Chaos auf Deponia

Chaos auf Deponia

Das hohe Niveau macht süchtig

Hats das eigentlich schon mal gegeben? Eine Trilogie im Adventuresektor? Was bei Büchern und Filmen mittlerweile guter (leider allzu wirtschaftlicher) Usus ist, setzt Daedalic erstmals konsequent auf die Spielplattform um. Dass dabei kein geringeres Spiel als das sensationelle Deponia für herhalten muss, kann den Fans nur Recht sein.

Der Erstling schaffte es binnen kürzester Zeit zum bis dato meist verkauften Adventure in deutschen Breiten, und das verdientermaßen, denn Grafik, Sound und vor allen Dingen Handlung und Slapstick waren und sind erste Sahne. Nicht umsonst erinnert Rufus, der komische Held, an den wohl berühmtesten aller Adventure-Helden, an Guybrush Threepwood.

Und genau wie jener legendäre Protagonist aus Monkey Island ist Rufus mit einer gehörigen Portion Selbstüberschätzung, blühendem Narzissmus, naiver Ironie und vor allen Dingen der Leidenschaft zu einem weiblichen Wesen ausgestattet. Noch dazu mit einem übergeordneten Ziel, nämlich den Müllplaneten Deponia ein für allemal zu verlassen.

Das hat letztlich in Teil eins nicht geklappt und wird auch im zweiten nicht funktionieren, wozu gäbe es sonst eine Trilogie? Selbstredend aber ist der Spieler kurz davor, gleich zu Beginn nach der Einleitung (die bereits den ganzen herrlichen Charme dieser Spielreihe offenbart) ist das sagenumwobene Elysium – das Ziel der Träume – zum Greifen nahe, doch der fiese Nebenbuhler Cletus fischt unerfreulicherweise dazwischen und so stürzen Rufus und die angebetete Goal zurück auf den Müllplaneten.

Neben der erneuten Mission gen Paradies steht zunächst aber die Wiederherstellung des Mädchens im Mittelpunkt, denn Goal hat sich beim Sturz den Kopf ganz arg geschreddert, so dass ihr Gehirn in drei verschieden Persönlichkeitsanteile gespalten wurde. Baby-Goal, Krawall-Goal und Lady-Goal sind in ihrer charakteristischen Ausarbeitung zum Brüllen komisch. Man wird ja überhaupt den Eindruck nicht los, dass Chefprogrammierer Jan Müller-Michaelis einen direkten Hang zu multiplen Persönlichkeiten hat, man denke hier nur an Edna bricht aus.

Doch was Poki, so sein Spitzname, und das Team drum herum sich da wieder haben einfallen lassen, lässt jede psychiatrische Analyse in den Hintergrund treten. Gesangseinlagen des Meisters himself, herrlich verbesserte Animationen mit hoher Slapstick-Rate, flockige und vor allen Dingen logische Rätsel und eine interessante Spielwelt.

Wer Teil Eins genossen hat, kommt natürlich bei vielen Gags so richtig auf seine Kosten, aber auch die Neueinsteiger, wenn es denn welche gibt, die jetzt erst dabei sein wollen, kommen problemlos mit dem Spiel zurecht. Die Charaktere sind stimmig, die technische Unterstützung großartig.

Die vom Produktionsteam ernst genommene Kritik am ersten Teil wurde mehr oder minder ausgemerzt. Allein die – warum auch immer – notwendigen Minispiele können nach wie vor nervig sein und auch die Spielwelt nimmt leider zum Ende hin ab anstatt zu. Aber all dies sind Klagen auf hohem Niveau, denn die Deponia-Trilogie ist ein absolutes Meisterwerk und man kann doch stolz sein, dass sich just jene Meisterschmiede in Deutschland befindet.

Fazit:

Zum Brüllen komisch, zum Raten logisch, zum Spielen wohlig. Das reimt sich nur bedingt, passt aber so zum bewusst naiven Gagabenteuer, auf dessen dritten Teil natürlich alle sehnsüchtig warten.

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