Brehms Thierleben: Eine Auswahl der schönsten Texte und Illustrationen

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Brehms Thierleben: Eine Auswahl der schönsten Texte und Illustrationen

Heute wie damals tierisch gut

Gerade im biologischen Bereich hatte das 19. Jahrhundert viel zu bieten. Auf der einen Seite die so wichtigen Evolutionstheorien von Darwin und Co, auf der anderen Seite die Manipulation und Brutalität herrischen Denkens, das sich anhand biologischer Behauptungen bis hin zu Sozialdarwinismus, Euthanasie und Rassenverfolgungen ausweitete. So entstand und entsteht bei einem Blick in die alten Meister häufig ein zwiespältiges Gefühl:  Hochachtung vor der wissenschaftlichen Leistung und Abscheu vor humaner Perversion. Sie waren halt Kinder ihrer Zeit, kann man da erklärend anfügen, muss es damit aber längst nicht entschuldigen. Wohltuend sind selbstredend die Ausnahmen oder die auch aus heutiger Sicht human anmutenden Naturwissenschaftler, die sich um Systematik, Forschung und Welterklärung bemühten: Alfred Brehm war ein ganz besonders urtümliches Exemplar dieser Spezies.

Als Sohne eines Pfarrers in Thüringen aufgewachsen, entfachte schon in jungen Jahren seine Begeisterung für Zoologie. Eine Afrikaexpedition in Begleitung eines damals berühmten Vogelkundlers macht Brehm nicht nur bekannt, sondern seine zukünftige Lebensprofession deutlich. Mehrere weitere Reise ins Ausland brachten ihm weiträumige Kenntnisse der Tierwelt, der er zwischen 1864 und 1869 ein literarisches Denkmal schaffte – das Illustrirte Thierleben, heute besser bekannt als Brehms Tierleben.

In Kooperation mit einer anderen berühmten thüringischen Familie des 19. Jahrhunderts, dem Verlagshaus Meyer, ging Brehm so eine fruchtbare Partnerschaft ein, die bis auf den heutigen anhält und nach 150 Jahren nun eine herrliche Renaissance erfahren darf. Der bis heute existierende Meyer-Verlag bringt die schönsten und besten Tierarten in einer Neuauflage zurück ins Spiel – ein Unterfangen, das sich in allen Bereichen lohnt.

Wie klar, wie einsichtig, wie biologisch aufgeschlossen und sympathisch beginnt Alfred Brehm den Reigen seiner Tierklassen mit den Säugetieren und dort mit den Schimpansen: Einen solchen Affen kann man nicht wie ein Thier behandeln, sondern mit ihm nur wie mit einem Menschen verkehren. Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich ist so angenehmes Goutieren möglich.

Der Meyer-Verlag hat sich in der Neuauflage dazu entschieden, einen Querschnitt anzubieten. Da heißt also, den wichtigsten Tierarten (54 sind es) sind die Originalzeichnungen anbei gegeben sowie der klassische Text von Brehm (glücklicherweise mit der alten Schreibart). Diese sind allerdings – dem Platz geschuldet – gekürzt und entsprechend wissenschaftlich akkurat mit drei Punkten als Zeichen der Auslassung versehen – das stört bisweilen beim Lesen, ist aber der einzige und marginale Schönheitsfleck.

Neben den Säugetieren, die den Großteil einnehmen, dürfen Vögel, Kriechtiere, Lurche (wir würden zu beiden Letzteren heute Reptilien und Amphibien sagen) und wirbellose Tiere wie Schnecken, Spinnen, Krebse oder Quallen nicht fehlen. Was ein wenig schmerzt und den sich so arg verfestigten bitteren Beigeschmack der Moderne auszeichnet, ist doch das völlig sinnfreie Bezeichnen von Objekten. Wie lebendig und echt hört sich ein Kriechtier an, wie schrecklich und für alle Generationen von Schülern unverbaubar doch das Reptil – es war nicht alles besser früher, aber beileibe lebendiger!

Fazit:

Ein sprachliche, inhaltliche und auch visuelle (wobei gerade die Zeichnungen der exotischen Tiere längst nicht in dem Maße gelungen sind, wie die der heimischen) Würdigung des Lebens selbst. Eine nachvollziehbare Mischung heimischer und fremdartiger Tiere, ein kluger und sensibler Autor und ein Verlag, der sich selbst und seinen Lesern das schönste Geschenk zum 150. Geburtstags eines ewig jungen Klassikers macht.

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