. Ganz toll sind die Übungsreihen am Ende des Buches, die nach Schwierigkeitsgrad und nach Zeit gestaffelt sind. So kann jeder seine ganz eigene Bewegungsreihe ausführen. Adressen mit Yogazentren und Ashrams sowie ein ausführliches Glossar runden das kompakte Buch ab. Wahrlich ein Werk, das jeder Yogapraktizierende als Standardlektüre im Haus haben kann, wo er bei einzelnen Asanas noch mal nachschauen kann; was man aber auch genau so gut einem Einsteiger bedenkenlos in die Hand geben kann.
Einzig ein paar anatomische Schwächen fallen auf, sind aber – siehe oben – ein Grundübel medizinischen Denkens unserer Zeit. So wird in der Einleitung die natürliche Lordose, also die Krümmung der Lendenwirbelsäule, mit einem Hohlkreuz und schwachen Bauchmuskeln gleichgesetzt. Das ist dramatisch an der Natur vorbei gedacht, aber eben Status quo moderner Populär- und – noch schlimmer – Universitätsmedizin. Das nur als therapeutische Warnung, die ja eigentlich in jedes populärmedizinische Buch gehört. Ansonsten aber hebt es sich gerade von den meisten anderen, unökonomischen Werken wohltuend ab.
Fazit:
Das kann man als richtig kompaktes, fundiertes, ästhetisch sehr ansprechendes und didaktisch ausgereiftes Standardwerk des Yoga bezeichnen, das seine Stärken in der Praxis (also dem Hatha-Yoga) hat und für alle Praktizierenden eine lebenslange Hilfe sein kann. Namaste.