Der Direktor

Der Direktor: Eine Berliner Tragödie von Bernd Kaufmann

Inhalt
Dieses Buch ist die Geschichte einer Berliner Familie, die im Osten der faktisch zwar schon geteilten aber doch noch auf vielen Wegen durchlässigen Stadt lebt. Einer Familie, die sich mit dem System DDR nicht „arrangiert“, weil sie glauben, dass man auch ohne der Partei kritik- und bedenkenlos zu folgen seinen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Zunächst geht das – so scheint es zumindest – ja auch gut und die Familie lebt in Einklang mit Nachbarschaft und Kollegenkreis. Herr Sonderling leistet in seinem Betrieb gute Arbeit und bringt „den Laden“ nach vorne. Doch mit dem Erfolg im Betrieb, der unter anderen Voraussetzungen zu einer Karriereleiter hätte werden können, beginnen die „Unverträglichkeiten“ des freien parteiunabhängigen Denkens mit der Parteilinie. Während Sonderling noch in der Hoffnung lebt, seine Leistung werde anerkannt, spinnen „Parteisoldaten“ schon die Fäden, denen man nicht entkommen kann. Parallel zu diesem Einsperren des freien Denkens verläuft auch das „körperliche“ Einsperren, das ihren Höhepunkt in der die Stadt teilenden Mauer findet.

„Hören Sie mal, Sonderling.“ Er senkte die Stimme. „Ich könnte doch Ihr Vater sein. Also hör mal, Werner.“ Eindringlich, mit einem festen Druck seiner Hand auf Werners Arm sah er ihn an. Nie vorher hatte er ihn geduzt. Werner war sehr überrascht, aber natürlich freudig überrascht, schätzte er doch von je her Jüngers warmherzige menschliche Art. „Sie, du hast noch eine große Zukunft vor Dir. Du steckst die hier alle in die Tasche. In unserem Staat zählt der schaffende Mensch. Hier kommen die voran, die anständig und fleißig sind. Das alles bist Du. Nimm dir ein Herz und erkläre dich endlich den Genossen. Dann gehörst du zu uns und alle werden dir Vertrauen schenken. Vertrauen, dann, Ja, aber leider nur dann! Der Leser sieht die sich anbahnende Tragödie kommen, in die Familie Sonderling unweigerlich schlittern muss.

Der Autor
Bernd Kaufmann, wurde 1953 in Berlin geboren und ist dort auch aufgewachsen. Er lebt heute als selbständiger Unternehmer in der Pfalz.

Fazit
Die Geschichte der Familie Sonderling ist der Leitfaden des Buches, der uns einen Einblick in das Leben zwischen der Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und dem Bau der Berliner Mauer gibt. Am Beispiel einer ganzen Reihe von Figuren, darunter auch kauzige „Originale“ und solche, die wir als „Spitzel“ erkennen oder auch solche, die vom Leben nicht unbedingt verwöhnt wurden, lässt Kaufmann uns am Alltag der Menschen während der Entstehung des zweiten deutschen Staates teilhaben. Kleine Anekdoten und Ortsbeschreibungen erwecken diese vergangene Welt wieder zum Leben. Wer jedoch aufmerksam durch das heutige Berlin wandert, dem bleiben die Wurzeln dieses Buches nicht verborgen. Für die Leser, die diese Zeit miterlebt haben, ist „Der Direktor“ ein Erinnerungsbuch, für die Jüngeren eine Möglichkeit, sich auf emotionale Weise mit der Geschichte unseres Landes zu befassen. Für Viele wird dieses Buch die Frage nach dem Stellenwert freien Denkens für ein glückliches Leben aufwerfen.

2 Gedanken zu „Der Direktor“

  1. Klingt sehr interessant. Das Thema erweckt viele aufwuehlende Erinnerungen an das Leben im geteilten Deutschland.
    Hervorragende Rezension! Der Konflikt zwischen zwei Weltanschauungen ist klar dargestellt und macht die Lebensbedingungen anschaulich.
    Meine Bewertung: 5 Sterne

  2. Ein aufschlussreiches Werk zur Geschichte des geteilten Berlin der fünfziger Jahre, interessant, spannend und amüsant. Am Ende fließen Tränen, aber es ist keine Herz-Schmerz-Geschichte, vielmehr ein ergreifenden Bild deutsch-deutscher Vergangenheit, eine bis heute sehr realistische Vergangenheit die auch noch lange nicht vergangen ist.

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