Der Fotograf

Der Fotograf von John Katzenbach

Inhalt
Polizei-Detective Mercedes Barren aus Miami findet heraus, dass ihre Nichte nicht durch den bereits verhafteten mutmaßlichen Täter ermordet wurde, sondern dass der eigentliche Mörder noch frei herumläuft und ermittelt gegen den Widerstand ihrer Kollegen weiter. Währenddessen entführt der wirkliche Täter (Doug Jeffers) Anne, eine Literaturstudentin. Da er sich und seine Art und Weise zu morden für genial hält, macht er sie mit verschiedenen psychologischen Foltermethoden gefügig und verlangt, dass sie seine Gedanken mitschreibt wie eine Reporterin und die Morde dokumentiert. Doug möchte alle seine Morde im Detail aufgeschrieben und fotografiert wissen.

Mercedes nimmt Kontakt zu Dougs Bruder, einem Psychiater auf und versucht mit dessen Hilfe und Erinnerungen, die nächsten Schritte des Mörders zu berechnen, um ihn zu stellen; dieser ist jedoch immer einen Schritt voraus und so versinkt Anne immer mehr in der Welt des Mörders, bis sie keinen eigenen Willen mehr hat und nicht einmal mehr hervorragende Chancen zur Flucht nutzt.

Fazit
Trotz zahlreicher Versuche des Autors Katzenbach, die Charaktere durch Hintergrundbeschreibungen ihrer Privatleben und intimer Details bzw. ihrer Gedanken (z.B. die Beschreibungen auf Seite 54) zu erhellen, wird der Leser mit den Charakteren nicht wirklich „warm“. Schade, denn die Story ist eine wirklich gute und neue Idee. Die Kapitel sind sehr lang und konzentrieren sich jeweils auf einen Protagonisten und seine Handlungen (Mercedes, Doug Jeffers, Anne), so dass es schwerfällt, die Handlung im Zusammenhang zu sehen, vor allem, wenn das Buch nicht an einem Tag ausgelesen wird, sondern der Leser nach einer Weile das Buch wieder zur Hand nimmt. Auch Spannung kommt so nur wenig auf. Der Autor schafft es lediglich, ein wenig nachzuvollziehen, warum Anne sich so von dem Mörder einschüchtern lässt, dass sie nicht einmal gute Fluchtchancen nutzt. Insgesamt jedoch ist der über 600 Seiten lange Roman eher langatmig.

Die Übersetzungsqualität ist solide, weist jedoch für den Lesefluss deutliche Schwächen auf. Durch Übersetzungen wie „Detective Barren“ und andere Formulierungen beispielsweise bleibt die oben geschilderte Distanz zu den Charakteren erhalten, ein „sich Hineinversetzen“ in die jeweilige Person wird damit zusätzlich erschwert. Insbesondere ist es schwierig, sich positiv mit der Hauptakteurin Mercedes zu identifizieren, im Gegenteil!

Da Katzenbach ein sehr bekannter Psychothriller-Autor ist, verwundert dies bei einem 2007 auf Deutsch erschienenen Roman. Bei genauerer Recherche stellt sich heraus, dass der Roman eine Neuauflage des bereits 1987 geschriebenen Buches „Das Auge“ von Katzenbach ist. Wie bei vielen, plötzlich zu Bestsellerautoren gewordenen Schriftstellern, hat also der Verlag nun auch ältere Werke ins Programm genommen, die jedoch an die Qualität der neuen Werke nicht heranreichen. Schade, denn die anderen Bücher von Katzenbach sind sehr lesenswert. Alle Leser, die also einen Katzenbach lesen wollen, sei also geraten, nicht mit „Der Fotograf“ zu beginnen!

Schreibe einen Kommentar