MAL WIEDER BLEIBT ALLES ANDERS!
Der Musiker:
Mit über 14 Millionen verkaufter Tonträger ist Herbert Grönemeyer einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Mit dem Album „4630 Bochum“ gelang ihm 1984 der Durchbruch. Seitdem erreichte jedes Album Platz 1 der deutschen Charts. Neben seinem Umzug nach London war es vor allem die Tatsache, dass im November 1998 innerhalb weniger Tage sein Bruder Wilhlem und seine Frau Anna verstarben, die Grönemeyer in die Klatschseiten brachte. Im August 2002 feierte Herbert Grönemeyer mit dem Album „Mensch“ nicht nur ein Comeback, sondern auch seinen kommerziell größten Erfolg.
Das Album:
Seit seinem damaligen Umzug nach London und dem Album „Bleibt alles anders“ (für mich sein kreativer musikalischer Höhepunkt) ist sich Herbert Grönemeyer in einem Punkt immer treu geblieben. Kein Album klang wie das andere. Immer wieder hat er sich musikalisch neuen Einflüssen äußerst aufgeschlossen gezeigt. Mit der Folge, das Alben wie „12“ oder „Schiffsverkehr“ nicht mehr so einschmeichelnd klangen wie seiner Zeit „4630 Bochum“ oder „Ö“, jedoch trotzdem überzeugen konnten.
Natürlich war ich auch diesmal sehr gespannt, was Herbie anbietet. Im Vorfeld erstmals eine kleine Ernüchterung. Mit der Single „Morgen“ konnte ich mich zunächst nicht anfreunden (was sich inzwischen mehr als gelegt hat). Demzufolge war ich erstmals ein wenig skeptisch ob das neue Album ebenfalls überzeugen wird.
Nach zahlreichen Hördurchgängen und intensiver Auseinandersetzung mit den Songs kann ich sagen, dass „Dauernd jetzt“ nicht enttäuscht. Man muss dem Album aber ein wenig Zeit geben. Musikalisch merkt man, dass sich Herbert Grönemeyer in den letzten Jahren verstärkt mit dem Thema Filmmusik beschäftigt hat. Viele Titel sind vom Aufbau und der Steigerung her von diesem Genre geprägt.
Wer sich mit „Dauernd jetzt“ beschäftigt, bekommt einige Songperlen, auch wenn es keinen Überhit wie „Männer“, „Vollmond“ oder „Mensch“ gibt. Dafür aber jede Menge textlicher Abwechslung: „Wunderbare Leere“ ist die ultimative Aufforderung das Leben und den Tag zu genießen, „Unser Land“ eine kritische Bestandsaufnahme unseres Landes im Herbst 2014 und „Der Löw“ Grönemeyers humorvoll gelungener Versuch, unseren Weltmeistern ein kleines musikalisches Denkmal zu setzen.
Was das Album aber wirklich auszeichnet sind zwei Titel, die bei mir eine Gänsehaut erzeugt haben: „Fang mich an“ und „Ich lieb mich durch“ sind zwei unfassbar schöne Balladen, wie sie nur Herbert Grönemeyer schreiben und auch singen kann. Aber auch kantige Titel wie „Roter Mond“ und vor allem das sich steigernde „Unter Tage“ zeigen, was Herbert Grönemeer auch 2014 noch kann.
Die limitierte Special Edition kommt mit vier hörenswerten Bonustracks daher. Darunter den Hoopieshnoopie Remix von „Fang mich an“ und die tollen Klavierballaden „Pilot“ und „Neuer Tag“.
Trackliste:
01 – Morgen
02 – Wunderbare Leere
03 – Uniform
04 – Fang mich an
05 – Roter Mond
06 – Der Löw
07 – Unter Tage
08 – Verloren
09 – Unser Land
10 – Ich lieb mich durch
11 – Einverstanden
12 – Feuerlicht
13 – Pilot
14 – Neuer Tag (Live)
15 – Annäherung
16 – Fang mich an (Hoopieshnoopie Remix)
Fazit:
Grönemeyers vierzehntes Studioalbum „Dauernd jetzt“ ist geprägt von sich steigernden, elektronisch gefärbten Melodien. Titel wie „Morgen“ oder „Unter Tage“ muss man mehrfach hören, um sich ihrer ganzen Klasse bewusst zu machen. Rockige Töne wie bei „Uniform“ sind eher selten. Trotzdem funktioniert das Album, da das Songmaterial durchaus überzeugen kann. Ich würde es auf jeden Fall vor seinen beiden letzten Werken „Schiffsverkehr“ und „12“ eintakten. „Dauernd jetzt“ bündelt Grönemeyers Lebens- und Musikererfahrung zu einem äußerst gefälligen Gesamtpaket. Er muss sich und seinen Fans nicht mehr beweisen und kann sich ganz auf das konzentrieren, was ihm beruflich wichtig ist – die Musik. Und genau dieses Gefühl transportiert das Album. Somit bleibt auch diesmal alles anders und Herbie legt erneut ein äußerst überzeugendes Album vor.