Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Inhaltsverzeichnis
Musik

Saltatio Mortis – Finsterwacht

Musik

Daryl Hall – D

Klassik

Stephan Moccio – Legends, Myths And Lavender

Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Nach langer Zeit begibt sich Mythenmetz wieder nach Buchhaim. Erneut ist es ein Brief, der ihn dazu bewegt, an den Ort seiner schlimmsten Erinnerungen zurückzukehren. In diesem Brief heißt es, der Schattenkönig sei zurückgekehrt. Mythenmetz ist außer sich. Kann das wirklich stimmen?

Als er die alte Bücherstadt erreicht, hat sich vieles verendet. Nach dem Brand wurde eine modernere, freundlichere Stadt aufgebaut, die sich ganz dem Tourismus widmet. Nur in manchen Vierteln sind noch die unheimlichen, dunklen Gassen mit den alten, staubigen Antiquariaten zu finden.

Außerdem hat sich eine neue Kunst in der Stadt der Träumenden Bücher verbreitet: der Puppetismus, eine Art Puppenspiel, das jedoch über kleine Figürchen an Fäden weit hinausgeht.

 

Eine Unverschämtheit

Nachdem ich mich nun endlich durchgerungen habe, das Buch zu Ende zu lesen, kann ich es immer noch kaum glauben. Gut, ich habe vorher nicht allzu genau recherchiert, das war wohl ein Fehler. Ich habe mich einfach wahnsinnig gefreut, dass eine Fortsetzung von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ erscheint und sie sofort ganz oben auf meinen Wunschzettel gesetzt.

Dass es sich nur um einen Zwischenband handelt, eine „Ouvertüre“, wie der Autor es nennt, wusste ich daher nicht. Angeblich mangelte es Herrn Moers an Zeit, um eine richtige Fortsetzung zu schreiben, daher habe er mit seinem Verlag ausgehandelt, diesen Zwischenband zu veröffentlichen und arbeitet nun an der „richtigen Fortsetzung“. So endet das Buch dann auch mit dem Satz „Hier fängt die Geschichte an“.

Eine himmelschreiende Unverschämtheit! Das ganze Buch ist ein einziger Witz. Es geht damit los, dass Mythenmetz einen Brief erhält, der ihn nach Buchhaim führt. Das kennen wir doch schon irgendwoher. Aber gut. Als nächstes wird über ein- oder zweihundert Seiten beschrieben, wie Mythenmetz das neue Buchhaim erforscht. Da man Moers langatmige Schreibweise ja gewohnt ist, habe ich das noch hingenommen. Trotzdem dachte ich die ganze Zeit: Und wann geht es jetzt endlich ins Labyrinth der Träumenden Bücher?Immerhin lautet so der Titel des Buchs. Pustekuchen! Es geht gar nicht ins Labyrinth der Träumenden Bücher! Der Höhepunkt des Buchs ist eine einhundert Seiten lange Ausführung über den Puppetismus!

Noch unverschämter ist aber die ungefähr achtzig Seiten lange Schilderung des Puppenspiels, dass Mythenmetz in der Geschichte besucht. Die Handlung des Spiels? Richtig, Mythenmetzs eigene Erlebnisse in „Die Stadt der Träumenden Bücher“. Der treue Fan wühlt sich also durch achtzig Seiten Zusammenfassung einer Geschichte, die er schon kennt!

Das i-Tüpfelchen setzt dann noch das Nachwort des Autors auf, dass einfach nur peinlich ist. Nicht nur die weinerliche Schreibweise und der kindische Versuch, die Schuld auf seinen Verlag abzuwälzen, sorgend dafür, dass man sich als Leser wirklich fremdschämt. Moers spinnt auch noch seine Geschichte bis zum Überlaufen weiter, dass er das Buch nicht geschrieben, sodnern nur Mythenmetz Werke übersetzt habe. Bisher fand ich diese Idee noch ganz nett, aber in diesem Nachwort treibt Herr Moers es echt zu weit. Da erzählt er einem doch wirklich, wie wahnsinnig auführlich die Ausführungen von Mythenmetz gewesen seien und das er sie ohnehin schon so stark gekürzt habe. Unglaublich! Moers seitenlange Ausführungen sind mir schon im ersten Band ab und zu auf den Keks gegangen, aber dass er nun auch noch so tut, als würde er nur das Wichtigste niederschreiben…

Mal ganz im Ernst, dieser Band ist letzten Endes für die Handlung vollkommen überflüssig. Herr Moers hat dieses Buch doch rechtzeitig bis zu seiner Deadline fertig bekommen. Hätte er sich den ganzen Puppetismus-Quark gespart und einfach direkt den dritten Band geschrieben, wäre das doch zeitlich auch hingehauen. Was ist das also für eine halbgare Begründung? Man kann ja sagen, was man will,  aber das ist doch reine Geldmacherei! Hier handelt es sich auch nicht um einen Kunstgriff des Autors oder eine Persiphlage darauf, dass andere Autoren auch immer gleich zahllose Bände schreiben, um viel Geld zu verdienen. Denn auch das würde ja höchstens Schlusssatz rechtfertigen, nicht jedoch die Tatsache, dass vorher gar nichts, aber auch rein gar nichts, passiert. Abgesehen davon ist mir ein solcher „Kunstgriff“ keine 25 Euro wert.

Fazit:

Ich würde jedem Fan von Moers und vor allem von der Stadt der Träumenden Bücher raten, die Finger von diesem Buch zu lassen. Man ist nachher nur wütend und enttäuscht.  Inzwischen bin ich sogar echt mit mir am Ringen, ob ich den dritten Band noch kaufen soll.

Einzig die Tatsache, dass darin die Buchlinge wieder eine große Rolle spielen sollen, hält mich noch bei der Stange. Denn ich liebe die Buchlinge! Andererseits widerstrebt es mir zutiefst, Moers nach diesem Vertrauensbruch gegenüber seinen Lesern noch mehr Geld in die Taschen zu schieben oder seine Verkaufszahlen zu steigern.

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